Silberband 087 - Das Spiel der Laren
Es fiel Baardenveen schwer, seine Enttäuschung zu verbergen.
»Setzen Sie sich!« sagte Hotrenor-Taak. Diesmal klang seine Stimme gütig – mit einem Unterton von Jovialität. »Ich verstehe Ihre Enttäuschung, aber als vernünftiger Mensch müssten Sie sich längst gesagt haben, dass ich meine Gründe dafür habe, die Kolonie nicht schon längst aufzulösen.«
»Leider kenne ich Ihre Beweggründe nicht.«
»Sie werden bald alles erfahren, und in absehbarer Zeit wird sogar Ihr Wunsch, als freier Mann auf einer anderen Welt zu leben, in Erfüllung gehen. Ich habe die Kolonie bislang unbehelligt gelassen, weil ihre Bevölkerung in einem meiner Pläne eine bedeutsame Rolle spielen soll. Dieser Zeitpunkt ist in greifbare Nähe gerückt. Erst danach kann Tomalkeyn verschwinden.«
Alfen Baardenveen atmete auf. Er hatte alles gehört, was der Lare ihm erklärt hatte, aber hauptsächlich nur verstanden, dass er nicht mehr allzu lange auf die Erlösung warten musste. »Was kann ich tun, um Ihnen zu helfen?« erkundigte er sich eifrig.
Hotrenor-Taak lächelte flüchtig. »Halten Sie Ihre Agenten zu erhöhter Wachsamkeit an! Sehr bald wird ein ungewöhnliches Ereignis eintreten. Ich bin daran interessiert, so viele Informationen über die Reaktion der Menschen auf Tomalkeyn zu bekommen, dass ich eine verlässliche Analyse erstellen lassen kann.«
»Was ist das für ein Ereignis?« fragte Baardenveen.
»Es liegt im Interesse der Sache, dass Sie nichts Konkretes darüber erfahren, bevor das Ereignis eingetreten ist. Ihre Berichte werden umso wertvoller sein, je unbefangener Sie an die Abfassung gehen.«
»Ich verstehe«, sagte Alfen Baardenveen, obwohl er völlig im Dunkeln tappte. Siedend heiß fiel ihm ein, wie prekär seine eigene Stellung auf Tomalkeyn seit dem Verschwinden von Kenba Salvo und Malena war.
»Etwas beunruhigt Sie«, stellte Hotrenor-Taak fest. »Haben Sie Schwierigkeiten mit den Behörden?«
Baardenveen war schlicht verblüfft, dass der Lare aus einer kaum erkennbaren Reaktion auf seine psychische Situation schließen konnte. Er berichtete stockend, und Hotrenor-Taak hörte gelassen zu und fragte schließlich: »Verfügen Sie über Hinweise, dass das technische Erbe in den Obelisken der Kolonie evolutionäre Impulse geben könnte?«
»Nein«, gestand Baardenveen. »Aber ich möchte diese Möglichkeit nicht ausschließen.«
»Sie wird nicht zum Tragen kommen«, versicherte der Lare. »Ich denke, Sie haben so umsichtig reagiert, wie ich das von Ihnen erwarten durfte.«
Alfen Baardenveen nickte und setzte zu einer Erwiderung an, als das Visiphon sich meldete. Im gleichen Augenblick erlosch die videomaterielle Projektion Hotrenor-Taaks. Ungehalten über die Störung, nahm Alfen das Gespräch an. Als sich Janelliks Abbild stabilisierte, hielt er unwillkürlich den Atem an.
»Schalten Sie auf Zerhacker!« verlangte der Killer.
Baardenveen tat das mit zitternden Fingern. Er befürchtete, eine Hiobsbotschaft zu hören.
»Kenba und Malena sind tot«, berichtete Janellik. »Kenba wurde offensichtlich ein Opfer der Gloscheyns, Malena wurde von einem Parkenier getötet, als sie ihm zu Hilfe eilen wollte. So jedenfalls haben wir das Geschehen rekonstruiert.«
Alfen Baardenveen runzelte die Stirn. Etwas an dem Bericht gefiel ihm instinktiv nicht. »Malena eilte Kenba zu Hilfe?« überlegte er laut. »Demnach muss Kenba den Standort der Geräte verlassen haben. Gibt es Hinweise, warum er den Beobachtungsplatz verließ?«
»Keine«, antwortete Janellik. »Vielleicht hat er etwas Verdächtiges bemerkt und ist dem nachgegangen. Aber wenn es Spuren Dritter gegeben hat, dann sind sie in dem hier niedergehenden Wolkenbruch längst verwischt. Wir halten das jedoch für unwahrscheinlich, denn die elektronische Ausrüstung ist unangetastet.«
Baardenveen atmete auf. »Danke!« sagte er erleichtert. »Schafft das Gerät weg und lasst die Toten liegen, wo ihr sie gefunden habt. Niemand wird es verdächtig finden, wenn zwei Leichen unter diesen Umständen entdeckt werden.« Er schaltete ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Als er aufblickte, saß die Hotrenor-Taaks Projektion wieder im Sessel.
»Ich hielt es für angebracht, nicht zufällig von Ihrem Gesprächspartner gesehen zu werden«, sagte der Lare. »Sie wirken entspannt und erleichtert. Haben Sie gute Nachrichten bekommen?«
»Ja und nein«, antwortete Baardenveen und berichtete, war er erfahren hatte.
»Sie haben nie etwas über diese
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