Silberband 090 - Gegner im Dunkel
fest. »Sie meinen, wir müssten Gentlemen vom Scheitel bis zur Sohle sein. Wenn wir das nicht sind, wäre es keinem Feinsprecher zuzumuten, mit uns zu verkehren. Ist es so?«
Hommersolth und Kordahl sprachen leise miteinander.
»Es ist so«, erwiderte Kordahl danach. »Man wird Sie auf Caljoohl prüfen, ob Sie den Mindestanforderungen entsprechen, die auf Pröhndome an einen Feinsprecher gestellt werden.«
»Nur wenn Sie diese Prüfung bestehen, können wir Ihnen die Erlaubnis geben, Pröhndome zu betreten.«
Rhodan musterte die beiden Feyerdaler. Er hatte Mühe, sich zu beherrschen. Diese Eröffnung traf ihn wie ein Schlag aus heiterem Himmel. Er fragte sich, wie die seiner Ansicht nach weit übertriebenen Forderungen erfüllt werden konnten. Es erschien so gut wie unmöglich, die Umgangsformen dieses Volks in absehbarer Zeit zu lernen.
»Wer soll sich dieser Prüfung stellen?«, fragte er.
Kordahl hob beide Hände. »Sie«, antwortete er. »Quohlfahrt, Pinguine, Mullin, Gemroth und weitere Männer und Frauen. Sie können so viele bestimmen, wie Sie wollen.«
Galto Quohlfahrt zuckte zusammen, als er seinen Namen hörte. Er schluckte krampfhaft, denn er glaubte zu wissen, warum Kordahl ausgerechnet ihn, Gemroth, Mullin und Pinguine ausgewählt hatte.
Hommersolth und Kordahl erhoben sich.
»Joftblahn ist der Regelbewahrer von Caljoohl«, sagte Kordahl. »Er wird sich Ihrer annehmen.«
Die Feyerdaler wandten sich grußlos ab und verließen die Messe. Rhodan blickte ihnen nach, bis sich das Schott hinter ihnen geschlossen hatte. Dann wandte er sich Quohlfahrt zu.
»Können Sie mir erklären, Galto, weshalb Kordahl gerade Sie, Pinguine, Mullin und Gemroth benannt hat?«
Der Posbi-Spezialist blickte ins Leere. Er lächelte entrückt.
»Hören Sie mit den Possen auf!«, sagte Rhodan unwirsch.
Galto ›Posbi‹ Quohlfahrt grinste schief und kratzte sich im Nacken. »Nein, Sir«, beantwortete er die vorangegangene Frage. »Ich habe keine Ahnung – oder fast keine.« Er stockte. »Ich – äh – wir hatten eine kleine Auseinandersetzung, aber es erscheint mir wenig wahrscheinlich, dass die Feyerdaler uns deshalb zu einer Art Show auf Caljoohl ermuntern wollten. Wenngleich … Man kann nie wissen, nicht wahr?«
»Erzählen Sie, was vorgefallen ist!«, forderte Rhodan.
Der Robotologe schilderte das unfreiwillige Schlammbad, wobei er sich selbst als unschuldig hinstellte. Als er seinen Bericht beendet hatte, schüttelte Rhodan den Kopf.
»Ich kann mir ungefähr vorstellen, was wirklich war«, sagte der Terraner. »Der Vorfall kann aber kaum für den Stimmungsumschwung verantwortlich sein. Die Feyerdaler wussten schon vorher, dass wir raubeinige Burschen an Bord haben.«
»Dieser Ansicht bin ich auch«, stimmte Fellmer Lloyd zu. »Die Feyerdaler wissen außerdem nicht erst seit einer Stunde, dass ein bestimmtes Zeremoniell auf dem Kontaktplaneten gefordert wird. Ich vermute, dass für sie von Anfang an klar war, dass wir Caljoohl anfliegen müssen.«
Rhodan gab über sein Multifunktionsarmband Anweisungen weiter. Unmittelbar darauf änderte die SOL den Kurs.
»Caljoohl ist eine marsgroße Wüstenwelt!«, meldete ein Ortungsoffizier. »Die Atmosphäre wird künstlich festgehalten. Wir registrieren technische Anlagen, deren Aufgabe noch nicht ermittelt werden konnte.«
»Danke«, erwiderte Rhodan und schaltete ab.
»Wir landen auf Caljoohl«, sagte er zu Lloyd und Quohlfahrt. »Uns bleibt nichts anderes übrig, als diesen Unsinn mitzumachen. Ziel ist und bleibt es, Aufschlüsse über das Medaillon-System zu bekommen. Zweifel darüber, dass wir uns im Vorfeld kosmischer Zusammenhänge bewegen, gibt es wohl nicht mehr. Da die Menschheit und die Erde irgendwie darin verwickelt sind, müssen wir uns damit befassen. Wenn wir Terra bald finden wollen, können wir auch die Einladung nach Caljoohl nicht ignorieren, sowenig mir das alles passt. Wir werden nur unnötig aufgehalten.«
»Ich finde es seltsam, dass die hoch stehenden Feyerdaler, die zudem im Auftrag der Kaiserin von Therm handeln, auf so umständlichen und zeitraubenden Umgangsformen bestehen«, bemerkte Fellmer Lloyd nachdenklich. »Das widerspricht allen Erfahrungen. Sonst verstecken sich doch nur Primitive hinter einem umfangreichen Zeremoniell, weil sie damit Eindruck schinden wollen.«
»Keine voreiligen Schlüsse«, bat Rhodan. »Die Kaiserin von Therm ist als Superintelligenz einzustufen. Daran gibt es keine Zweifel. Der Weg zu ihr führt
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