Silberband 083 - Kampf um die SOL
»Tolot hat eine andere Mentalität als wir alle.« Er ließ seinen Nagezahn sehen. »Ich teleportiere in die SOL und sehe nach, was dort los oder nicht los ist. Einverstanden?«
»Nein«, entschied Perry Rhodan spontan. »Etwas stimmt nicht, auch wenn dein Freund Elthor nur an eine Orchidee denkt und Tolotos fest schläft.« Er schaltete sein Kombiarmband auf die für ihn reservierte Frequenz der Hyperinpotronik und sagte: »Rhodan ruft SENECA! Rhodan ruft SENECA! Bitte melden!«
Keine Antwort kam. Dabei hätte SENECA selbst im akuten Gefahrenfall Zeit gehabt, einen Notruf auszusenden.
»Rhodan an SENECA! Dringlichkeitsstufe eins. Ich fordere dich auf, ohne weitere Verzögerung zu antworten!«
Auch diesmal antwortete die Hyperinpotronik nicht.
»Wenn du vorhin nicht Elthors Gedanken gelesen hättest, müsste ich befürchten, die SOL wäre heimlich gestartet«, murmelte Rhodan.
»Ich versuche es noch einmal«, platzte der Mausbiber heraus.
Wieder konzentrierte er sich. Eine Weile später weiteten sich jäh seine Augen. »Sie sind paralysiert! Saphirs Erinnerung zeigt, wie alle in seiner Umgebung wie vom Blitz gefällt zusammenbrechen. Er macht dafür die bordinternen Paralysatoren der SOL verantwortlich.«
»Die Paralysatoren können nur von SENECA aktiviert werden. Er darf sie nur einsetzen, wenn die Besatzung eindeutig gegen ihr eigenes Interesse handelt, also beispielsweise unter äußerem parapsychischen Zwang.«
»Davon lese ich in Saphirs Erinnerungen nichts.«
»Das nehme ich auch nicht an. Meiner Meinung nach hat SENECA die Besatzung ausgeschaltet, um ungestört seine eigenen Ziele verfolgen zu können.«
»Aber wie kommt Elthor dazu, sich ausschließlich mit seiner klonkynischen Orchidee zu beschäftigen?«, fragte Gucky. »Und warum schläft dieser Haluter wie ein betrunkenes Murmeltier?«
Gegen seinen Willen musste Rhodan lächeln. »Ein Paralysierter ist ständig bei Bewusstsein«, sagte er. »Anfangs denkt er nur an seine Situation. Aber er kann daran nichts ändern und wird sich nach einiger Zeit dazu zwingen, sich mit anderen Gedanken zu beschäftigen. Natürlich schweift ein Biologe in sein Fachgebiet ab. An was würdest du denken, Gucky?«
Der Ilt grinste breit. »Mohrrüben, Perry? Willst du das hören?«
»Und was Tolot betrifft«, fuhr Rhodan unbewegt fort, »so halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass er das Ende seiner Paralyse im Schlaf abzuwarten gedenkt, um für anschließende Auseinandersetzungen psychisch und physisch gut gerüstet zu sein.«
»Das leuchtet mir ein wie ein positronischer Blitz«, witzelte der Ilt, der nicht einmal in bedrohlichen Situationen lange ernst bleiben konnte.
Die Wissenschaftler in Rhodans Gleiter hatten sich bislang nicht eingemischt. In ihren Gesichtern stand die Unruhe jedoch deutlich zu lesen. »Was wollen Sie gegen SENECA unternehmen?«, erkundigte sich Carlotte Messanter besorgt.
»Gegen ihn kann ich nichts unternehmen, ohne zugleich die Mission der SOL zum Scheitern zu verurteilen«, antwortete Perry Rhodan. »Wir werden deshalb vorerst nur in der Nähe des Schiffs landen.«
»Und danach?«, fragte Kschang-Tuin.
»Wir warten. Ich bin überzeugt, dass sehr bald etwas geschehen wird, sonst hätte SENECA die Besatzung nicht paralysiert.«
»Und was wird Ihrer Meinung nach geschehen?«, fragte Terka Loskotsch.
»Wahrscheinlich die Landung keloskischer Raumschiffe«, sagte der Terraner düster.
14.
Als die BRESCIA in den Normalraum zurückfiel, erkannte Joscan Hellmut in einer Ausschnittvergrößerung des Panoramaholos den Planeten Last Stopp. Er murmelte eine Verwünschung.
Alles ging glatt – aber eben nur für die Kelosker. Obwohl Hellmut ahnte, dass es für alle Vorgänge und für SENECAs Verhalten eine logische Erklärung gab, fühlte er sich durch die unnachgiebige Haltung der Kelosker zum Widerstand gezwungen. Er blickte sich um und sah, dass das Schott zur Funkzentrale nicht verschlossen war. Durch die transparente Trennwand hindurch entdeckte er auch keinen der Fremden.
Joscan Hellmut fühlte sich verpflichtet, die Besatzung der SOL zu warnen und von der Ankunft der Transportflotte zu unterrichten, damit Gegenmaßnahmen ergriffen werden konnten. Er wusste, dass die Funkanlage wieder voll funktionsfähig war – ebenso wie die Ortungen der BRESCIA. Die betreffenden Systeme hatten nur so lange nicht funktioniert, wie die reguläre Kreuzerbesatzung an Bord gewesen war.
Verstohlen musterte er die beiden Kelosker, die seit dem
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