Silberband 090 - Gegner im Dunkel
bohrende Empfindung hatte Bestand.
Jemand, der ebenfalls über telepathische Fähigkeiten verfügte, wollte Kontakt aufnehmen. Fellmer Lloyd oder ein anderer Telepath an Bord der SOL konnte es nicht sein.
Ein Fremder …?
Gucky blieb ruhig und versuchte, sich auf den Unbekannten einzustellen. Wer bist du?, dachte er konzentriert und voller Spannung. Melde dich!
Das nervenzermürbende Bohren wurde zu einem suchenden Abtasten seiner Gehirnzellen. Der Schmerz kehrte zurück, wenn auch nicht so intensiv wie vorher. Das machte ihn aber keineswegs erträglicher.
Bist du das, ES?
Die Frage war rein hypothetisch, Gucky erwartete auch keine Antwort darauf. Er konnte sich im Augenblick nur niemand sonst vorstellen, der Kontakt mit ihm suchte.
Ernst Ellert?
Gucky wischte den Gedanken an den verschwundenen Teletemporarier mit einem Blinzeln zur Seite. Ellert hätte sich anders bemerkbar gemacht, wenn es ihn überhaupt noch gab.
Das unangenehme Tasten hielt an. Erst Minuten später zog sich das fremde Bewusstsein zurück …
… und schlug gleich darauf mit aller Kraft zu. Abermals versank alles um Gucky herum in pulsierender Schwärze.
Als er diesmal das Bewusstsein zurückerlangte, hatte er die Geduld verloren. Im Bruchteil einer Sekunde peilte er Rhodan an und teleportierte.
Dobrak verstummte, als der Mausbiber vor Perry Rhodan auf dem Tisch materialisierte.
»Was soll das?«, rief Bull empört. »Wir sind in einer Besprechung!«
Statt mit einer giftigen Antwort aufzuwarten, klappte Gucky regelrecht zusammen und krümmte sich. Roi Danton nahm Verbindung zur medizinischen Sektion auf.
»Ich kenne das«, sagte Rhodan. »Jemand versucht, ihn zu kontaktieren. Fellmer, spürst du etwas?«
Der Telepath schüttelte den Kopf. »Gucky ist völlig durcheinander. Es scheint, als versuche ein zweites Bewusstsein, in ihn einzudringen.«
Ein Medoroboter erschien. Schnell hatte er den Mausbiber untersucht.
»Schwerer Paraschock! Ich verabreiche dem Ilt ein Beruhigungsmittel. Darüber hinaus muss er unter Beobachtung bleiben.«
»Gut«, sagte Rhodan. »Fellmer, übernimm du das bitte! Und versuche, mehr zu erfahren.«
»Eben kamen Gedankenfragmente. Jemand will tatsächlich Verbindung aufnehmen, hat aber nicht die nötige Kraft dazu. Andererseits reicht seine Stärke noch aus, Gucky Schmerzen zuzufügen.«
Perry Rhodan nickte und versuchte, sich wieder auf Dobrak zu konzentrieren. Was der Kelosker sagte, war von immenser Wichtigkeit.
Fen Sanders war keineswegs überrascht, als Tim Whalen ihn in seiner Kabine aufsuchte.
»Ich wollte mit dir sprechen, Fen«, sagte der Geologe.
Sanders nickte verbissen. »Setz dich! Taro hat mich schon informiert. Tut mir Leid, alter Junge, aber wir hatten beide keine Ahnung von deinen Gefühlen. Unser Entschluss steht allerdings fest – die entsprechende Meldung ging schon an die Zentrale der Familiensektion.«
»Was kann ich dafür, dass wir beide uns in dieselbe Frau verlieben? Sicher, ich weiß, dass du mit Taro oft zusammen warst, aber wir haben schließlich alle unsere Bekanntschaften. Ich habe das nie anders gesehen.«
»Wären wir näher beieinander, wäre alles vielleicht anders gekommen, Tim. Ändern können wir nichts mehr, also nimm es sportlich.«
Whalen setzte zu einer heftigen Erwiderung an, aber zugleich glaubte er, unter der Kabinendecke ein leichtes Flimmern bemerkt zu haben. Er blickte nach oben. Fen Sanders folgte seinem Blick – und hielt ebenfalls den Atem an.
Unter der Decke war ein metallisch glänzender Zylinder materialisiert. Er schien nicht größer zu sein als ein Männerarm und pulsierte leicht. Langsam sank er tiefer.
Wortlos starrten die beiden Männer den Gegenstand an. Sein Pulsieren wurde intensiver. Die energetische Aura, die den Zylinder gleichmäßig umgab, zuckte konvulsivisch, als versuche der bislang nur halb stofflich vorhandene Gegenstand, seine endgültige Form zu erreichen. Das gelang ihm offensichtlich nicht.
Allmählich verblasste die Aura wieder und mit ihr der Zylinder. Zurück blieb ein schwacher Ozongeruch.
»Was war das?«, brachte Whalen tonlos hervor.
Fen Sanders zuckte mit den Schultern. »Etwas war im Begriff, hier zu materialisieren. Eine fremde Intelligenz?«
»Ich weiß es nicht. Wir müssen den Vorfall sofort melden.«
»Willst du, dass uns jeder für verrückt hält, Tim?«
»Aber …«
»Kein Aber! Was in meiner Kabine geschieht, geht niemand etwas an. Wir haben uns in etwas hineingesteigert, was er nicht
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