Silberband 089 - Sie suchen Menschen
aufgetreten waren.
»Irgendetwas haben wir alle übersehen«, sagte er zu sich selbst. Dabei dachte er wieder an die Massengeburt und erinnerte sich an die Worte des Gynäkologen. Ein ungeheuerlicher Verdacht stieg in ihm auf. Er verließ seine Kabine und eilte zum nächsten Antigravschacht. Prompt zögerte er, bevor er sich den Schwerefeldern anvertraute. Es gab jedoch keine Störung. Er erreichte die Klinik Dr. Merveurs, ohne aufgehalten zu werden.
»Wo ist der Arzt?«, fragte Perry Rhodan die Assistentin, die ihn empfing.
»Dr. Merveur untersucht eine Patientin. Sie können nicht zu ihm.«
»Das habe ich auch gar nicht vor. Ich möchte die Kinder sehen.«
Eine Tür öffnete sich, und eine junge Frau trat ein. Ihr Gesicht war gerötet, ihre Lippen zuckten.
»Verschwinden Sie, Rhodan!«, stieß sie hervor. »Wir werden nicht zulassen, dass Sie uns die Kinder wegnehmen.«
Er blickte sie verblüfft an. »Das habe ich gar nicht vor«, entgegnete er. Zwei weitere Frauen drängten herein. Auch ihre Gesichter waren gerötet, und ihre Augen flackerten hektisch.
»Glauben Sie nur nicht, dass Sie tun und lassen können, was Sie wollen«, protestierte eine von ihnen. »Die Kinder gehören uns.«
Rhodan blieb ruhig und gelassen.
»Erlauben Sie mir wenigstens, einen Blick auf die Kinder zu werfen?«, fragte er. »Nur deshalb bin ich hier.«
Dr. Merveur trat ein.
»Rhodan? Sie hier? Was hat das zu bedeuten?«
»Nichts weiter, Doktor. Ich wollte nur die Kinder sehen.«
»Er will uns die Kinder wegnehmen«, sagte eine der Frauen. Rhodan sah, dass hinter ihr noch mindestens sieben andere standen und ihn argwöhnisch beobachteten.
»Niemand hat einen Grund zur Sorge«, erklärte er. »Darauf haben Sie mein Wort.«
»Mir gefällt der Zustand der Frauen nicht«, sagte Dr. Merveur energisch. »Ich muss Sie bitten, die Klinik zu verlassen. Ich kann nicht dulden, dass die Gesundheit meiner Patientinnen gefährdet wird.«
Dr. Merveur breitete die Arme aus und schob die Frauen behutsam zurück. »Bitte gehen Sie wieder in Ihre Zimmer«, bat er in einem Tonfall, der Rhodan überraschte und verblüffte. Der Terraner hatte das Gefühl, unvermittelt einem ganz anderen Mann gegenüberzustehen. Die Mütter fügten sich.
»Bitte, Sir!«, sagte der Gynäkologe und deutete auf die Tür.
»Schön, Doktor«, erwiderte Rhodan. »Ich bestehe jedoch darauf, dass ich die Kinder heute noch sehen kann.«
»Selbstverständlich. Aber erst muss hier Ruhe eintreten.«
Rhodan nickte. Er hörte noch, dass Dr. Merveur seine Assistentin zu den Frauen schickte.
Hinter dem geschlossenen Türschott blieb er minutenlang stehen. Dann öffnete er es wieder.
Der Vorraum war leer. Rhodan lächelte. Er kam sich ein wenig komisch vor, weil er sich wie ein Einbrecher in einer Klinik bewegte, die ihm zu jeder Zeit offen stehen sollte. Gleichzeitig spürte er, dass etwas in dieser Klinik nicht in Ordnung war.
Er öffnete eine Seitentür und trat auf einen schmalen Gang hinaus. Wenig später blieb er vor einem großen Fenster stehen, durch das er in den Raum sehen konnte, in dem die Kinder in ihren Betten lagen. Rhodan zählte siebenundzwanzig Neugeborene.
Alles war, wie es sein sollte. Er blickte sich um und fragte sich dabei flüchtig, was Dr. Merveur sagen würde, wenn er ihn hier entdeckte. Konnte er wirklich behaupten, dass er die Neugeborenen verdächtigte, mit den rätselhaften Vorfällen in der SOL zu tun zu haben?
»Es wird Zeit, dass du verschwindest«, mahnte Perry Rhodan sich selbst. »Sonst wirst du zum Gespött der gesamten Besatzung.«
Er wandte sich ab und wollte zurückgehen, als er noch aus den Augenwinkeln heraus wahrnahm, wie sich eines der Neugeborenen in seinem Bett erhob. Es schwebte etwa einen halben Meter in die Höhe. Rhodan blinzelte, aber das Bild blieb. Eine Art energetische Aura umgab den Säugling.
Er fühlte sich so hilflos wie noch nie in seinem Leben. Was sollte er tun? Wie war das Problem in den Griff zu bekommen, das sich durch diese Neugeborenen ergab? Wie konnte man verhindern, dass sie weiterhin parapsychisch oder paraenergetisch tätig wurden und ein Chaos an Bord der SOL verursachten? Die Kinder handelten keineswegs zielbewusst oder überlegt. Sie waren noch nicht einmal in der Lage, klar zu denken.
Er musste Dr. Merveur verständigen.
Rhodan wandte sich um. Er wollte zur Tür gehen, doch er erstarrte in der Bewegung. Eine eisige Kälte stieg in ihm auf. Sie lähmte Körper und Geist. Rhodan konnte sich
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