Silberband 086 - Inferno der Dimensionen
sucht ihr euch zwei Personen aus, möglichst ältere Leute, die zusammen in einem Haus leben, und nehmt ihre Identität an.«
»Und was geschieht mit den älteren Leuten?«
»Temporäre Suspension, anders geht es nicht. – Ein Fahrzeug steht bereit. In spätestens sechs Stunden trefft ihr in Parkutta ein; in zehn Stunden erwarte ich einen vorläufigen Bericht.«
»Klar«, sagte Sylvia. »Wir sind schon unterwegs.«
Reginald Bull musste keine zehn Stunden warten. In den Bergen nördlich der Stadt Parkutta schlugen Sylvia Demmister und Ranjit Singh ein provisorisches Lager auf und gaben schon sehr bald den ersten Zwischenbericht ab: »Keine Attrappe. Das Parkutta-Projekt ist Klasse-eins.«
Eine Ahnung drohender Gefahr schreckte Leven Strout aus dem Schlaf. In den Jahren seiner Mitgliedschaft in der OGN hatte er gelernt, solche Ahnungen ernst zu nehmen.
Er hatte in sein Appartement Sensoren eingebaut, die ihn über die Vorgänge in seiner Umgebung besser auf dem Laufenden hielten als die serienmäßig installierte Standardware. Leven prüfte die Anzeige der Sensoren. Zwölf grüne Kontrolllichter zeigten an, dass sich niemand in der Nähe des Appartements befand. Trotzdem überzeugte er sich durch einen Griff zum Schocker mit dem gedrungenen Lauf, dass er nicht wehrlos war.
Währenddessen erlosch eines der Lichter.
Leven Strouts Nachdenklichkeit war wie weggewischt. Wenn sich jemand nur draußen im Gang befunden hätte, wäre die Anzeige zum Flackern angeregt worden. Dass sie erlosch, bedeutete, dass sich ein Unbefugter an dem Sensor zu schaffen gemacht hatte.
Strout überschlug seine Aussichten. Wahrscheinlich warteten draußen die Häscher. Allein der Umstand, dass sie nach Sensoren suchten, bewies ihm, dass seine Rolle durchschaut war. Er erwog, Porta Pato eine Warnung zukommen zu lassen. Denn das Geschehen bedeutete schlicht und einfach, dass die XQI-Meldung doch eine Finte gewesen war. Aber ihm blieb nicht mehr genügend Zeit. Schweren Herzens aktivierte er die Sicherheitsschaltung, die alle Geräte nach Ablauf von fünfzehn Minuten zerstören würde. Damit war der zeitliche Rahmen gesetzt, wie auch immer diese Sache ausging.
Zwei weitere Lichter erloschen. Die Position der zugehörigen Sensoren verriet, dass die Aphiliker von links her den Gang entlangkamen. Sie waren noch etwa zwölf Meter von der Wohnungstür entfernt.
Leven Strout eilte in den Wohnraum zurück, suchte brennbares Material zusammen und häufte es an der Wand auf. Dann goss er einen Behälter mit einer stark riechenden Reinigungsflüssigkeit darüber aus und setzte alles in Brand.
Eine Stichflamme schoss in die Höhe. Leven wich bis an den Eingang zurück. Nach wenigen Augenblicken schrillte die Alarmanlage. Aus der Sprinkleranlage versprühte eine branddämmende Chemikalie. Obwohl das Feuer gelöscht wurde, schwelte das in Brand geratene Material weiter. Dichter Rauch erfüllte das Appartement und quoll auf den Gang hinaus. Die Sirene heulte schaurig.
Ringsum wurde es lebendig. Leven Strout hörte das charakteristische Summen und Dröhnen der Instandhaltungsroboter, die zu seinem Appartement kamen. Er ließ die Tür um eine Handbreit zur Seite gleiten. Auch menschliche Stimmen waren inzwischen zu hören. Die Bewohner der umliegenden Wohnungen wollten erfahren, was die nächtliche Unruhe bedeutete.
Als der erste Roboter die Tür erreichte, öffnete Strout vollends. Ohne ihn zu beachten, glitt das Maschinenwesen an ihm vorbei zum vermeintlichen Brandherd. Hinter ihm folgten weitere Roboter. Durch die nun vollends geöffnete Tür wälzte sich der Qualm in den Gang hinaus.
Leven Strout nutzte die Chance und wandte sich nach rechts. Menschen und Roboter waren überall, er konnte nicht unterscheiden, welches die Häscher waren und wer nur Nachbarn. Scheinbar unbekümmert schob er einige Leute, die ihm im Weg standen, zur Seite. Er fühlte ein unangenehmes Prickeln im Nacken und fragte sich, ob in diesem Augenblick jemand den Lauf einer Waffe auf ihn richtete. Er blieb jedoch unbehelligt und war fast überrascht, als die nächste Gangkreuzung vor ihm auftauchte, ohne dass er festgehalten worden wäre.
Er bog nach links ab und brachte sich damit aus dem vom Gang her einsehbaren Bereich. Plötzlich hatte er es eilig. In weiten Sprüngen hetzte er bis zum nächsten Antigravschacht. Mit einem kräftigen Ruck stieß er sich an einer der Haltestangen ab und segelte nach unten. In der zweiten Etage verließ er den Schacht und benützte für
Weitere Kostenlose Bücher