Silberband 084 - Eine Galaxis stirbt
näherte.
Er schlief mit diesem Gedanken ein.
Als er erwachte, tauchte das winzige Fahrzeug wieder in den Höllenofen der Riesensonne ein. Die energetischen Störungen wurden so stark, dass Hortox unbedenklich die Triebwerke aktivieren konnte.
Er steuerte das winzige Fahrzeug in einigermaßen sicherer Distanz in einen Orbit. Kurz darauf traf ein schwacher Hyperimpuls ein. Da der Ausgangspunkt von der Positronik errechnet wurde, bereitete es keine Schwierigkeiten, den Kurs entsprechend zu korrigieren.
Eine halbe Stunde später glitt das Fahrzeug durch den engen Paratrontunnel auf die MEGARA zu – und bald darauf verließ der Schnelle Kreuzer die Sonnenatmosphäre. Zwischen dem Kugelraumer und dem Planeten stand die Sonne als Ortungsschutz.
Ronald Tekener blickte besorgt zu dem Überschweren-Mucy Kertan Tigentor, der die Bewusstseine von Tako Kakuta und Betty Toufry beherbergte. »Wie geht es den beiden, Kertan?«, erkundigte er sich.
»Schlecht«, antwortete der Multi-Cyborg. »Die Anstrengungen waren zu viel. Sie brauchen schnellstens die Nähe größerer Mengen PEW-Metall, wenn sie sich nicht völlig verlieren sollen.«
Tekener blickte aus zusammengekniffenen Augen auf die wogende Wand aus kosmischem Staub. Das Beiboot, in dem ihm und den beiden Mucys mit den Bewusstseinen von Tako Kakuta, Wuriu Sengu und Betty Toufry die Flucht aus der Stahlfestung Titan gelungen war, schwebte nur wenige Lichtsekunden vor der gewaltigen Dunkelwolke, die aus dieser Perspektive unendlich groß erschien.
Unablässig sendete Tekener kodierte Hyperfunksprüche an die Vakulotsen.
Sie gehörten zum Volk der Vincraner, das von lemurischen Flüchtlingen abstammte und sich zur Zeit des Haluterkrieges in diese Dunkelwolke zurückgezogen hatte. Obwohl menschlicher Abstammung, unterschieden sie sich wesentlich von den Menschen des Neuen Einstein'schen Imperiums. Der entscheidende Faktor war eine Mutation. Sie hatte den Vincranern die Fähigkeit gegeben, die stetig ihre Lage ändernden Energiestraßen durch den Dunkelnebel aufzuspüren.
Das war lebenswichtig, denn in der Staubhülle tobten Turbulenzen, die jedes mit ihnen kollidierende Schiff zerrissen. Nicht einmal die SVE-Raumer der Laren hatten eine Chance gegen diese Naturgewalten.
Und genau deshalb hatte sich im Innern der Dunkelwolke die Kernzelle des Neuen Einstein'schen Imperiums etablieren können. Menschen, die sich dem Einfluss des Konzils der Sieben Galaxien entziehen wollten, hatten sich in großer Zahl im Sonnensystem Prov in der Wolke angesiedelt. Sie waren nicht aus eigenem Antrieb gekommen – jedenfalls am Anfang nicht. Laren aus dem abtrünnigen Volk der Provconer hatten ihnen geholfen und zwischen ihnen und den in der Dunkelwolke lebenden Vincranern vermittelt. So hatte ein großer Teil der galaktischen Menschheit sich unter der Führung von Lordadmiral Atlan in die Dunkelwolke Provcon-Faust zurückgezogen.
Auf dem dritten Planeten der Sonne Prov siedelten die Flüchtlinge. Obwohl der Planet von Provconern bewohnt war, hatten es die Menschen nicht lassen können, ihm ihren Stempel aufzuprägen. Ihre neue Heimat hatten sie wegen der großen Erdähnlichkeit Gäa genannt – und die neue Hauptstadt der Menschheit Sol-Town.
Hier waren alle vor den Nachstellungen der Laren sicher, denn kein Vincraner hätte jemals einen Laren des Konzils durch die Staubhülle der Dunkelwolke geführt. Aber auch kein Mensch konnte die Provcon-Faust ohne Hilfe der Vincraner betreten oder verlassen.
Deshalb wartete Ronald Tekener ungeduldig darauf, dass die Vakulotsen auf seine Funksprüche reagierten.
»Ortung spricht an!«, meldete Vross Barratill, der das Bewusstsein des Spähers Wuriu Sengu beherbergte. »Ein Objekt nähert sich unserer Position aus Richtung Provcon-Faust.«
Tekener blickte wieder auf den Frontschirm. Nach einiger Zeit kam aus der Dunkelmaterie ein Schiff zum Vorschein. Im Holo erschien das Gesicht eines Vakulotsen.
»Sie sind kein Überschwerer, aber Sie sind in einem Beiboot der Überschweren gekommen«, stellte der Vincraner fest.
»Ich bin Ronald Tekener. Das Kleinraumschiff wurde von meinen Begleitern und mir erbeutet. Wir benötigen einen Lotsen.«
»Ich komme zu Ihnen«, sagte der Vincraner ohne weiteren Kommentar.
Als der Lotse die Zentrale des Beuteschiffs betrat, zuckte er heftig zusammen. Eindringlich musterte er die beiden Überschweren, dann wandte er sich an Tekener und fragte: »Freunde von Ihnen?«
»Sie sind Atlans Mitarbeiter – genau
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