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Silberband 088 - Der Zeitlose

Silberband 088 - Der Zeitlose

Titel: Silberband 088 - Der Zeitlose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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er. »Hat mir jemand eine PILLE verpasst, als ich nicht bei Bewusstsein war?«
    Speideck hatte sich immer geweigert, die PILLE zu nehmen. Er hatte die letzten Tage vor dem Sturz in den Schlund auf seine Weise verbracht, hier im Trainingslager des Swallop-Hauses.
    Trotzdem: Er war krank und damit nicht mehr aphilisch. Obwohl es dafür keine direkten Anhaltspunkte gab, fühlte Speideck, dass er an Non-Aphilie erkrankt war.
    Seine Unruhe hielt nicht lange an, letztlich empfand er Zufriedenheit mit seinem neuen Zustand. Es war, als würde er sich selbst neu entdecken, als wären bisher die besten Seiten seines Wesens verborgen gewesen.
    Speideck erhob sich und taumelte durch den Ring. Sekundenlang hielt er sich an den Seilen fest, dann schwang er sich in die Halle.
    Speideck war fast zwei Meter groß und muskelbepackt. Sein Gesicht sah gerötet aus, über den großen hellblauen Augen waren die Brauen nur andeutungsweise erkennbar. Jans Gesicht war breit, beinahe grobschlächtig und wirkte wegen des von einer Hautfalte in der Mitte gespaltenen Kinns wenig anziehend. Er hatte seine strohblonden und schulterlangen Haare mit einem Band aus Schlangenhaut zusammengebunden.
    Speideck ging in dem ihm eigenen trottenden Schritt bis zum Baderaum und stieß die Tür auf. Galt war nicht da, es deutete auch nichts darauf hin, dass jemand in den letzten Stunden geduscht hatte.
    Mit den Zähnen öffnete Jan die Verschlüsse seiner Handschuhe und zog sie von den Händen, dann nahm er die Bandagen von den Handgelenken ab.
    Vielleicht hatte Cersivon Galt Angst bekommen, weil er so fest zugeschlagen hatte, und war gegangen.
    Speideck schaute durch das Fenster. Es war dunkel. Seltsam, dass draußen weder Licht noch das Glühen des Schlundes zu sehen war.
    Als er an der Tür vorbeiging, machte er eine seltsame Entdeckung. Der Schlüssel steckte noch im Schloss. Es war von innen abgeschlossen. Doch wenn Galt wirklich gegangen war, wie hatte er ohne Schlüssel von außen die Tür verriegeln können?
    »Cersivon!«, schrie Speideck. »Warum versteckst du dich?«
    Er durchsuchte alle Nebenräume, fand den Sportkameraden aber nicht. Dennoch konnte Galt nicht gegangen sein, dagegen sprach die verriegelte Tür. Andererseits hatte er sich bestimmt nicht in Luft aufgelöst haben.
    Speideck ging erneut zur Tür, schloss auf und öffnete. Erschrocken wich er zurück, denn ein eiskalter Wind fauchte ihm entgegen. Schneeflocken wurden hereingewirbelt. Draußen herrschte vollkommene Dunkelheit.
    Warum sind die umliegenden Häuser nicht beleuchtet?, überlegte der riesenhafte Mann. Im Gegensatz zu seiner Halle, die eine autarke Energieversorgung besaß, wurden alle anderen Gebäude zentralisiert mit Energie versorgt. War diese Zufuhr unterbrochen? Vielleicht aus Sicherheitsgründen?
    Speideck ging in die Umkleidekabine und zog seine Armbanduhr aus der Jackentasche, um festzustellen, wie lange er bewusstlos gewesen war.
    Seine Augen weiteten sich, als er auf das Zifferblatt blickte.
    4. Januar 3582.
    Die Sekundenanzeige der Uhr bewegte sich, also funktionierte sie. Offensichtlich hatte sich jemand einen schlechten Scherz erlaubt und die Uhr um vier Monate vorgestellt. Wahrscheinlich war Galt dafür verantwortlich.
    Speideck kleidete sich an. Er fühlte sich ratlos. Auf den Straßen trieben sich zu Tausenden Verrückte herum, die die PILLE geschluckt hatten. Roboter versuchten zwar Ordnung zu schaffen, aber sie hatten längst die Kontrolle über die Ereignisse verloren.
    Speideck ertappte sich bei dem Gedanken, dass er insgeheim mit den durch die PILLE immun gewordenen Menschen sympathisierte. Noch vor kurzer Zeit hatte er sie verdammt. Auf eine nicht erklärbare Weise hatte er sich seit seinem Knock-out verändert. Nicht nur er, sondern auch die Welt um ihn herum. Er erinnerte sich nicht, dass es in Terrania City jemals unprogrammiert zu schneien angefangen hatte, ganz zu schweigen von diesem nicht vorhergesagten Kälteeinbruch.
    Was ging draußen eigentlich vor? Wenn die Immunisierten noch auf den Straßen waren, hätte er sie hören müssen. Doch da war nichts. Es war sogar unheimlich still.
    Jan Speideck registrierte ein mulmiges Gefühl. Dabei hatte er sich in seinem ganzen Leben nie gefürchtet. Vor sechsundzwanzig Jahren war er geboren und in einer staatlichen Wärmekapsel aufgezogen worden. Abgesehen von seiner Marotte, eine Laufbahn als Profiboxer einzuschlagen, war er stets ein vorbildlicher Aphiliker gewesen und hatte die Idee einer aphilischen

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