Silberband 087 - Das Spiel der Laren
holte tief Luft, dann schrie er: »Ich kenne nur ein solches Raumschiff, Mann! Das ist die MARCO POLO!«
»Dann wäre ja … dann käme …«, stammelte Suhartu. Plötzlich stieß er hervor: »Der Vhrato kommt! Er kommt nach Tomalkeyn! Endlich, endlich …« Heftig schluchzend verstummte er.
»Es scheint so«, flüsterte Nils Herkenbosch. »Es scheint tatsächlich so, aber ich kann es nicht glauben. Warum sollte der Vhrato ausgerechnet nach Tomalkeyn kommen?«
»Warum?« wiederholte der Pressereferent, der schier zur Steinsäule erstarrt war. »Weil auf Tomalkeyn seine treuesten Anhänger leben.«
Tief in Herkenboschs Unterbewusstsein tauchte die Frage auf, woher Perry Rhodan, wo immer er bislang gewesen sein mochte, wissen sollte, dass der Vhratokult auf Tomalkeyn besonders ausgeprägt war. Woher er überhaupt von der Existenz der Kolonie wissen konnte. Doch diese Frage verdrängte er sofort wieder.
Dennoch handelte der Administrator nicht kopflos. Das anfliegende Raumschiff hatte sich noch nicht als MARCO POLO zu erkennen gegeben. Er überlegte, ob er die Raumabwehr alarmieren und befehlen sollte, die Schiffe, mit denen die ersten Kolonisten auf Tomalkeyn gelandet waren, zu starten und zur Verteidigung zu formieren.
Er verwarf diesen Gedanken schnell wieder. Erstens waren diese Raumer nur bewaffnete Frachter. Zweitens lagen die letzten Probeläufe der Triebwerke mindestens achtzig Jahre zurück, und drittens hatte die Raumabwehr nur eine theoretische Ausbildung erhalten und wäre in einem Gefecht wohl hilflos unterlegen.
»Geben Sie Raumschiffsalarm, Suhartu!« befahl er. »Sobald die Bevölkerung in den Tiefbunkern Schutz gesucht hat, werde ich mich in die Sendung von Julianatown Television einschalten und die Bürger informieren, dass uns möglicherweise Perry Rhodans Besuch bevorsteht.«
»Aber sollten die Leute nicht gleich …«
»Kein Wort darüber! Alle würden zum Raumhafen laufen, und wenn das Schiff in feindlicher Absicht kommt, wären sie schutzlos. Ich mache Sie persönlich dafür verantwortlich, dass von unseren Spekulationen nichts durchsickert!«
»Ja, Sir«, bestätigte Belim Suhartu. »Natürlich.«
Kerm Kutting und Volos Terdenbeek hatten sich nach dem Alarm nicht in den nächsten Tiefbunker begeben, sondern in einen geheimen Raum im Keller ihres Bungalows am Stadtrand. Hier stand eine komplette Anlage zum Abhören, Dekodieren und Entzerren von Funksprüchen. Ihre Erwartung, mehr zu erfahren, erfüllte sich jedoch nicht. Es gab e in paar nervöse Anfragen der Abwehr, die nur durch die stereotype Wiederholung, der Administrator würde sich rechtzeitig melden, beantwortet wurden.
»Ich begreife das nicht!« sagte Terdenbeek ungeduldig. »Die bewaffneten Frachter müssten schnellstmöglich starten, wenn sie eine strategische Verteidigungsposition einnehmen sollen.«
»Gegen wen sollten sie die Kolonie verteidigen?« fragte Kutting mit unerschütterlicher Ruhe.
»Gegen Laren oder Überschwere«, antwortete sein Untergebener erregt. »Der Alarm kann doch nur bedeuten, dass ein Flottenverband im Anflug ist.«
»Damit hast du deine Frage selbst beantwortet, mein Junge. Würdest du, wenn du Administrator wärst, rund fünfzigtausend Männer ohne praktische Raumerfahrung mit schlecht bewaffneten und ungenügend gewarteten Frachtern gegen einen Flottenverband der Laren oder der Überschweren antreten lassen?«
Volos Terdenbeek ließ den Kopf sinken. »Nein, natürlich nicht«, gestand er bedrückt ein. »Dann ist Tomalkeyn also verloren.«
»Noch wissen wir nichts Genaues«, beschwichtigte Kutting. »Achtung, da kommt eine Mitteilung!«
Im Holoempfang leuchtete das Logo von Julianatown Television. Nach wenigen Sekunden wich es dem Abbild des Administrators.
»Liebe Mitbürger!« Nils Herkenboschs Stimme verriet mühsam unterdrückte Erregung. »Ich habe Alarm geben lassen, weil Tomalkeyn von einem noch nicht identifizierten Raumschiff angeflogen wird. Es ist zurzeit noch rund siebzig Millionen Kilometer entfernt und wird, wenn es seinen Kurs beibehält, in einen Orbit einschwenken.«
»… oder zum Landeanflug übergehen«, kommentierte Kutting.
»Ich lasse mich ungern auf Spekulationen ein«, fuhr der Administrator fort, »aber ich halte es für möglich, dass das Schiff nicht in feindlicher, sondern in friedlicher Absicht kommt. Es handelt sich weder um einen SVE-Raumer der Laren noch um ein Schiff der Überschweren, sondern um einen Kugelraumer mit 2.500 Metern
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