Silberband 090 - Gegner im Dunkel
Dieser Test war nicht unbedeutend und schon gar keine Spielerei. Wenn wir versagten, verbauten wir uns womöglich den Weg zur Erde.
Joftblahn verließ die Halle. Die Leuchtplatten unter der Decke wurden dunkel, schließlich verbreitete nur das transparente Material der Kuppeln noch ein fahles Licht.
Ich schloss die Augen und atmete einige Male tief durch, um mich auf das vorzubereiten, was kommen sollte – was auch immer das sein würde.
Als ich die Augen wieder öffnete, war ich nicht mehr allein. Vor mir stand ein dunkelhaariges, betörend schönes Geschöpf, noch dazu nur mit einer hauchdünnen Halskette bekleidet. Die Frau lächelte mich aufmunternd an.
Bericht Gorg Pinguine
Ich atmete auf, als sich die Kuppel schloss. Von diesem Moment an befand ich mich in einer Welt, die offenbar nicht nur Belastungen für mich bereithielt.
Ich schaute zu Quohlfahrt hinüber. Natürlich hatte er sich schon hingelegt, als sei das selbstverständlich. Wenn er seinem ausgeprägten Ruhebedürfnis weiterhin nachgab, würde sein Übergewicht bald die Mediziner auf den Plan rufen.
Nun gut, dachte ich. Das ist sein Problem.
Quohlfahrts Äußeres störte mich auch gar nicht so. Schlimmer war dieser penetrante Ölgeruch – von den anderen Düften, die er verbreitete, gar nicht zu reden.
Ich wandte mich der Liege zu. Ein eigenartiger Geruch ging von ihr aus. Sie war offenbar mit keimtötenden Strahlen desinfiziert worden. Es waren welche da gewesen. Wenige nur, aber zu viele für mich.
Ich blieb stehen und verschränkte die Arme vor der Brust.
Ehrlich gesagt verstand ich Rhodan nicht, dass er sich die Unverschämtheiten der Feyerdaler gefallen ließ. Wer waren sie denn schon gegen uns Solaner? Man durfte kaum mehr als Wächter in ihnen sehen, deren Aufgabe es war, die Kaiserin von Therm gegen allzu primitive Gäste abzuschirmen.
Hoch schätzte ich ihre Intelligenz nicht ein, denn andernfalls hätten sie längst erkannt, wen sie vor sich hatten.
»Nicht so hochmütig«, wisperte eine Stimme über mir.
Vielleicht hoffte der unsichtbare ›Beobachter‹, dass ich neugierig nach oben blicken würde. Neugierde aber ist eine Untugend, der ich mich noch nie hingegeben hatte.
Ein seltsames Aroma erfüllte die Kuppel. Der Duft schien aus der Höhe herabzusinken. Ich registrierte ihn sofort. Behutsam sog ich die Luft durch die Nase ein. Joftblahn sucht die Versöhnung! Die Geruchsstoffe, die ich auffing, verrieten es mir allzu deutlich.
So schnell nicht, Freundchen, dachte ich amüsiert. Ich bin doch kein Versuchskaninchen, das augenblicklich zur nächsten Futterstelle hüpft, wenn man ihm etwas unter die Nase hält.
Natürlich war Joftblahn enttäuscht – oder wer auch immer für die Geruchsnuancen verantwortlich war. Ich konnte das zweifelsfrei feststellen, und ich triumphierte. Seine Korrektheit hatte sich wohl alles ein wenig leichter vorgestellt.
In diesem Augenblick brach ein abscheulicher Gestank über mich herein.
Ich verlor das Bewusstsein.
Bericht Reginald Bull
Dieser Test war ganz und gar nicht nach meinem Geschmack. Ich gestehe, dass ich mich lieber auf einen handfesten Kampf mit einer einheimischen Bestie und ein anschließendes zünftiges Jagdessen eingelassen hätte.
Perry, der Posbi-Freund und Gemroth hatten sich bereits hingelegt. Gorg Pinguine schnüffelte mit seinem überlangen Zinken in der Luft herum. Vermutlich witterte er einen Whisky oder so was.
Ich beobachtete, dass Gorg Pinguine plötzlich schwankte. Was war mit dem Kleinen los? Zeitlupenhaft langsam kippte er um. Das regte mich aber nicht sonderlich auf, da keinesfalls eine Gefahr für unser Leben bestand. Gorg konnte nur bewusstlos geworden sein.
Aber warum?
Ein verführerischer Duft stieg mir in die Nase. Ich drehte mich um. Im Boden hatte sich ein Spalt geöffnet. Daraus stieg ein gedeckter Tisch empor.
Ich pfiff anerkennend, denn auf einem Teller lag das größte Steak, das mir je untergekommen war. Es war herrlich braun gegrillt und mit Gemüsen dekoriert.
»Na also«, sagte ich. »Es scheint ja doch so etwas wie Gastfreundschaft auf diesem Planeten zu geben.«
Im Vorgefühl des Genusses rieb ich mir die Hände, setzte mich auf die Liege und zog den Tisch zu mir heran. Das Wasser lief mir im Mund zusammen, als ich das Messer über das Steak führte und mir einen ersten Brocken abschnitt. Das Fleisch war nach meinem Geschmack, außen knusprig und innen noch rot.
Als ich die Gabel zum Mund führte, löste sich alles in Wohlgefallen
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