Silberband 088 - Der Zeitlose
Posbis und Willys im Sprint hätte schlagen können.
Also musste ich die Flucht auf eigene Faust wagen. Ich wandte den simpelsten und ältesten Trick an, auf den meine Leibwächter immer wieder hereinfielen.
Auf den Holoschirmen der Steuerzentrale waren die sechs terranischen Kreuzer zu sehen, die nach den Berechnungen der Kelosker genauestens dosierte Thermostrahlen auf den Fragmentraumer abschossen, um damit jene Verfallserscheinungen an der zerklüfteten Außenhülle zu erreichen, die ein Fernflug bewirkt hätte.
Zwischen den Salven flogen immer wieder kleine Vermessungsschiffe am Rumpf entlang, um die Beschädigungen auf ihre Glaubwürdigkeit zu überprüfen.
»Da, wie grandios!«, rief ich und deutete auf einen der Schirme.
Die Willys fuhren ihre Stielaugen aus, die Posbis richteten ihre Sehlinsen darauf. Ich hatte mich schon zuvor etwas von ihnen abgesondert. Jetzt wirbelte ich herum und rannte aus der Zentrale.
»Galto, was soll das?«, erreichte mich auf dem Korridor der erste Funkspruch der Posbis.
Die Willys stimmten ein Wehklagen an. Ich rannte in einen Seitengang und sah dabei, wie die Meute der Posbis und Matten-Willys aus der Zentrale gestürmt kam.
Ich sprang in einen Antigravlift und verließ ihn etliche Etagen tiefer, als ich hoch über mir die ersten Posbis eindringen sah. Ich lachte vergnügt auf.
»Galto, warte auf uns!«, funkten sie.
Ich hatte gute Lust, meinen Schutzhelm mit dem eingebauten Visiphon zu zertrümmern, damit mich ihre verzweifelten Appelle nicht mehr erreichen konnten. Aber dann hätte ich auch nicht mehr mit den terranischen Einsatzkommandos in Verbindung treten können.
Vor mir tauchte eine Gruppe von Technikern auf, die mit einem ferngelenkten Thermostrahler eine unwichtige Energieleitung systematisch zerschmolzen.
»Helft mir, meine Verfolger abzuschütteln!«, rief ich ihnen zu.
Sie erkannten mich und verstanden – zumindest teilweise.
»In Ordnung, wir werden Ihre Leibwächter aufhalten«, versprach mir der Kommandant. »Aber Sie müssen uns den Namen der Glücklichen nennen, hinter der Sie diesmal her sind, Galto.«
Es war sinnlos, ihnen erklären zu wollen, dass meine Flucht diesmal nichts mit einer Frau zu tun hatte. Ich wandte mich in einen Seitengang, blieb stehen und lauschte. Gleich darauf verriet mir der Lärm, dass meine Verfolger die Einsatzgruppe erreicht hatten. Aus dem Durcheinander von Stimmen und Geräuschen hörte ich, dass die Willys und Posbis den Entschluss fassten, sich zu trennen.
Ich zog mich in eine Nische zurück und kletterte einen Schacht hinunter, den ansonsten nur Posbis der Wartungsstaffel benutzten. Zwischendurch gab ich verzweifelten Terranern, die mich über Funk anriefen, wertvolle Tipps und Ratschläge.
Nach zehn Minuten meiner Schleichwanderung wagte ich mich endlich heraus. Jetzt erst war ich sicher, meine Verfolger wenigstens für eine Weile abgeschüttelt zu haben.
Da heulte der vom Plasma ausgelöste Alarm auf.
Ich setzte mich über Funk mit dem positronisch-biologischen Nervenzentrum des Fragmentraumers in Verbindung. Die Antwort war kurz: »Jemand versucht, die Hypertoyktische Verzahnung zu zerstören.«
»Sabotage?«, fragte ich.
»Es scheint eher, dass der Betreffende aus Unkenntnis handelt.«
»Ich werde mich sofort darum kümmern«, versprach ich.
›Hypertoyktische Verzahnung‹ wurde bei den Posbis die Verbindung zwischen ihrem Zellplasma und der Positronik genannt. Dasselbe Prinzip wurde auch, nur in viel größerem Maßstab, bei der in den Fragmentraumschiffen untergebrachten Plasmamasse angewandt. Auch hier geschah die Übermittlung von Befehlsimpulsen des Zellplasmas an die Positronik über halborganische Nervenstränge, die Bioponblöcke. Der Begriff der Hypertoyktischen Verzahnung bezeichnete nichts anderes als die Umwandlung der geistigen Impulse des Plasmas in positronische Impulse.
Eine Zerstörung der Bioponblöcke würde alle Schiffsfunktionen lahm legen. Damit wäre die BOX-3691 nicht mehr für Perry Rhodans Plan zu verwenden gewesen.
Verständlich, dass das Zellplasma sofort Alarm gegeben hatte. Aber auch unter den Terranern herrschte Aufruhr. Unter normalen Umständen hätte das Zellplasma sofort Posbis in die gefährdete Sektion geschickt. Doch das unterband ich, weil ich die Angelegenheit selbst regeln wollte.
Ich blieb mit dem Zellplasma in ständiger Verbindung. Einerseits, um mich davon zu überzeugen, dass die Hypertoyktische Verzahnung noch nicht unterbrochen war. Andererseits
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