Silberband 090 - Gegner im Dunkel
fremd gewesen. Aber dennoch … »Was ich Ihnen gesagt habe, ist sicher«, antwortete sie. »Wir fühlten uns zuerst wie im Paradies. Aber nach und nach wich dieser Eindruck, und das Ende war schrecklich. Ich weiß jetzt, dass wir dieses Paradies in erhebliche Unordnung gestürzt haben, ohne unser Wissen.«
Jusca sank erschöpft zurück. Sofort schwebte mit kaum hörbarem Summen eine Diagnosemaschine heran.
Die Zuhörer verstanden. Ungewollt hatten die Solaner an mindestens zwei wichtige Tabus gerührt: an die Arterhaltung und die Ahnenverehrung. Inzwischen beschäftigten sich bereits die Kelosker und der Rechenverbund mit diesen Informationen. Das erklärte Rhodan jedenfalls.
Eine halbe Stunde später erwachte Spolk Taicichi, aber er konnte keine zusätzlichen Informationen liefern.
Vorerst waren er und Jusca in der Krankenstation am besten aufgehoben.
Icho Tolot bemühte sich zwar, nicht laut zu sprechen, aber es war nicht zu verhindern, dass seine Stimme wie ein Gewitter klang.
»Sie sind nicht nur ungewöhnlich misstrauisch uns gegenüber, sondern auch sich selbst: Vor allem wissen sie noch immer nichts mit uns anzufangen. Obwohl wir für sie ebenfalls fast humanoid und daher besser verständlich sind oder zumindest sein sollten, scheinen sie uns nach wie vor für vorzüglich getarnte Spione zu halten. Trotz des Verhörs, das wir freiwillig über uns ergehen ließen.«
»Es kann sein, dass sie Grund haben, jedem zu misstrauen«, sagte Geoffry Waringer. »Es gibt eine Art von Unsicherheit, die aus zu großer Ehrlichkeit – in diesem Fall unserer Ehrlichkeit – entsteht. Außerdem haben wir drei Probleme am Hals: Tatcher a Hainus massiver Eingriff in Arbeitsstadt, die beiden jungen Leute in Glücksstadt und Atlans aberwitziges Eindringen in die Atmosphäre. – Was sagen Sie dazu, Dobrak?«
Der Kelosker antwortete: »Wir haben genügend Gründe, sofort zu starten. Andererseits wissen wir noch nicht, was die avisierte Delegation von uns will.«
Rhodan vergrub sein Gesicht in den Handflächen. Er hatte sich schon zweimal den schnellen Start wieder ausgeredet. Obwohl viel Zeit nutzlos vergeudet wurde. Aber nun würden in sechzig Minuten wieder Tbahrgs auf die SOL kommen. Vielleicht war einer bei dieser Abordnung, der nicht nur diskutierte, sondern Entscheidungen traf.
»Wir haben noch einen weiten Weg vor uns«, sagte Dobrak, als hätte er Rhodans Gedanken erraten. Wahrscheinlich kannte er sie ohnehin, auf siebendimensional unbegreifliche Art.
»Sie glauben auch, dass wir uns in dieser unbekannten Galaxis keine Feinde machen sollten?«, fragte Rhodan.
»Wobei ich bemerken möchte, dass wir schon genügend Gegner haben!«, rief Icho Tolot dröhnend. »Das gesamte Konzil, gleichgültig, wie funktionsfähig es noch ist. Und vor uns liegt eine Irrfahrt nach Terra!«
»Die Tbahrgs glauben vielleicht, dass wir doch mit der Inkarnation VERNOC zu tun haben«, vermutete Waringer.
Perry wandte sich an den Mausbiber und fragte: »Ist es möglich, Gucky, dass du die Begriffe durcheinander gebracht hast? Kann es sein, dass du auf Vrinos fälschlich BARDIOC verstanden hast? Sprach Homunk II vielleicht von VERNOC? Eine präzise Auskunft würde uns weiterhelfen.«
Gucky schüttelte den Kopf. »Ich habe mich, nachdem wir diese verschwommenen Bilder aufgefangen haben, das immer wieder gefragt. Das eine ist ebenso gut möglich wie das andere. Fünfzig zu fünfzig, weißt du?«
Schweigen und Nachdenklichkeit breiteten sich aus. Viel schlimmer als die Ungewissheit darüber, was die Tbahrgs wollten, war die Unsicherheit der Verantwortlichen. Sollten sie doch sofort starten und die Suche nach dem verschwundenen Heimatplaneten fortsetzen? Oder war es wichtig, zuerst die wahre Natur der Mächtigkeitsballung zu erforschen, der sich das Imperium der Tbahrgs angeschlossen hatte?
Rhodan zuckte die Achseln und unterbrach das Schweigen.
»Außerdem haben wir ein zusätzliches Problem. Ich kenne unseren Freund Atlan, er wartet auf eine Reaktion, die er ausgelöst hat. Im ungünstigsten Fall muss er annehmen, dass die Schiffe geplündert und wir alle in die Sklaverei verschleppt wurden. Er kann ja nicht wissen, dass Unruhe und Zweifel die einzigen Sorgen sind, die uns im Augenblick beherrschen.«
»Ein Umstand, der sich jederzeit ändern kann.« Der Einwand kam von Tolot.
»So ist es.« Perry Rhodan stand auf und begann eine unruhige Wanderung. »Ich muss sagen, dass wir zwar schon recht viel über Xumanth und die Tbahrgs
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