Silberband 089 - Sie suchen Menschen
sich in kurzer Zeit verändert. Joscan schien unter starker Anspannung zu stehen.
»Ich habe die Erlaubnis erhalten, an Bord der DEMETER mit dem Prätendenten zu sprechen«, sagte er. »Ich hoffe, dass Sie mir nichts in den Weg legen.«
»Worüber wollen Sie mit ihm sprechen?«, fragte Rhodan.
»Über das Schicksal der SOL.«
»Sie sind kein beauftragter Parlamentär«, erklärte Rhodan zornig. »Sie handeln aus eigenem Antrieb. Der letzte Befehl an Sie lautete, dass Sie sofort umkehren sollen.«
Erst in dem Moment verstand Lareena, dass Hellmut sich außerhalb der SOL befand. Offensichtlich in einem Beiboot und gegen den Willen der Schiffsführung.
Bjo hatte ihm dabei geholfen. Sie warf dem Katzer einen bestürzten Blick zu, aber der Junge blieb unbefangen.
Worauf hast du dich eingelassen?, dachte Lareena heftig. Bjo zeigte nicht, ob er sie verstanden hatte.
Joscan Hellmuts Stimme drang wieder aus den Akustikfeldern. »Geben Sie mir diese Chance, Rhodan. Ich finde, dass ich als Sprecher der SOL-Geborenen ein Recht darauf habe, mit Atlan zu reden.«
»Sie benehmen sich, als gehöre die SOL Ihnen.« Lareena gewann den Eindruck, dass Rhodans Ärger nur vordergründig war, dass er insgeheim sogar hoffte, Hellmut möge Erfolg haben.
»Natürlich ist die SOL unser Schiff«, entgegnete Hellmut. »Aber in einem ganz anderen Sinne, als es diese Worte ausdrücken. Die SOL ist unser Schiff, wie Terra Ihr Planet ist. Ich denke, wir haben schon darüber gesprochen.«
Lareena bewunderte das Auftreten des Kybernetikers. Zugleich fragte sie sich, ob er Rhodan nicht zu viel zumutete. Der Terraner befand sich in einer Zwangssituation. Er beurteilte die Lage sicher völlig anders als die SOL-Geborenen.
»Sie haben eine halbe Stunde Zeit, Joscan Hellmut!«, hörte sie Rhodan sagen.
Hellmut sah nicht eben erleichtert aus. Sicher würde es für ihn schwer sein, in dieser knappen Spanne etwas zu erreichen.
»Bjos Mutter ist da, Perry!«, rief Gucky, der offenbar den Zeitpunkt für gekommen hielt, die Aufmerksamkeit auf sie zu lenken.
Lareena hatte den Eindruck, dass Rhodans graublaue Augen sie durchdringen könnten, in gewissem Sinn erinnerte dieser Blick an Bjo.
»Es ist wohl kein Anzeichen für besonderes Vertrauen in die Schiffsführung, wenn jemand sein Kind versteckt«, sagte Perry Rhodan.
Seine ohne Schärfe formulierten Worte brachten Lareena aus dem Gleichgewicht. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Schließlich raffte sie sich zu einem zusammenhanglosen Protest auf. »Es geht nicht um Vertrauen. Es ist eine Frage der inneren Beziehung, die ich zu Bjo habe.«
Rhodan wies auf einen leeren Sessel. »Er ist telepathisch veranlagt, nicht wahr?«
»Er … wäre zerbrochen, wenn man ihn von mir getrennt hätte. Das kann nur eine Mutter beurteilen. Ich hätte zu einem späteren Zeitpunkt dafür gesorgt, dass Sie Bjo kennen lernen.«
»Er ist siebzehn!«
»Sagt das etwas über seine psychische Verfassung aus?«
Rhodan lächelte. »Immerhin hat er zwei erwachsene Männer bewusstlos geschlagen, obwohl er Dagorgriffe nicht beherrscht. Ein ziemlich rüdes Benehmen für einen hilflosen jungen Mann, der angeblich nicht ohne seine Mutter auskommen kann.«
Bjo!, dachte Lareena entrüstet.
»Es tut mir Leid!« Zum ersten Mal ergriff der Katzer selbst das Wort. »Ich tat es für Joscan.«
»Er ist nicht nur Telepath! Sicher hat er noch andere Fähigkeiten.«
Lareena schüttelte den Kopf.
»Warum wollen Sie es nicht sagen?«
»Sie weiß es nicht«, wandte Bjo ein.
»Niemand will dir Schwierigkeiten machen, Junge«, erklärte Gucky. »Aber du musst verstehen, dass wir es wissen wollen, wenn an Bord Psi-Kräfte wirksam werden.«
Bjo starrte auf den Boden. »Sie nennen mich auch den rot-braun gefleckten Katzer«, sagte er leise. »Ja, ich bin Telepath. Außerdem besitze ich alle körperlichen Fähigkeiten einer Katze, vor allem Schnelligkeit, Behändigkeit und Wahrnehmungsvermögen. In meinem Körper ist das alles intensiviert.«
Lareena sah, dass sich ein Kreis aus Menschen um ihren Sohn gebildet hatte.
»Passen Sie auf!«, rief Bjo. Plötzlich krümmte er sich zusammen, setzte mit einem Sprung aus dem Stand über die Köpfe hinweg, landete sicher auf beiden Beinen und raste quer durch die Zentrale, wobei er über zwei Arbeitsstationen sprang. Noch bevor jemand reagierte, kehrte er auf die gleiche Weise zurück.
Lareena, die eine derartige Demonstration noch nicht erlebt hatte, schluchzte heftig, die anderen
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