Silberband 085 - Allianz der Galaktiker
Manipulatoren massieren und ankleiden.
Schließlich wurde sie hochgehoben, eine Reihe künstlicher Klicklaute ertönte, die Musik schwoll an – und endlich öffnete sich der Baldachin. Der Boden unter ihren Füßen stieg langsam empor.
Als Py über den Rand ihrer Gruft blickte, erfasste ihr Blick sieben männliche Zgmahkonen in unterschiedlichen Schutzanzügen – allerdings mit zurückgeklappten und zusammengefalteten Helmen. Auf allen Anzügen prangte das Symbol der Nullbewahrer.
Py schloss daraus, dass sich an der diktatorischen Regierungsform, die sie zuletzt erlebt hatte, bislang nichts geändert hatte, und sie fragte sich, warum die sieben Diktatoren sie geweckt hatten. Einer trat einen Schritt vor, ein alter Zgmahkone mit stumpfen Flecken auf den Schuppen.
»Die Nullbewahrer entbieten Py, der Spezialistin der Nacht, ihren Gruß!«, sagte er. »Mein Name ist Mitron.« Er stellte auch seine Begleiter vor, dann fuhr er fort: »Verzeihen Sie, dass wir Sie geweckt haben, Py. Aber wir werden Sie nicht lange belästigen.«
»Worum geht es?«, fragte Py.
»Wir brauchen Ihren Rat in einer heiklen Angelegenheit«, eröffnete der Zgmahkone, der als Cerlw vorgestellt worden war. »Doch es ist nicht nötig, dass wir Sie jetzt schon belästigen. Ruhen Sie sich noch ein wenig aus oder essen Sie eine Kleinigkeit.«
Py merkte, dass Cerlw einer direkten Antwort auszuweichen versuchte. Dafür musste es einen Grund geben. Doch die Nullbewahrer würden darüber nicht reden, sonst hätten sie es schon tun können. Py beschloss, sich auf das Spiel scheinbar einzulassen und sich alle benötigten Informationen auf Umwegen zu beschaffen.
»Ich habe lange genug geruht«, sagte sie. »Hunger verspüre ich nicht. Außerdem ist es meine Pflicht, Ihnen zu helfen, wenn Sie meiner Hilfe bedürfen. Nennen Sie mir Ihr Problem!«
»Sie haben früher viele Galaxien bereist«, sagte Mitron. »Dabei lernten Sie zahlreiche fremde Völker kennen und erfuhren von noch mehr intelligentem Leben. Haben Sie jemals von einem Volk gehört, dessen Angehörige sich Terraner nennen?«
»Terraner?«, wiederholte Py. »Da muss ich nachdenken.«
Die Spezialistin der Nacht wollte Zeit gewinnen. Sie vermutete, dass eine Fernexpedition auf jenes Volk gestoßen war. Diese Begegnung schien anders ausgegangen zu sein, als die Zgmahkonen es sich vorgestellt hatten und von anderen Kontakten gewohnt waren. War demnach endlich ein Volk auf den Plan getreten, das mächtig genug war, die Ränke zgmahkonischer Machtpolitik zu durchschauen und vielleicht sogar zu durchkreuzen?
Py gönnte den Diktatoren eine Niederlage. Sie war sich allerdings auch der Gefahr bewusst, die eine solche Niederlage für das gesamte Volk bedeuten konnte. Ein stärkerer Gegner mochte nicht unbedingt die bessere Ethik besitzen. Er konnte sogar noch schlimmer sein als die Nullbewahrer.
»Ich kann mich nicht an den Namen erinnern«, sagte Py. »Aber möglicherweise weiß Olw mehr als ich.«
»Olw ist bei den Fremden«, platzte Teilest heraus. Er hatte offensichtlich noch mehr sagen wollen, schwieg aber, als Mitron ihm einen warnenden Blick zuwarf.
Py schloss aus Mitrons Blick, dass der Nullbewahrer Teilest etwas verraten hatte, was sie nicht hätte erfahren sollen. Die Diktatoren trieben demnach kein ehrliches Spiel.
»Olw ist von den Terranern entführt worden«, erklärte Mitron. »Anschließend haben sie sich mit ihrem Raumschiff in eine Ausbuchtung zurückgezogen. Leider wissen wir kaum etwas über dieses Volk und seine technischen Möglichkeiten. Deshalb – und weil wir Olw befreien wollen – brauchen wir Ihre Hilfe, Py.«
Du lügst!, dachte die Spezialistin der Nacht. Meine Analysen von Teilests impulsiver Aussage und deiner Behauptung lassen nur den Schluss zu, dass Olw freiwillig mit den Terranern gegangen ist und mit ihnen zusammenarbeitet.
»Wie kann ich Ihnen helfen?«, erkundigte sie sich.
»Indem Sie gemeinsam mit uns das Tempelarchiv sichten, in dem alle Informationen über fremde Völker gespeichert sind«, antwortete Mitron. »Ich bitte Sie nur, sich vorher einer Sensibilitätsüberprüfung und immunologischer Vorbeugebehandlung zu unterziehen.«
Dagegen hatte Py nichts einzuwenden. Sie hatte lange Zeit im Tiefschlaf gelegen. Erfahrungsgemäß mussten seit ihrer letzten aktiven Phase zahllose Krankheitserreger Mutationen entwickelt haben, denen ihr Organismus niemals ausgesetzt gewesen war. Demzufolge hatte er auch nie entsprechende Abwehrstoffe entwickeln
Weitere Kostenlose Bücher