Silberband 083 - Kampf um die SOL
vierundzwanzig Nug-Triebwerke wurden mit Energie gespeist, die bei der kontrollierten Reaktion von Normalmaterie mit Antimaterie entstand. Doch selbst die extremsten technischen Daten interessierten augenblicklich nicht. Sie gaben Rhodan lediglich die Gewissheit, dass die SZ-2 über ein Potenzial verfügte, das nach aller Wahrscheinlichkeit ausreichte, die heimische Milchstraße zu erreichen.
Der Terraner fragte sich, ob die SZ-1 gemeinsam mit dem Mittelteil der SOL ebenfalls in der Lage sein würde, das Leben aller Besatzungsmitglieder und Bewohner – es gab außer der regulären Besatzung von sechstausend Frauen und Männern viele Kinder und Halbwüchsige – zu schützen. Er gelangte wie so oft in letzter Zeit zu dem Schluss, dass nur SENECA diese Frage beantworten konnte. Aber die Hyperinpotronik schwieg hartnäckig.
»Wir sollten den Drahtkasten verschrotten«, meinte Gucky.
»Drahtkasten.« Rhodan lachte bitter. »Mit gleichem Recht könntest du einen Menschen als Fleischklumpen bezeichnen, Kleiner. SENECA ist etwas, das wir wahrscheinlich nie völlig begreifen werden, ein von Menschenhand und Menschengeist geschaffenes Gebilde mit unglaublicher geistiger Kapazität und eigenem Bewusstsein, das sich über die primitiven Denkvorgänge seiner Schöpfer erhaben fühlt und ein Spiel mit eigenen Regeln veranstaltet. Letztlich sind wir nicht mehr als Schachfiguren, die beliebig hin und her geschoben werden.«
»Trotzdem könntest du SENECA desaktivieren«, wandte der Ilt ein.
»Wahrscheinlich.« Rhodan zögerte. »Obwohl ich mir da nicht mehr absolut sicher bin. Wenn ich SENECA desaktiviere, lösche ich das in ihm gespeicherte geistige Vermächtnis der Menschheit und verurteile die SOL dazu, ewig als Monument menschlicher Ohnmacht auf dieser Hochebene zu liegen – nicht viel mehr wert als ein Haufen Schrott.«
Ein dumpfes Donnern veranlasste beide dazu, den Blick zu heben. Über ihnen spannte sich ein tiefblauer Himmel. Im Zenit blitzte es metallisch auf. Eine Wolke metallener Staubkörner schien über das Firmament zu ziehen.
»Raumschiffe!«, entfuhr es dem Mausbiber.
»Viele Raumschiffe«, ergänzte Rhodan. »Vermutlich die Schiffe der Kelosker, auf die SENECA gewartet hat.«
Die glänzenden Staubkörner sanken allmählich tiefer und verwandelten sich in kegel- und walzenförmige Gebilde. Ein durchdringendes Summen wie von einem zornigen Hornissenschwarm erfüllte die Luft.
Perry Rhodan entdeckte mitten in dem Pulk der Raumschiffe ein kugelförmiges Gebilde, dessen Außenhaut ebenso flamingofarben schimmerte wie die der SOL. »Die BRESCIA!«, rief er überrascht aus. »Sie will zusammen mit den keloskischen Raumern landen.«
»Galbraith würde niemals gemeinsame Sache mit ihnen machen«, protestierte der Ilt.
»Ich denke, dass er nichts mehr zu bestimmen hat«, erwiderte Rhodan bedrückt. »Demnach dürfte die Mission von Hellmut und dem Roboterpärchen gescheitert sein. Ich vermute sogar, dass Romeo und Julia auf Weisung SENECAs mit den Keloskern zusammenarbeiten.«
»Glaubst du, dass die Blechkästen noch an Bord des Kreuzers sind?«
Rhodan nickte stumm.
»Wenn ich in die BRESCIA teleportiere und den beiden Hampelmännern telekinetisch die Hälse umdrehe …«, überlegte Gucky laut. »Stell dir das bildlich vor, Perry!«
»Dir juckt wieder einmal das Fell«, sagte Perry Rhodan unwillig. »Ich fordere dich auf, keinesfalls eigenmächtig zu handeln. Romeo und Julia haben ein mehrfach schnelleres Reaktionsvermögen als du. Sie paralysieren dich, bevor du dir deiner Rematerialisierung bewusst wirst.«
»Spielverderber«, maulte Gucky. »Willst du überhaupt nichts unternehmen?«
In Rhodans Augen blitzte es zornig. »Glaubst du, ich lasse die SOL kampflos in fremde Hände fallen? Aber erst muss ich eine Chance für uns sehen, sonst verderben wir mehr, als wir gutmachen können.« Sein Zorn verrauchte schnell wieder, als der Mausbiber weinerlich das Gesicht verzog. »Ich weiß, dass du es gut meinst, Gucky. Aber nimm einmal auf meine angespannten Nerven Rücksicht!«
»Klar, Chef«, sagte der Ilt erleichtert.
Rhodan widmete seine volle Aufmerksamkeit wieder den landenden Raumschiffen. Sie senkten sich ringförmig um die SOL herum nieder und brannten mit ihren Impulstriebwerken Landeflächen in den Wald.
Perry Rhodan beobachtete durch sein Fernglas, dass die Schleusen der keloskischen Schiffe aufglitten. Kurz darauf öffneten sich auch die gewaltigen Tore der SOL. Kolonnen von
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