Silberband 087 - Das Spiel der Laren
dass ihre Agenten nicht zu Verrätern werden können.«
»Auch sie können nicht alles.« Malena schaffte es nicht, das Beben ihrer Stimme zu verbergen.
Salvo hoffte immer noch, dass es sich auszahlen würde, dass er sich auf die Seite des Stärkeren, nämlich des Konzils, geschlagen hatte. Falls seine Rolle auf Tomalkeyn durchschaut wurde, waren ihm zwanzig Jahre Zwangsarbeit in den Minen der Storkman-Wüste sicher. Es beruhigte ihn nicht, dass er diese zwanzig Jahre keinesfalls würde abarbeiten müssen, denn das hatte noch niemand geschafft. Keiner überlebte länger als acht Jahre in dieser Hölle.
Salvo fluchte lautlos vor sich hin und konzentrierte sich wieder auf seine Geräte. Ungläubig registrierte er eine Anzeige. Irgendwo im Umkreis von zehn Kilometern arbeiteten andere elektronische Geräte. Die Quelle konnte er nicht anpeilen, da sie schnell wieder erlosch.
Er musste dem auf den Grund gehen. Bevor Malena ihn zurückhalten konnte, verschwand er im Unterholz und schlug einen weiten Bogen um den Obelisken herum.
Volos Terdenbeek schaltete den Hypertaster aus und biss sich auf die Unterlippe.
»Was hast du?« fragte sein Begleiter, ein weißhaariger alter Mann mit von zahllosen Falten durchzogenem Gesicht.
»Wir sind geortet worden«, stellte Terdenbeek fest.
Kerm Kutting musterte den Hypertaster, dann schüttelte er den Kopf. »Nur das Streufeld kann angemessen worden sein, denn der Richtstrahl war auf den Obelisken justiert. Wäre er geortet worden, hätten wir Fremdimpulse registriert.«
Terdenbeek spähte in den dampfenden Dschungel. »Ich verstehe nicht, dass du so ruhig bleiben kannst, Kerm. Jemand hat uns geortet – und das kann niemand aus der Nähe des Obelisken gewesen sein. Folglich handelt es sich um Unbekannte, die wie wir das Geschehen beobachten. Weißt du, welchen Schluss das zulässt?«
Kutting hustete unterdrückt, spuckte auf den Boden und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er litt unter der feuchten Hitze ebenso wie unter den Beschwerden des Alters. Immerhin war er 151 Jahre alt und hatte damit die durchschnittliche Lebenserwartung eines Menschen des 36. Jahrhunderts schon überschritten. »In meinem Alter ist man skeptisch gegenüber den eigenen Gedanken«, entgegnete er kurz angebunden. »Außerdem hast du den Hypertaster sofort wieder abgeschaltet, sodass unsere Position nicht eingepeilt worden sein kann.« Er schaute sich prüfend um und fügte dann hinzu: »Dennoch werden wir von hier verschwinden. Niemand braucht zu wissen, dass zwei Gerätebau-Ingenieure aus Julianatown nebenbei ein bisschen Spionage betreiben.«
Terdenbeek funkelte seinen Gefährten zornig an. Mit seinen knapp 47 Jahren sah er die Dinge noch anders. »Warum willst du dich fortschleichen, Kerm? Wir sollen uns um alles kümmern, was auf Tomalkeyn an Ungewöhnlichem geschieht. Dazu gehört auch, dass wir feststellen, wer außer uns hier hinter den Vhratoschisten herspioniert.«
»Wir dürfen vor allem nicht entlarvt werden, mein Junge«, erklärte Kutting geduldig. »Atlan kann nicht mehr aus dem Vollen schöpfen wie früher. Wenn wir ausfallen, bekommt er wahrscheinlich keinen Ersatz, und es gäbe auch niemanden mehr auf Tomalkeyn, der einen Einheimischen zum USO-Spezialisten ausbilden kann, so, wie ich es mit dir versucht habe.« Er lud sich seinen Teil der Geräte auf die Schultern und deutete auf den Rest. »Nimm das Zeug und komm mit!«
Volos Terdenbeek gehorchte widerstrebend. Kutting war sein Vorgesetzter.
Der alte USO-Spezialist schritt ziemlich rüstig voran. Er kannte den Urwald gut genug, um allen Gefahren instinktiv auszuweichen. Die Sumpfbecken stellten dabei die geringste Bedrohung dar. Wegen ihrer schillernden Lachen waren sie bei einiger Aufmerksamkeit kaum zu übersehen.
Anders verhielt es sich mit den Gloscheyns. Sie tauchten immer wieder unverhofft auf, nebelhafte Gebilde ohne definierbare Form, aber mit stets gleichem Volumen. Wen sie auch nur berührten, der starb ohne feststellbare Spuren von Gewalteinwirkung. Die einzige Abwehr gegen die Gloscheyns bestand darin, ihnen auszuweichen. Da sie sich nur langsam fortbewegten und offensichtlich nicht darauf aus waren, absichtlich eine Berührung herbeizuführen, gelang das recht gut.
Manchmal tauchten sie jedoch in solcher Vielzahl auf, dass ein Ausweichen schier unmöglich erschien – so wie jetzt.
Kerm Kutting und Volos Terdenbeek hatten ein Sumpfbecken umgangen, als vor ihnen mindestens dreißig grauweiße Nebelgebilde
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