Silberband 087 - Das Spiel der Laren
neugierig. Wenn Dobrak mir etwas mitzuteilen hatte, dann war das von höchster Bedeutung. Der Kelosker sprach mich nicht wegen Kleinigkeiten an. Wenn er sich meldete, dann ging es um ein kosmopolitisches Problem.
Aufzeichnung Galto Quohlfahrt
2.9.3581
»Den Kopf abschneiden?« rief Goliath. »Niemand von uns würde auf einen derart absurden Gedanken verfallen. Dabei könnte ja dein Gehirn beschädigt werden. Das Risiko wäre uns viel zu hoch.«
Meine Vermutung schien den Posbi tatsächlich entsetzt zu haben. Ich war erleichtert über seine Antwort. Kummer war ich gewohnt und durchaus bereit, allerlei mitzumachen, aber irgendwo musste eine Grenze sein. Schließlich ist der Kopf eines der wichtigsten Körperteile.
»Also gut«, willigte ich seufzend ein. »Ich füge mich freiwillig. Ihr braucht mich nicht festzuhalten. Ich gehe in den Operationssaal.«
Meine Freunde ließen mich los und wichen zur Seite. Ich schritt durch die Gasse, die sie gebildet hatten, auf den Gang hinaus. Für einen kurzen Moment war ich versucht, erneut die Flucht zu ergreifen, doch meine Vernunft siegte. Die Wunde musste versorgt werden.
Ich war zudem gespannt, was sie mit mir machen würden. Eigentlich war ich erstaunt, dass sie mir noch keine Konzentratnahrung in den Hals gestopft hatten, um damit den Energieverschleiß während meiner Flucht auszugleichen.
»Wie fühlst du dich?« fragte Prilly.
»Ausgezeichnet«, log ich. Die Wunde tat weh. Ich hatte das Gefühl, dass sich mein Schädel aufblähte.
»Vorsicht, fall nicht!« rief Goliath voller Sorge, als ich über eine Werkzeugtasche hinwegstieg, die von einem der Posbis oder Matten-Willys abgestellt worden war.
Die Matten-Willys schnatterten wie die Hühner. Jeder hatte etwas zu fragen. Einer erkundigte sich, ob ich ein gewisses Flimmern vor den Augen hätte, was zweifelsohne ein Zeichen von Schwäche sei. Ich verneinte. Ein anderer wollte wissen, ob die Wunde brenne. Sie tat es. Ich schwindelte ihm vor, dass ich sie kaum noch spürte. So ging es weiter, bis wir den Medotrakt erreicht hatten. Jetzt behandelten sie mich wie ein unmündiges Kind, stützten mich wie einen Zweihundertjährigen und schnitten mir die Kleidung vom Leib. Dabei benutzten sie Scheren mit stumpfen Spitzen, um meine Haut ja nicht zu ritzen.
Zwei Posbis tauchten meine Hände in eine grünliche Flüssigkeit, die sich augenblicklich braun verfärbte. Sie zogen meine plötzlich wieder sauberen Hände aus der Brühe heraus, übergossen sie mit einem duftenden Desinfektionsmittel und versahen sie mit einer Creme, um die Haut weich und geschmeidig zu machen.
Splitternackt stand ich inmitten der Horde und ließ mit mir geschehen, was sie als unabdingbar ansahen. Schließlich hoben sie mich behutsam mit Hilfe eines Antigravfelds hoch und legten mich auf den Operationstisch. Dabei stützten sie Kopf und Schultern mit einem Energiefeld ab, das ausschließlich auf organische Materie ansprach. So konnten die Posbi-Operateure meinen Kopf unbehindert und von allen Seiten her bequem bearbeiten.
»Er hat einhundertzweiundzwanzig Gramm abgenommen«, stellte ein Matten-Willy quietschend vor Entsetzen fest.
»Das hat Zeit bis später«, antwortete Goliath. Er legte mir Energiefesseln an, die mich zur Unbeweglichkeit verdammten, und dann hörte ich, wie sie die Narkose vorbereiteten.
Das kann heiter werden, dachte ich.
Medo-Migg setzte mir die Hochdruckkanüle an den Arm. In diesem Moment kehrte meine Erinnerung zurück.
Als ich den Sessel herumschwenkte, geschah es. Irgendetwas traf das Schiff. Ich wurde hochgeschleudert und flog etliche Meter weit durch die Luft. Arme und Beine ausgestreckt, versuchte ich, mich abzufangen. Trotzdem prallte ich mit voller Wucht gegen die Fellballen, die einen großen Teil dieses Transportraums füllten. Obwohl das Material weich war, hatte ich das Gefühl, gegen eine Wand aus Stein gerannt zu sein.
Die Ballen stürzten zudem auf mich herab und begruben mich unter sich. Als der nächste Schlag gegen das Schiff erfolgte, wurde ich zwar erneut wie ein Spielball durch den Raum geschleudert, aber ich war rundum so geschützt, dass ich mich kaum verletzen konnte.
Ich fragte mich, was geschehen sein mochte. Immerhin befand ich mich auf einem von den Laren kontrollierten Handelsraumer. Vor noch nicht einmal achtundvierzig Stunden hatte ich das Schiff betreten. Sie hatten mich gefragt, ob ich in der Lage wäre, einen auf einem fernen Planeten abgestürzten Fragmentraumer der Posbis zu
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