Silberband 086 - Inferno der Dimensionen
presste die Lippen zusammen. Seine Hände verkrampften sich.
Öffne den Schutzschirm für uns! Und eine der Hauptschleusen, damit wir an Bord kommen können!, befahl Voillocron.
»Nein!«, rief Rhodan so laut, dass alle in der Zentrale erschrocken zusammenfuhren. »Wir werden euch nicht an Bord lassen!«
So etwas wie ein spöttisches Gelächter klang in ihm auf. Hast du noch immer nicht verstanden? Wir werden auch ohne deine Hilfe unser Ziel erreichen. Das würde nur wenig mehr Anstrengung erfordern.
»Was geschieht, wenn ihr an Bord seid?«
Für solche Fragen ist es jetzt zu spät, erklärte der Oberste Wy. Du hättest sie stellen sollen, als du die ersten Beweise unserer Existenz erhalten hast. Inzwischen sind sie sinnlos geworden, denn du kannst dich uns nicht mehr entziehen.
Rhodan atmete laut und heftig. Er hob den Kopf.
In diesem Moment betrat Dobrak die Zentrale. Er ging zu den anderen Keloskern und redete leise mit ihnen. Waringer eilte zu ihm und gab Rhodan kurz darauf einen vielsagenden Wink.
»Also gut«, erklärte der Terraner. »Voillocron, wir lassen euch an Bord und werden nicht auf euch schießen. – Öffnet Hangarschleuse sieben!«
Oberst Mentro Kosum fuhr herum. »Ich protestiere! Die Sicherheit des Schiffs kann unter diesen Umständen nicht mehr gewährleistet werden.«
»Der Befehl bleibt bestehen.« Rhodan blickte auf den Hauptschirm. Das flirrende Etwas war zu einem deutlich erkennbaren Gebilde geworden. Noch war es etwa tausend Kilometer von der SOL entfernt, die Hochleistungsoptiken zeichneten aber gute Bilder auf.
Am unteren Schirmrand wurden Daten eingeblendet. Voillocron verbarg sich demnach in einem Riesenkristall von etwa fünf Metern Durchmesser. Ein Antrieb war nicht zu erkennen. Rhodan konnte auch nicht in das Innere dieses weiß strahlenden Gebildes sehen, an dem sich das Licht der Sterne tausendfach brach und das aus sich selbst heraus zu leuchten schien. Er spürte den von den Koltonen ausgehenden geistigen Druck immer stärker. Voillocron sprach nun nicht mehr mit klar formulierten Gedanken zu ihm, sondern ließ ihn nur noch seine lähmende Macht spüren.
Alle beobachteten den Kristall, der durch eine Strukturlücke im Schutzschirm glitt und langsam an die SOL heranschwebte. Kaum jemand konnte sich wirklich vorstellen, dass in diesem Gebilde alle Macht des Universums vereinigt sein sollte. Je näher der Kristall kam, desto deutlicher fühlten die Männer, Frauen und Kinder in der SOL jedoch, dass sich etwas änderte. Kaum jemand dachte noch klar und nüchtern, fast alle wurden von den Koltonen, die Jahrhunderttausende überdauert hatten, in den Bann geschlagen.
Selbst Perry Rhodan fragte sich in diesen Sekunden, ob der verzweifelte Kampf gegen das Konzil nun sein Ende fand. Es schien so zu sein. Zumindest der Oberste Wy und seine Begleiter waren davon überzeugt, dass sie den gefährlichsten Gegner des Konzils unschädlich gemacht hatten.
Als sich das Schleusenschott wieder schloss, zeigte das Bild auf dem Schirm nicht mehr die Rute, sondern die Schleuse, in der sich der Kristall befand. Er funkelte wie ein gigantischer Diamant.
Rhodan, der mit einem Rest seines freien Willens gegen die Koltonen kämpfte, glaubte, im Innern des Gebildes eine Bewegung zu erkennen. »Dobrak«, sagte er mühsam. »Dobrak …«
Der Kelosker hob einen weißen Stab. Im gleichen Moment wurde das Beraghskolth aktiv.
Perry Rhodan hatte das Gefühl, von einer scharfen Klinge durchbohrt zu werden. In ihm erklang ein grauenhafter telepathischer Schrei.
Nein, Rhodan!, brüllte Voillocron voll Entsetzen und Zorn. Tun Sie das nicht! Halten Sie ein, Rhodan!
»Ich kann nicht, Voillocron«, antwortete er mit gepresster Stimme. »Selbst wenn ich wollte, könnte ich Sie jetzt nicht mehr retten. Ich darf nicht zulassen, dass Wesen wie die Koltonen stofflich werden. Es muss einmal zu Ende sein, Voillocron.«
Das Chaos schien über die SOL hereinzubrechen. Jeder an Bord hörte die gellenden Schreie der Koltonen. Jeder sah sich dem namenlosen Entsetzen dieser Entitäten gegenüber, die sich nicht nur für unsterblich, sondern auch für absolut unbesiegbar gehalten hatten.
Der Kristall wurde grau und stumpf.
Er zerbröckelte.
Deutlich war im Holo zu sehen, wie sich Risse bildeten und Staub herunterrieselte.
Die telepathischen Schreie klangen immer wieder auf, bis der Kristall mit hörbarem Knirschen in etwa zwanzig Teile zerbrach. Rhodan sah eine graue Masse aus den Bruchstücken hervorquellen
Weitere Kostenlose Bücher