Silberband 089 - Sie suchen Menschen
Stunden nach Mitternacht. Der Katzer hatte offenbar noch keinen Erfolg gehabt, sonst wäre er erschienen.
Bjo!, dachte der Wissenschaftler intensiv, um den Jungen zu unterstützen, wenn er wirklich auf dem Weg hierher war.
Aber auch weiterhin rührte sich nichts. Hellmut wurde unruhig. Vielleicht wäre es klüger gewesen, sich in zeitlich festgelegten Abständen mit dem Mutanten zu treffen. Im Grunde genommen war es sogar ein Fehler gewesen, Bjo allein gehen zu lassen. Der Katzer war unerfahren in einer Umwelt wie dieser.
Die Zeit verstrich, während Hellmut sich Vorwürfe machte. Er fragte sich, warum er Bjo so bereitwillig hatte gehen lassen. War das am Ende gar nicht seine eigene Entscheidung gewesen?
Hellmut ahnte, dass das nicht auszuschließen war. Die Frage war nur, warum Bjo so spontan auf die Idee gekommen war, allein weiterzusuchen. Die Aktivität des Jungen konnte auch damit erklärt werden, dass er auf eine Spur gestoßen war.
Atlan war mentalstabilisiert, deshalb konnte kein Telepath seine Gedanken auffangen. Anders verhielt es sich mit seinem Extrahirn. Aus geringer Entfernung konnten seine Ausstrahlungen von einem entsprechend begabten Mutanten zumindest registriert werden, vorausgesetzt, der Extrasinn war gerade tätig.
Trotzdem war es nicht Atlan selbst, dem der jungen Breiskoll auf die Spur kam, sondern die Gedanken einer jungen Frau. Sie hielt sich in Atlans Nähe auf und beschäftigte sich intensiv mit den Problemen des Prätendenten.
Bjo fand nicht viel heraus, doch schon das Wenige, was er auffing, half ihm weiter. Die Frau hieß Lasmay Kennosch und war Wissenschaftlerin. Offensichtlich unterhielt sie eine intime Beziehung zu dem Arkoniden. Atlan hatte sich jedenfalls in ihre Wohnung zurückgezogen.
Bjo näherte sich dem Wohnkomplex. Als er sein Ziel fast erreicht hatte, empfing er die Gedanken zweier Männer, die vor dem Haus Wache hielten. Sie waren Vertraute Atlans, die verhindern sollten, dass jemand durch Zufall den Prätendenten aufspürte.
Das Gebäude hatte zwei Etagen. Lasmays Gedanken kamen aus den unteren Räumen. Oben schienen sich andere Menschen aufzuhalten, die von Atlans Anwesenheit nichts wussten. Bjo begriff, dass sich in diesem Gebäude zwei Wohnungen befanden, die von verschiedenen Gruppen bewohnt wurden.
Das alles waren für ihn völlig neue Erfahrungen, die er ohne seine telepathischen Fähigkeiten niemals mit solcher Gründlichkeit aufgenommen hätte.
Die Wächter standen so ungünstig, dass der Katzer sie nicht mit einem Angriff außer Gefecht setzen konnte. Sie hielten sich an entgegengesetzten Enden des Eingangsbereichs auf.
Bjo untersuchte die Fenster der unteren Wohnung. Er hätte sie zerstören müssen, um einzudringen, und das hätte erheblichen Lärm verursacht.
Er musste also den Vordereingang benutzen. Zweifellos würde es einfach sein, einen der Wächter bewusstlos zu schlagen, aber der andere bedeutete dann das Problem.
Bjo hätte umkehren und Hellmut benachrichtigen können, doch diesen Zeitverlust wollte er nicht akzeptieren. Er zog sich in den Garten zurück und warf kleine Steinchen in den angrenzenden Hof.
Einer der Wächter trat aus dem Eingangsbereich hervor und leuchtete mit einem Scheinwerfer in die Runde.
»Was ist los?«, erklang die Stimme des zweiten Mannes.
»Ich dachte, ich hätte irgendetwas gehört«, sagte der Wächter.
Gleich darauf erschien der zweite Mann.
Der Katzer schnellte sich vorwärts. Beide Männer nahmen ihn erst wahr, als er sie fast schon erreicht hatte. Einer stieß eine Verwünschung aus, der andere wich erschrocken zurück. Gelegenheit zu weiteren Reaktionen bekamen beide nicht.
Bjo lähmte sie mit exakt gezielten Schlägen. Er stieg über sie hinweg und erreichte gleich darauf den Hauseingang. Die Tür war nicht verschlossen.
Vor Bjo lag ein dunkler Korridor. Er lächelte zufrieden und ging auf die einzige Tür zu. In dem Augenblick trat jemand aus einer Nische von der Seite her auf ihn zu und drückte ihm die Mündung einer Waffe in den Rücken.
Bjo erstarrte.
Eine harte Stimme sagte: »Langsam auf die Tür zugehen!«
Vergeblich versuchte der Katzer, die Gedanken des Angreifers zu lesen. Er schloss daraus, dass es sich nur um Atlan handeln konnte. Deshalb setzte er sich nicht zur Wehr, sondern führte den Befehl aus und ging bis zur Tür.
»Stoßen Sie sie auf!«
Bjo gehorchte. Er blickte in einen großen, behaglich eingerichteten Raum. Seine psionischen Sinne tasteten nach den Gedanken der Frau,
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