Silberband 087 - Das Spiel der Laren
das Konzil arbeiten. Die Laren würden den Kontakt mit Tomalkeyn abbrechen. Das bedeute, dass dann eure Einnahmequelle versiegt.«
»Ich verstehe.« Banzo nickte verbissen. »Was sollen wir tun?«
»Fliegt zum Obelisken und stellt fest, was mit Kenba und Malena ist! Gebt euch als Reporter des Julianatown Star aus, die mehr über die geheimnisvollen Vorgänge da draußen erfahren wollen. Ich werde notfalls als Besitzer des Julianatown Star aussagen, dass ihr für mein Blatt gehandelt habt.«
»Kein Problem für uns«, erklärte Janellik. »Wenn wir erfahren, dass Kenba und Malena verhaftet worden sind, finden wir einen Weg, Malena zu beseitigen.«
»Ihr müsst dann auch Kenba zum Schweigen bringen«, erklärte Baardenveen kategorisch. »Gegen Verhördrogen ist er ebenso wenig gefeit.«
»Kenba ist unser Freund«, wandte Makaresch ein.
»Dann erweist ihr ihm einen Freundschaftsdienst und tötet ihn, falls er verhaftet wurde. Ein schneller Tod ist besser als das qualvolle Dahinsiechen in den Minen.«
Hidur Janellik erhob sich. »Du kannst dich auf uns verlassen, Alfen«, erklärte er ausdruckslos. »Komm, Banzo!«
Auf Makareschs Gesicht spiegelte sich sein innerer Konflikt. Aber Baardenveen wusste, dass Banzo bald alle Hemmungen überwinden würde. Er holte die Presseausweise aus seinem Schreibtisch. Seine Helfer waren schon oft als Reporter aufgetreten. Er ärgerte sich nur darüber, dass er nicht auch Kenba und Malena in dieser Rolle zum Obelisken geschickt hatte. Aber die Sache war ihm zu brisant erschienen, und er hatte zu spät erkannt, dass es falsch gewesen war, eine wirklich bedeutende Sache heimlich anzugehen.
Nachdem Hidur und Banzo sein Büro verlassen hatten, rief er seinen Chefredakteur an und beauftragte ihn, in die nächste Ausgabe des Julianatown Star eine Meldung zu lancieren, dass die Vhratoschisten sich vom Vhratokult losgesagt hätten und dabei wären, sich das Erbe der Obelisken anzueignen, um ihren gefährlichen Ideen Gewicht zu verschaffen. Er ließ sich auf keine Bedenken ein, zumal der Bericht der Opposition im Parlament Munition gegen Administrator Herkenbosch liefern würde.
An der kleinen Automatbar seines Büros tastete er sich einen synthetischen Whisky. Als er sich mit dem Glas umwandte, erschrak er so, dass es ihm beinahe aus der Hand gefallen wäre. Zwischen ihm und seinem Schreibtisch stand eine Person, die er niemals auf Tomalkeyn vermutet hätte.
»Der Vhrato wird kommen!« sagte Hotrenor-Taak auf Interkosmo. »Das ist doch wohl, soweit ich informiert bin, die am häufigsten benutzte Grußformel auf diesem Planeten.«
Alfen Baardenveen schluckte krampfhaft. Aus geweiteten Augen starrte er auf den Laren, der als Verkünder der Hetosonen der Verwalter des Konzils für die Milchstraße war. »Sie?« brachte er endlich ungläubig hervor. »Aber … ist das nicht zu gefährlich für Sie, persönlich …?«
Der Lare unterbrach ihn mit einer schroffen Geste. »Sie kennen mich von Bildern, und Sie kennen meinen Namen, Baardenveen, aber Sie kennen mich nicht wirklich«, erklärte er im Tonfall eines Lehrers, der einem begriffsstutzigen Schüler die Grundzüge fünfdimensionaler Mathematik beizubringen versuchte. »Was Sie sehen, ist eine videomaterielle Projektion, die ich mit Hilfe eines Synchron-Manipulators steuere.«
Baardenveen fasste sich relativ schnell wieder. Gedankenlos kippte er seinen Whisky, danach brachte er sogar ein Lächeln zustande. »Bitte, entschuldigen Sie meine Überraschung, Verkünder. Ich war nicht darauf gefasst, Ihnen ausgerechnet in meinem Büro zu begegnen. Die Projektion wirkt absolut echt.«
»Sie ist sogar perfekt!« erwiderte Hotrenor-Taak.
Alfen Baardenveen sah zu, wie sich die Projektion des Laren in einem Sessel niederließ. Wieder war er verblüfft. Nichts verriet, dass er kein Wesen aus Fleisch und Blut vor sich hatte, sondern nur eine Bündelung energetischer Felder. Jedenfalls drückte Hotrenor-Taaks vermeintlicher Körper die Sitzfläche des Sessels so ein, wie er es real auch getan hätte.
»Mein Kompliment«, sagte Baardenveen. Er räusperte sich, verärgert darüber, dass ihn ein technischer Trick derart beeindruckt hatte. »Ich nehme an, Sie sind erschienen, um mich darauf vorzubereiten, dass die Kolonie auf Tomalkeyn demnächst aufgelöst wird.«
»Sie irren sich«, entgegnete der Lare. »Die Kolonie Tomalkeyn wird weiterbestehen. Wegen einer solchen Lappalie hätte ich mich nicht persönlich bemüht.«
»Ja, wahrscheinlich.«
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