Silberband 084 - Eine Galaxis stirbt
würde ich dieses Risiko eingehen.
Unsere Fluchtvorbereitungen waren bis zu diesem Punkt gediehen, als Betty die Annäherung eines Beiboots meldete. »Grek-24 befindet sich an Bord«, fügte sie hinzu.
Ich schöpfte neue Hoffnung. Vielleicht kam der Freund, um zu melden, dass die Verhandlungen wieder aufgenommen werden sollten …
Das war ein Trugschluss. Als Grek-24 das Beiboot verließ, erkannte ich sofort, dass er mit schlechten Nachrichten kam. Dennoch begrüßte ich ihn herzlich, ich freute mich ehrlich über das Wiedersehen.
»Dies ist unser Abschied, Tek«, sagte er unvermittelt.
Ich verstand. »Du willst bei deinem Volk bleiben. Dafür habe ich volles Verständnis.«
»Ich weiß nicht einmal, ob das noch mein Volk ist. Die neuen Maahks sind mir fremd. Ihr Menschen habt uns immer schon Gefühlskälte vorgeworfen, aber gegen die neue Generation sind wir direkt menschlich. Dennoch muss ich ihre Tüchtigkeit anerkennen.«
»Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, Grek«, versicherte ich ihm. »Ich akzeptiere deine Handlungsweise – und ich verstehe sie. An deiner Stelle würde ich nicht anders handeln. Du gehörst zu deinem Volk.«
»Ich bin nicht nur deshalb gekommen. Sosehr wir Alten mit der Kriegstaktik der Jungen einverstanden sind, so verurteilen wir es doch, dass Grek-1 vertragsbrüchig geworden ist. Wenn es nach uns ginge …«
»Mach dir darüber keine Gedanken«, bat ich. »Die Menschheit weiß sich auch allein zu helfen.«
»Es geht mir nicht um die Menschen«, erwiderte er, »sondern im Moment vor allem um dich. Ich bin gekommen, um dich zu warnen.«
»Wovor?«
»Versetze dich in die Lage von Grek-1. Wenn er euch in die Milchstraße zurückfliegen lässt, muss er befürchten, dass ihr den Laren in die Hände fallt und ihnen alles verratet. Grek-1 weiß, dass ihr keine Verräter seid. Er weiß aber auch, dass die Laren Mittel haben, um sich euer Wissen gewaltsam zu verschaffen. Deshalb will er euch nicht mehr fortlassen. Er ist entschlossen, euch auch mit Gewalt hier festzuhalten.«
»Ich habe selbst schon daran gedacht, dass er diese Möglichkeit erwägt. Ich danke dir jedenfalls, dass du uns gewarnt hast.«
»Du verstehst mich nicht, Tek. Ihr müsst sofort fliehen! Viel Zeit bleibt nicht mehr. Das Vernichtungskommando kann jeden Augenblick in diesem System eintreffen. Es wird alles so schnell gehen, dass eure Schiffe nicht entkommen können … Hast du keine Möglichkeit, die Kommandanten zu warnen? Wie heißt es im Spielerjargon, Tek? Setze alles auf eine Karte. Es geht um euer Leben.«
Ich lächelte – und ich glaubte, es war das Lächeln des Smilers.
»Ganz so hilflos, wie Grek-1 annimmt, sind wir nicht«, beruhigte ich meinen Freund. »Im Gegenteil, wir haben Vorbereitungen für unsere Flucht schon getroffen. Dank deiner Warnung können wir es schaffen. Aber was wird aus dir, wenn …«
»Ich muss jetzt gehen«, unterbrach er mich. »Leb wohl, Tek. Und Hals- und Beinbruch.«
»Auf Wiedersehen, Grek-24. Ich bin sicher, dass es zwischen unseren Völkern wieder so wird, wie es einmal war.«
Seine Haltung, als er zu dem Beiboot zurückkehrte, verriet, dass er nicht daran glaubte. Ich blickte ihm lange nach, dann kehrte ich aus der Erinnerung in die Gegenwart zurück.
Ich hatte die Zeit bis zum allerletzten Augenblick genützt, um eine Tonspule zu besprechen. Darauf forderte ich die Maahks eindringlich auf, der Menschheit im Kampf gegen das Konzil zu helfen, weil dies in ihrem eigenen Interesse war. Ich unterließ es jedoch, Grek-1 auf das Beistandsabkommen von 2405 hinzuweisen. Damit hatte ich schon einmal Schiffbruch erlitten. Stattdessen führte ich alle Argumente an, die mir in der kurzen Zeit einfielen und die vorzubringen ich bei unserer Konferenz keine Gelegenheit gehabt hatte. Es waren stichhaltige Argumente, die auch ein Maahk der neuen Generation akzeptieren konnte. Das hoffte ich zumindest.
Danach ließ ich den Funkspruch an die Ultraschlachtschiffe absenden, der in geraffter und verschlüsselter Form den Transmitter-Justierungsimpuls und die Aufforderung enthielt, die Bahn des Sauerstoffplaneten im Beschleunigungsflug zu kreuzen. Kapitän Rome war ein alter Fuchs, er würde wissen, was er zu tun hatte.
Ich gab ihm eine Viertelstunde Zeit für die Programmierung seines Bordtransmitters und den Anflug. Was Letzteres betraf, wusste ich, dass der Emotionaut den Zeitplan einhalten konnte. Blieb nur zu hoffen, dass seine Transmittertechniker mit der Justierung
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