Silberband 087 - Das Spiel der Laren
sich uns ein Posbiraumer näherte. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich war darauf vorbereitet, ein Wrack zu untersuchen, nicht aber lebenden Posbis zu begegnen. Für mich sind Posbis lebende Geschöpfe.
Mir wurde heiß und kalt zugleich, als der riesenhafte Fragmentraumer vor mir aufwuchs. Ich hatte nie zuvor ein Raumschiff dieser Art gesehen. Irgendwo an der unübersichtlichen Außenhülle öffnete sich ein Schott. Wir schwebten in einen geräumigen Hangar hinein. Wenig später erschienen die ersten Posbis vor dem Beiboot. Sie forderten uns über Funk auf, auszusteigen.
Meine Hände waren feucht und meine Kehle rau, als ich ihnen gegenüberstand. Sie waren bizarre Konstruktionen völlig unterschiedlicher Art, die mit sinnlos erscheinenden Zusätzen versehen waren. Selbstverständlich war nichts an ihnen überflüssig oder nutzlos. Das sah nur so aus.
»Da sind noch mehr Besatzungsmitglieder«, sagte der Kommandant. »Sie haben sich in andere Beiboote gerettet.«
Ein Posbi rollte auf Raupenketten auf uns zu und fuhr zwei Teleskopaugen aus, mit denen er uns eingehend musterte. »Wir haben die Schiffbrüchigen bereits geborgen«, antwortete er, ruckte herum und schwenkte einen Arm nach oben. »Gehen Sie!«
Fieberhaft suchte ich nach Worten, fand jedoch keine. Ich wollte nichts anderes als Kontakt mit den Posbis haben. Mit ihrer Mentalität und Denkweise kannte ich mich aus, aber das nützte nichts, solange mir nichts einfiel, was ich hätte sagen können. Ich war viel zu aufgeregt.
Wir liefen vor den Posbis her. Aus Seitengängen tauchten Matten-Willys auf und bildeten Pseudoaugen aus, mit denen sie uns neugierig betrachteten.
Als das Schott eines großen Raums krachend hinter mir einrastete, hätte ich vor Wut und Enttäuschung heulen können. Kein Wort war über meine Lippen gekommen. Die Chance war vertan.
Der Raum enthielt absolut nichts, keine Sessel, keine Liegen, keine Tische, keine Nahrungsmittel. Die Posbis gingen nicht auf unsere Bedürfnisse ein. Die Offiziere fluchten verärgert, aber ich blieb still. Allmählich fing ich mich. Ich war der Einzige, der nicht überrascht war. Es hätte mich vielmehr verunsichert, wenn die Posbis uns mit allem versorgt hätten, was wir benötigten.
Ich setzte mich auf den blanken Boden und lehnte mich mit dem Rücken an eine Wand. Die Offiziere blieben stehen. Wenig später trafen die anderen Besatzungsmitglieder ein. Erst da erfuhr ich, dass sie das Handelsraumschiff schon vor den Offizieren verlassen hatten. Sie waren dennoch erst später von den Posbis aufgefischt worden.
Keiner kümmerte sich um mich. Das war nicht verwunderlich, denn ich war nur Passagier und kannte niemanden. Auch legte ich keinen Wert auf ein Gespräch mit einem dieser Männer. Ich war immer schon ein Einzelgänger gewesen. Menschen interessierten mich nur dann, wenn sie weiblichen Geschlechts waren. Unter den Schiffbrüchigen war aber keine Frau, die mich von meinen Gedanken an die Posbis hätte ablenken können. Ich überlegte, was ich tun konnte.
Von Anfang an war mir vollkommen klar, dass die Posbis uns zu einem Sauerstoffplaneten bringen und dort absetzen würden. Unser weiteres Schicksal war ihnen zweifellos egal. Deshalb stand für mich auch fest, dass ich mich von den anderen trennen musste. Ich durfte das Posbischiff nicht verlassen. Nur so konnte ich hoffen, meine wissenschaftlichen Arbeiten unmittelbar fortsetzen zu können.
Ich schaute mich um. Die Wände waren kahl. Zwar gab es vereinzelte Belüftungsgitter, aber durch sie konnte ich nicht entkommen.
Beunruhigt erhob ich mich. Der Boden bebte leicht. Der Fragmentraumer flog also mit hoher Beschleunigung weiter. Viel Zeit blieb mir nicht.
Ich ging an den Wänden entlang, bis ich wieder an die Stelle kam, an der ich auf dem Boden gesessen hatte. Es gab keine Möglichkeit, auszubrechen. Also musste ich warten und auf eine spätere Chance hoffen.
Ich ließ mich erneut nieder. Das Warten machte müde, ich schlief ein und erwachte erst, als die ersten Besatzungsmitglieder den Raum verließen. Der Navigator hatte mir die Hand auf die Schulter gelegt und mich wachgerüttelt.
Ich eilte zum Ausgangsschott und schob mich zwischen die anderen. Über die genaue Zahl der Besatzungsmitglieder war ich nicht informiert. Ich schätzte jedoch, dass es etwa einhundertzwanzig Personen waren. Es ging zur Schleuse zurück. Ich entsann mich, dass an einer Stelle ein schmaler Gang abzweigte. Endlich erreichte ich diesen Punkt. Ich schlüpfte zur
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