Silberband 089 - Sie suchen Menschen
bereit wären, die Umschließung Ihrer Schiffe zu lockern und damit einen Ausbruchsversuch zu verhindern.«
»Dazu sind bestimmte Voraussetzungen notwendig!«
Hellmut blickte den Arkoniden an.
»Ich könnte mir vorstellen, die derzeitige Lage zu ändern, sobald Perry kapituliert und sich mit der SOL in die Provcon-Faust eskortieren lässt«, fuhr Atlan fort. »Er wäre natürlich Gefangener des NEI und hätte sich für seinen Verrat vor Gericht zu verantworten. Alle Besatzungsmitglieder der SOL hätten sich in die Gefangenschaft des NEI zu begeben.«
»Das kann nicht Ihr Ernst sein!«
»Glauben Sie, dass ich scherze?«
»Nein«, sagte Hellmut betroffen. »Aber Sie wissen genauso gut wie ich, dass Rhodan nicht kapitulieren wird. Er ist nicht schuldig.«
»Sie kennen unsere Bedingungen!« Atlan verschränkte die Arme. »Das können Sie Perry mitteilen.«
Hellmut fühlte, dass Zorn über die Haltung des Prätendenten in ihm hochstieg. Die Art, wie man an Bord der SOL und hier in der DEMETER seine Bemühungen ignorierte, steigerte diesen Zorn bis zur ohnmächtigen Wut.
»Sie verbohrter alter Mann!«, fuhr er Atlan an. »Was hat Sie nur so blind gemacht?«
»Gehen Sie jetzt!«, befahl der Arkonide.
Hellmut drehte sich um und verließ, von Bitterkeit überwältigt, die Zentrale. Als er sich dem Antigravschacht näherte, hörte er schnelle Schritte hinter sich. Ein breitschultriger Mann holte ihn ein und sagte: »Mein Name ist Scarlon Thorab! Ich bin Kybernetiker – genau wie Sie. Ich war mit dem Mucy-Programm beschäftigt.«
»Sie waren anwesend, als ich mit Atlan sprach?«
»Und ich bin froh, dass Sie gekommen sind.«
Hellmut blickte auf seine Stiefelspitzen. »Es war vergeblich. Das haben Sie doch gehört.«
Thorab schüttelte energisch den Kopf. »Wir dürfen nicht aufgeben. Die Stimmung unter den NEI-Raumfahrern ist alles andere als kampfbegeistert, und wenn mich nicht alles täuscht, leben an Bord der SOL ebenfalls keine säbelrasselnden Krieger.«
»Bestimmt nicht!«
»Dann interpretieren Sie die Bedingungen!«, forderte Thorab.
»Was?«, entfuhr es Hellmut. »Wie meinen Sie das?«
»Lügen Sie! Lügen Sie um Ihr und unser aller Leben willen.«
Lareena Breiskoll gab sich keinen Illusionen darüber hin, dass dieser letzte Januartag des Jahres 3582 eine tiefe Zäsur in ihrem Leben und in dem ihres Sohnes darstellte. Der Katzer war auf dramatische Weise aus dem Versteck herausgetreten, das seine Eltern mit viel Geschick für ihn aufgebaut hatten.
Lareena hatte oft darüber nachgedacht, wie sie auf den Verlust ihres Kindes reagieren würde, und sie war fast entsetzt darüber, dass sie Erleichterung über das Ende des Versteckspiels empfand. Vielleicht war es sogar ein Vorteil, dass ein Angehöriger der SOL-Geborenen nun auch unter den Mutanten zu finden war.
Es war schwer festzustellen, wie Bjo darüber dachte. Wahrscheinlich machte er sich überhaupt keine Gedanken deshalb.
Stolz dachte Lareena: Ich habe diesem Schiff etwas Wertvolles gegeben!
Sie fing einen vorwurfsvollen Blick ihres Sohnes auf. Er hatte ihre Gedanken gelesen und war offenbar nicht damit einverstanden, dass sie ihren Schmerz über den Verlust mit Eitelkeit zu kompensieren versuchte.
Unwillkürlich schloss sie die Augen. Verschwinde jetzt aus meinen Gedanken!, befahl sie. Ich bin verwirrt und möchte dir in diesem Zustand nicht wehtun.
Sie wusste, dass er sie in dieser Hinsicht immer respektieren würde, wie er überhaupt niemals grundlos in den Gehirnen anderer Menschen herumschnüffelte. Bjo war stolz und selbstständig, trotz seiner Anhänglichkeit. Er besaß, wie er selbst erst vor wenigen Minuten zum Ausdruck gebracht hatte, den Charakter einer Katze.
Es war ihr unerklärlich, warum die Genmutation bei Bjo ausgerechnet diesen Sprung vollführt hatte, aber jede Mutation war im Grunde genommen unerklärlich. In den vergangenen siebzehn Jahren hatte Lareena ihr Leben ganz diesem ungewöhnlichen Kind gewidmet. Nun würde sie endlich Zeit haben, wieder an sich selbst zu denken. Das war die positive Seite dieser Angelegenheit.
»Die halbe Stunde ist um«, sagte Mentro Kosum und erinnerte Lareena Breiskoll mit aller Deutlichkeit daran, dass sie ihr egoistisches Vorhaben wahrscheinlich niemals würde verwirklichen können.
Als die Lightning-Jet durch eine Strukturlücke im Schutzschirm der DEMETER flog, stellte Joscan Hellmut erschrocken fest, dass die Frist in diesen Sekunden ablief. Das Gespräch mit Scarlon Thorab hatte
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