Silberband 085 - Allianz der Galaktiker
Jajannus Adjutant.
»Was ist geschehen?«, herrschte Ypanqui-Thor ihn an.
»Entführt …«, ächzte der Adjutant. »Entführt … Oh, gerechter Himmel!«
»Wer denn?«, schrie Ypanqui-Thor. »Die Exzellenz …?«
»Natürlich die Exzellenz«, jammerte der Adjutant.
Der Lare packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn. »Weißt du, wohin …?«
»Nordost«, ächzte der Adjutant. »Sheymahin-Berge …«
Ypanqui-Thor ließ ihn los. »Du alarmierst die Ordnungskräfte!«, befahl er. »Ich nehme die Verfolgung auf!«
Innerhalb von zwei Minuten hatte der Lare sein Gefolge auf den Beinen. Mit den Hochleistungsgleitern nahmen sie Kurs auf die Sheymahin-Berge.
Eine Gestalt, die in der Nähe des Hauptgebäudes hinter einem Gebüsch gekauert hatte, huschte die Treppe hinauf, durchquerte die Vorhalle und betrat den Gang, der zu Jajannu Ar-Rhis Dienst- und Privatgemächern führte. Die Audienzhalle lag geradeaus. Die letzte Tür zur Linken führte in den Speiseraum, in dem jetzt zur Abendmahlzeit gedeckt sein musste.
Die Tür öffnete sich vor der hochgewachsenen Gestalt. Drinnen saß Jajannu an der Stirnseite eines rechteckigen Tischs. In der Hand hielt sie einen kleinen Strahler, dessen Mündung auf ihren abendlichen Besucher zielte.
»Mithla Quinoo!«, sagte Jajannu mit einem erleichterten Lächeln. »Ich dachte mir etwas Ähnliches, als ich den Lärm draußen hörte. Was ist geschehen?«
Der Mann von Thlaa trat zwei Schritte nach vorn. »Man hat angeblich versucht, Sie zu entführen, Exzellenz«, antwortete er auf Interkosmo.
Jajannu stand auf. Sie hielt die Waffe weiterhin schussbereit, aber die Mündung inzwischen zu Boden gerichtet. »Sie kommen nicht von Thlaa, nicht wahr?«, erkundigte sie sich.
»Nein, Exzellenz, ich komme von Gäa«, lautete die Antwort. »Leider veranlassten mich die Umstände, Sie in dieser Vermummung aufzusuchen. Ich habe Ihnen eine persönliche Botschaft des Lordadmirals zu überbringen.«
Jajannu warf einen ungewissen Blick auf die Tür.
»Wir sind ungestört, Exzellenz«, versicherte Julian Tifflor. »Meine Leute werden Ypanqui-Thor wenigstens zwei Stunden lang ablenken. Wenn Sie nur Ihren Adjutanten veranlassen könnten, sich ruhig zu verhalten.«
»Das wird besorgt«, versprach Jajannu. »In der Zwischenzeit … reden Sie, bitte!« In ihrem Blick lag ein wenig Enttäuschung darüber, dass der attraktive Zweite Sekretär des Siedlungsrats von Thlaa sich so unerwartet in einen Terraner verwandelt hatte.
»Die seit Jahrzehnten geplante Konferenz aller galaktischen Völker steht unmittelbar bevor«, sagte Julian Tifflor. »Der Lordadmiral verweist auf eine Übereinkunft, die vor Jahren mit dem Großen Rat von Akon insgeheim getroffen wurde und in der sich der Große Rat bereit erklärte, zu der geplanten Konferenz eine entscheidungsbefugte Vertretung zu entsenden. Atlan geht davon aus, dass der Große Rat von Akon an dieser Übereinkunft festhält.«
»Das ist der Fall«, bestätigte Jajannu Ar-Rhi hoheitsvoll.
»Ich habe Ihnen die Koordinaten des Konferenzorts zu übermitteln«, erklärte Julian Tifflor.
»Mündlich?«, fragte Jajannu überrascht.
»Auf etwas ungewöhnliche Weise.« Lächelnd brachte Julian Tifflor ein Behältnis zum Vorschein, das er gerade noch mit einer Hand umschließen konnte. »Die Laren haben überall Spione. Deshalb ist dieser Mikrosteuerteil in der Positronik des Fahrzeugs zu installieren, mit dem der Konferenzort aufgesucht wird. Wie das geschieht, spielt keine Rolle, das Gerät kommuniziert auf einer besonderen Frequenz und wird das Fahrzeug an ein Zwischenziel dirigieren. Erst dort veranlasst es, dass auf dem Datenschirm der Hyperfunkanlage eine Nachricht erscheint, die mit einer bestimmten Sendeleistung in eine vorgegebene Richtung abzustrahlen ist. Leistung und Richtungsdaten erscheinen ebenfalls. Die Sendung wird von einer unserer Relaisstationen empfangen und nach positiver Prüfung mit den endgültigen Zielkoordinaten beantwortet. Danach ist die Lenkung des Fahrzeugs der Positronik zu überlassen, die den Konferenzort ansteuern wird.«
»Über welche Reichweite soll das Fahrzeug verfügen?«
»Dreißigtausend Lichtjahre Aktionsradius.«
Jajannu Ar-Rhi betrachtete das Kästchen von allen Seiten. »Ich nehme an, es ist empfindlich?«, erkundigte sie sich.
»Nicht sehr. Sie können es fallen lassen, gegen die Wand werfen und sonst mit ihm tun, was Ihnen beliebt. Nur wenn Sie es zu öffnen versuchen, vernichtet es sich selbst.
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