Silberband 087 - Das Spiel der Laren
Gloscheyns verlauten lassen«, sagte der Lare vorwurfsvoll. »Die Erforschung dieser seltsamen Lebensform wäre vielleicht wichtig gewesen. Aber lassen wir das vorerst beiseite. Ich halte die Wahrscheinlichkeit für äußerst gering, dass zwei vorsichtige und zuverlässige Agenten beinahe gleichzeitig von Lebensformen getötet wurden, deren Gefährlichkeit ihnen bekannt war. Es sei denn, ihr normales Verhalten wurde durch das Auftauchen von etwas noch Gefährlicherem beeinflusst.«
»Polizei?« fragte Baardenveen tonlos.
»Ich denke an die Vhratoschisten«, erklärte der Lare. »Es erscheint logisch, dass sie sich gegen das Herumspionieren Unbefugter abgesichert haben und die Agenten entdeckten. Allerdings werden die Vhratoschisten schweigen, weil sie an einem Projekt arbeiten, das sie geheim halten möchten.«
»Haben Sie ihretwegen besondere Anweisungen?«
»Nein!« antwortete Hotrenor-Taak. »Kümmern Sie sich nicht mehr um diesen Vorfall. Aber weisen Sie Ihre Helfer an, besonders wachsam zu sein und im Falle eines ungewöhnlichen Ereignisses die Reaktionen der Kolonisten genau zu beobachten und präzise festzuhalten. Ich melde mich zu gegebener Zeit wieder.«
Erneut verschwand die Projektion des Laren. Alfen Baardenveen starrte lange auf die Stelle, an der Hotrenor-Taak, der mächtigste Mann der Milchstraße, eben noch scheinbar körperlich gesessen hatte. Dann gab er verschlüsselte Anweisungen an seinen Agentenring aus.
Nils Herkenbosch hörte dem morgendlichen Bericht seines Pressereferenten geduldig zu. Normalerweise enthielten die Faksimileausgaben keine sensationellen Artikel mehr, seit die Selbstkontrolle die meisten Berichte über Gewaltverbrechen und die ansteigenden Zahlen der Psychoneurotiker zurückhielt. Der Administrator ließ sich lediglich berichten, was Wirtschaft und Politik betraf und die Stimmung der Bevölkerung beeinflussen konnte. Als sein Referent jedoch auf den Artikel zu sprechen kam, den der Julianatown Star über die Aktivitäten der Vhratoschisten herausgebracht hatte, wallte sein Ärger auf.
»Ein Mann wie Baardenveen, der seine Fühler praktisch überall hat, ist natürlich darüber informiert, dass ich das Projekt der Vhratoschisten in das Forschungsprogramm aufnehmen will«, schimpfte er. »Wenn Baardenveen trotzdem gegen das Projekt zu Felde zieht, muss er sich klar darüber sein, dass er mich diffamiert.«
»Soll ich Verbindung mit ihm aufnehmen?« erkundigte sich der Referent.
»Nein!« antwortete Herkenbosch schroff. »Ich werde nicht offen gegen Baardenveen vorgehen. Das käme einem Schuldbekenntnis gleich. Aber ich werde dafür sorgen, dass er ins Schwitzen gerät, indem ich in der übrigen Presse Artikel lanciere, die Baardenveens revolutionäre Vergangenheit aufhellen und ihn zu einem unglaubwürdigen Intriganten herabwürdigen.«
»Soll ich das übernehmen, Sir?«
»Wer sonst?« antwortete Herkenbosch.
Der Pressereferent fuhr fort. Er schien an diesem Tag jedoch nicht vom Glück begünstigt zu sein, denn nach wenigen Minuten wurde er erneut unterbrochen. Die Störung ging von dem roten Visiphon aus, das seit seiner Montage stumm geblieben war. Nils Herkenbosch starrte das Gerät an, als könnte er nicht glauben, dass das alarmierende Schrillen von dort kam. Es war einzig und allein für den Fall reserviert, dass Tomalkeyn ein Angriff aus dem Weltraum drohte.
Endlich nahm der Administrator den Ruf entgegen. Belim Suhartu war, solange er zurückdenken konnte, Chef der Raumkontrolle und hatte damit den langweiligsten Job auf Tomalkeyn inne. Mit der Langweile schien es jedoch vorbei zu sein. Mühsam beherrscht berichtete Suhartu, dass ein Raumschiff sich zielstrebig Tomalkeyn näherte.
Es ist so weit!, dachte der Administrator. Die Laren haben unsere Kolonie entdeckt. Sie werden uns in die Sklaverei verschleppen und unsere Städte einäschern.
Nur zögernd wurde ihm bewusst, dass der Chef der Raumkontrolle nichts über den Schiffstyp gesagt hatte und folglich gar nicht feststand, ob tatsächlich ein Raumschiff der Laren anflog. Die Alternative war ein Walzenschiff der für ihre Übergriffe berüchtigten Überschweren. Im Vergleich mit ihnen musste man den Laren eine gewisse Humanität zugestehen.
Der Administrator fragte nach.
»Die Auswertung zeigt ein Kugelraumschiff«, berichtete Suhartu. »Durchmesser zweitausendfünfhundert Meter, Ringwulsttriebwerke.«
»Kein SVE-Raumer?« fragte Herkenbosch bebend.
»Eindeutig kein SVE-Raumer!«
Der Administrator
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