Silberband 090 - Gegner im Dunkel
derzeit befand.
Ich sagte Hommersolth und Kordahl, dass Perry Rhodan mich ihnen als Führer zur Verfügung gestellt hatte.
»Ist es uns erlaubt, Aufzeichnungen zu machen?«, wollte Hommersolth wissen.
»Natürlich. Wir haben keine Geheimnisse vor euch. Wo wollen wir mit der Besichtigung beginnen? Im Maschinenraum? In der Rechenzentrale?«
Die Feyerdaler wechselten einen stumpfen Blick – damit meine ich, dass ihre Augen etwas von ihrem Glanz verloren. War das Ausdruck ihrer Enttäuschung?
»Das überlassen wir Ihnen«, sagte Kordahl.
Ich zuckte zusammen. »Au, das tut meinen Ohren weh«, entfuhr es mir.
»Ist mein Translator übersteuert …?«, erkundigte sich Kordahl besorgt, doch ich unterbrach ihn.
»Dieses förmliche Sie schmerzt meine Ohren«, erklärte ich. »Es gibt kein Wesen im Universum, mit dem ich per Sie bin.«
»Dann sagen wir doch du zueinander«, sagte Hommersolth.
Bericht Mausbiber Gucky
Ich glaube, ich war den beiden Feyerdalern ein guter Führer, zumindest war ich bemüht, mein Bestes zu geben. Wenn doch nicht alles zu ihrer Zufriedenheit lief, lag das einfach daran, dass ich keine Ahnung hatte, was sie wirklich wollten. Von den Augen konnte ich ihnen ihre Wünsche schließlich nicht ablesen, und aus ihren Gedanken durfte ich es nicht.
Ich führte sie zuerst in den Maschinenraum und ließ ihnen vom Chefingenieur das Prinzip der Normaltriebwerke ebenso wie der Ferntriebwerke erklären. Sie sagten ›interessant‹ und ›faszinierend‹ und lauschten scheinbar aufmerksam, als sie über Beschleunigungswerte und Reichweite informiert wurden.
»Sehr aufschlussreich«, bemerkte Hommersolth, und der Glanz seiner Augen wurde ein wenig trüb.
Ich schleppte die Feyerdaler durch die wissenschaftlichen Abteilungen, zog Wissenschaftler der verschiedensten Fachgebiete heran und ließ sie über ihre Tätigkeit referieren. Hommersolth und Kordahl lauschten mit höflichem Interesse, doch ihre Augen blieben matt.
In der Hoffnung, dass ihnen die Medizin mehr zusagte, führte ich sie in die Medostation. Sie lauschten dem Arzt, der ihnen sehr viel vom Skalpell über unsere Medoroboter bis hin zu genetischen Heilmethoden erläuterte und zwischendurch auf diverse Krankheiten zu sprechen kam. Bevor er zu den Gefahren fremder Welten überleiten konnte, brachte ich Hommersolth und Kordahl vor ihm in Sicherheit.
Ihre Augen waren inzwischen ohne jeden Glanz.
»Ich habe das unbestimmte Gefühl, dass euch diese Exkursion wenig Freude bereitet«, sagte ich geradeheraus.
»Wir finden alles wirklich hochinteressant«, behauptete Kordahl.
Sie waren viel zu höflich, als dass sie zugegeben hätten, dass sie sich langweilten. Meine letzte Rettung waren SENECA und das Shetanmargt. Wenn ich schon nicht aus den Gedanken der Feyerdaler erfahren durfte, was sie an der SOL interessierte, vielleicht konnten Dobrak und seine Kelosker entsprechende Berechnungen vornehmen.
Auf dem Weg zum Rechenverbund kamen wir durch die Freizeitsektion mit den Vergnügungsstätten. Hier war zu jeder Tages- und Nachtzeit sehr viel Betrieb.
»Ah, hier pulsiert das Leben auf der SOL«, stellte Hommersolth fest, und es blitzte in seinen Augen. »Dieser Bereich des Schiffes scheint so etwas wie die Glücksstadt der Tbahrgs zu sein.«
»Nicht ganz«, widersprach ich. »Um sich zu vergnügen, müssen Menschen nicht erst aufgeladen werden. Hinzu kommt, dass ihr Geschlechtstrieb keineswegs zyklenbedingt ist.«
Kordahls Hörfasern vibrierten. »Das haben wir schon von Galto Quohlfahrt erfahren.«
»Nun«, schränkte ich ein. »Galto ist vielleicht nicht der richtige Maßstab. Nicht alle Menschen haben wie er nur das andere Geschlecht im Kopf.«
»Ah«, machte Hommersolth verständnisvoll, »seine so genannte Pickelhaube …«
Ich wechselte das Thema. »Wir werden beim Rechenverbund erwartet.« Aber eigentlich hätte mir auffallen müssen, dass die Feyerdaler darüber nicht sonderlich erfreut waren.
Ich war erleichtert, nicht nur einige Kelosker, sondern auch Dobrak anzutreffen. Und wie er mit seinen Erklärungen loslegte. Ich hörte aber kaum hin, weil ich von Dobraks Erklärungen sowieso nicht den Bruchteil verstand. Die Feyerdaler verzogen angesichts der n-dimensionalen Mathematik keine Miene.
Ich ließ meine Gedanken schweifen, streckte meine telepathischen Fühler aus … Und da erhaschte ich zufällig einen Gedankenzipfel Kordahls – ganz und gar ungewollt, muss ich hinzufügen.
Bei den Minderkindern! Wir wollen Menschen
Weitere Kostenlose Bücher