Silberband 087 - Das Spiel der Laren
diese Überlegungen fallen, als die eigenen Frachter in Sicht kamen. Ihre Terkonithüllen waren in den vielen Jahrzehnten in Wind und Wetter stumpf geworden. Alfen Baardenveen landete zwischen zwei Frachtschiffen auf dem überwucherten Gelände. Der nahe Dschungel ragte wie eine undurchdringliche Wand auf: bald würde er sich das Hafengelände einverleibt haben. Tomalkeyn hatte niemals Raumfahrt betrieben, um die Aufmerksamkeit der Laren nicht auf sich zu ziehen.
Ein zweiter Fluggleiter landete in unmittelbarer Nähe. Baardenveen wollte zu Hidur Janellik und Banzo Makaresch hinübergehen und sie instruieren, da erfüllte ein anschwellendes Heulen und Brausen die Luft. Ein heftiger werdender Sturm fegte über das verwilderte Hafengelände hinweg.
Baardenveen blickte in die Höhe und hielt den Atem an, als er das gigantische Gebirge aus flamingofarbenem Ynkelonium-Terkonit sah, das mit ausgefahrenen Landebeinen herabsank. Panik erfasste ihn. So groß hatte er sich dieses Schiff nicht vorgestellt. Es würde ihn und alles andere unter sich zermalmen.
Die Sturmböen wurden zum Orkan, der selbst die Baumriesen des Dschungels beugte. Vertrocknete Sträucher flogen durch die Luft, sogar einzelne Baumkronen. Sand und Dreck schmirgelten über den Gleiter, in dem Baardenveen bebend ausharrte und darauf wartete, dass dieses Toben endlich aufhörte.
Dann war das Raumschiff unten. Knirschend und mahlend setzten die gewaltigen Landeteller auf, die Teleskopstützen schoben sich zusammen, federten nach und verharrten schließlich, als die Antigravprojektoren die ungeheure Masse des Schiffs stabilisierten.
Es wurde totenstill.
Alfen Baardenveen starrte ungläubig zu der Schiffshülle hinauf, auf der in flammend roten Schriftzeichen der Name stand:
MARCO POLO!
11.
Hotrenor-Taak lag bequem ausgestreckt in einem Schalensessel und beobachtete die Vorgänge auf dem Holoschirm. Sensoren im Rumpf der falschen MARCO POLO zeichneten die Szenen aus Julianatown auf, die stetig über Richtstrahl zu seinem Flaggschiff gesendet wurden.
»Sie reagieren wie erwartet«, bemerkte der hünenhaft gebaute Mann neben Hotrenor-Taak.
»Kopflos, emotionsbestimmt und fanatisch«, erwiderte der Lare. »Eine blind reagierende Masse. Eben richtige Terraner.«
Maylpancer lächelte ironisch. »Glauben Sie nicht, dass alle Massen so reagieren, Verkünder?«
Ohne den Kopf zu wenden, antwortete Hotrenor-Taak: »Wir Laren lassen die Voraussetzungen für solches Fehlverhalten bei uns erst gar nicht aufkommen. Das ist der Unterschied.«
Wie ein riesiger Heerwurm schoben sich die Menschenmassen auf der Verbindungsstraße zwischen der Hauptstadt und dem Raumhafen der MARCO POLO entgegen. Da zu beiden Seiten der Straße undurchdringliches Gestrüpp wucherte, drängte sich alles notgedrungen auf engem Raum.
»Unser Plan scheint aufzugehen.« Da Hotrenor-Taak Wert auf gepflegte Umgangsformen legte, vermied er es, von seinem Plan zu sprechen, und bezog den Überschweren ein.
Maylpancer runzelte die Stirn. »Auf Tomalkeyn wird er sicher funktionieren«, erwiderte er. »Ich frage mich nur, ob wir anderswo nicht zu spät kommen werden.«
»Wegen des Zwischenfalls auf Olymp?«
Maylpancer nickte. »Wenn Rhodan zurückkehrt, kommt er mit einem Fernraumschiff, das ist meine Meinung. Da sehr viel Zeit vergangen ist, kann die Erde nur in unermessliche Weiten verschlagen worden sein. Selbst ein Fernraumschiff wird gezwungen sein, seine Treibstoffvorräte zu erneuern.«
»Zuerst dachte ich genauso«, erwiderte der Lare. »Inzwischen habe ich die Ereignisse mitsamt dem Randgeschehen auf Olymp genau prüfen lassen. Die Analyse sagt eindeutig aus, dass die Aktion gegen unsere Falle von Rebellen des NEI zusammen mit dem auf Olymp im Untergrund arbeitenden Widerstand geplant und durchgeführt wurde. Zweck der Aktion war, unser Fallensystem lahm zu legen. Wäre die Auswertung nicht so eindeutig gewesen, ich hätte unsere Planung mit der falschen MARCO POLO fallen lassen. Die Menschen verfügen über mindestens einen großen Kugelraumer dieses Typs, das ist eine neue Erkenntnis, aber an sich unbedeutend.«
Hotrenor-Taaks Überlegungen schweiften in eine andere Richtung ab. Doch davon verriet er dem Überschweren nichts. Niemals hätte er einem Abhängigen gegenüber zugegeben, dass ihn Sorgen bedrückten, zumal diese Sorgen seiner Überzeugung nach überhaupt nichts mit den Terranern zu tun hatten. Seit einiger Zeit blieben die bislang regelmäßig eintreffenden
Weitere Kostenlose Bücher