Silberband 089 - Sie suchen Menschen
starrten Bjo an.
Die Augen mit den länglichen Pupillen schienen zu funkeln. Der Junge riss die Magnetverschlüsse seiner Jacke auf und entblößte seine Brust. An vier Stellen waren rot-braune Pelzbüschel zu sehen.
»Wie eine Katze!«, sagte er mit entstellter Stimme, die jetzt miauend klang. »Ich sehe aus wie eine Katze, ich bewege mich wie eine Katze, und ich habe den Charakter einer Katze.«
Bjo!, hämmerten Lareenas Gedanken. Hör auf damit, Bjo!
Er drehte sich langsam zu ihr um. Sein Körper entspannte sich wieder. Er schnurrte sanft und stieß seinen Kopf gegen ihre Schulter.
Niemand sagte etwas.
21.
Die beiden Besatzungsmitglieder der DEMETER, die ihn im Hangar in Empfang nahmen, blickten ihn nicht feindlich an, sondern mit kaum verhohlener Neugier. Unter anderen Umständen hätte Joscan Hellmut vielleicht gelächelt. Wofür hielten sie ihn? Für ein unsagbar fremdes Wesen – oder für einen Menschen?
Schweigend führten sie ihn zum Antigravschacht. Ihm kam in den Sinn, dass weder sie noch er die Erde jemals betreten oder erblickt hatten. Damit hatten sie wenigstens eine Gemeinsamkeit. Alle drei waren sie Menschen, aber es machte offenbar doch einen Unterschied aus, ob man auf der Erde geboren worden war oder nicht.
Einer der beiden, ein schlanker Schwarzhaariger, brach endlich die Stille. »Niemand hier will eine gewaltsame Auseinandersetzung!«
Hellmut seufzte. »Das gilt auch für uns!«
»Warum hat Rhodan diesen Verrat begangen?«
»Es handelt sich um einen schrecklichen Irrtum, der so schnell wie möglich aufgeklärt werden muss«, entgegnete Hellmut. »Die Multi-Cyborgs selbst haben die Position der Yolschor-Dunstwolke an die Laren verraten.«
Sie erreichten das mittlere Deck und verließen den Schacht.
»Sie sind noch jung!«, stellte der Schwarzhaarige fest. »Sie sind kein Terraner?«
»Nicht im strengen Sinne des Wortes. Ich bin SOL-Geborener.«
»Ich wurde auf Gäa geboren«, erklärte der Begleiter des Schwarzhaarigen. »Gäa ist meine Heimat, die ich aufbauen und verteidigen muss. Terra ist nur ein Begriff.«
»Vielleicht sind wir uns ähnlicher, als wir im Augenblick begreifen«, sagte Hellmut nachdenklich. »Aber zu solchen philosophischen Betrachtungen haben wir keine Zeit. In einer halben Stunde wartet Rhodan auf Antwort. Zehn Minuten sind bereits verstrichen.«
Vor ihnen lag die Zentrale.
Joscan Hellmut hatte Atlan bei den wenigen bisherigen Zusammentreffen bereits gesehen, war ihm aber noch nicht vorgestellt worden.
»Sie behaupten, aus eigener Initiative zu kommen«, empfing ihn der Arkonide kühl. »Ich kann nicht glauben, dass es jemandem gelingen könnte, von Bord der SOL zu gehen – nicht in dieser Situation.«
»Mir ist egal, was Sie glauben, Prätendent, denn ich bin nicht hier, um meine eigene Glaubwürdigkeit unter Beweis zu stellen.«
»Was wollen Sie dann?«
Hellmut warf einen Blick auf die Zeitanzeige und dachte ironisch, dass Zeit etwas sehr Reales sein konnte, sobald man sich in einer solchen Lage befand. »Ich will die totale Konfrontation vermeiden!«, antwortete er.
»Sie bezeichneten sich als Sprecher der SOL-Geborenen!«
»Das ist richtig.« Hellmut holte tief Atem und fuhr fort: »Wir bilden mittlerweile die stärkste Gruppe an Bord der SOL. Es führt zu weit, das jetzt näher zu erklären, aber wir betrachten das Schiff als unsere Heimat und wollen seine Zerstörung unter allen Umständen verhindern.«
»Dann sind Sie hier an der falschen Adresse, Joscan Hellmut. Sie hätten mit Perry Rhodan reden sollen.«
»Das habe ich getan. Er gab mir eine halbe Stunde.«
»Und danach?«
»Wenn ich nichts erreiche, wird die SOL einen Ausbruchsversuch starten.«
»Hm«, machte Atlan. »Damit rechnen wir.«
Hellmut fröstelte. Er konnte sich die Bedeutung dieser Antwort in allen Konsequenzen ausmalen.
»Es bleibt mir sicher kaum Gelegenheit, Ihre falsche Überzeugung auszuräumen, dass Perry Rhodan Verrat begangen hat. Ich sehe sogar ein, dass das unter den augenblicklichen Umständen wenig Sinn hätte.«
Atlan blickte ihn aus verengten Augen an. »Was wollen Sie dann?«
»Zeitgewinn!«, erklärte der Kybernetiker. »Ich bin auf Zeitgewinn aus. Rhodan und Sie müssen Abstand von den Ereignissen gewinnen.«
»Wie stellen Sie sich das vor?« Spott schwang in der Stimme des Arkoniden mit.
»Ich weiß es nicht«, gestand Hellmut freimütig. »Ich bin ohne festen Plan zu Ihnen gekommen. Aber es muss doch eine Situation denkbar sein, in der Sie
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