Silberband 090 - Gegner im Dunkel
vor dem Tod bei den Unsterblichen größer ist als bei den Sterblichen, die in ihm ein unabänderliches Schicksal sehen.
Wir nehmen an, dass dieser extreme Selbsterhaltungstrieb ein letztes Aufbäumen vor dem Übergang in eine nächste Phase ist, vor dem Schritt in die nächsthöhere Ebene, die uns vorerst noch unbegreiflich bleiben muss, da sie sich unserer Vorstellungskraft entzieht.
Unklar ist ebenfalls, ob es in einem Cluster nur eine einzige Superintelligenz gibt oder deren mehrere. Gibt es mehrere, lässt sich die nächste Ebene zumindest erraten, wenn sie auch unvorstellbar bleibt. Immerhin könnte es dann bei dem Kampf der Superintelligenzen gegeneinander auch darum gehen, allein die nächsthöhere Ebene zu beherrschen und den letzten Schritt in das Unbegreifliche vorzubereiten.
Die Terraner nennen ihre Superintelligenz ES. Uns ist nicht klar, ob ES überhaupt jenes Wesen ist, das über sie herrscht und wacht. Wir wissen nicht, ob die Milchstraße zu jenem Cluster gehört, dessen Geschicke ES bestimmt. Wir wissen auch nicht, ob ES die einzige Superintelligenz dieses Clusters darstellt. Kein Zweifel besteht indes an der Tatsache, dass ES eine Superintelligenz ist. Vielleicht eine gut gesinnte, denn sie hat den Terranern in ihrer Entwicklung mehrfach geholfen.
Auch hier wieder einige Gedanken zum besseren Verständnis für die Handlungsweise von ES und anderen Superintelligenzen: So unsterblich und unangreifbar ein solches Wesen von unserem Standpunkt aus gesehen sein mag, es ist dennoch verwundbar. Nicht durch uns, sondern durch kosmische Katastrophen und Gegner ihrer eigenen Art. Seit Jahrmillionen wurde vielleicht für die Ordnung innerhalb einer Mächtigkeitsballung gesorgt, und mit einem Schlag kann das alles hinfällig werden.
Diese Schwäche, resultierend aus ihrer Einzigartigkeit, muss den Superintelligenzen klar sein, und sie sind sich des Risikos ihrer eigenen Existenz bewusst – wahrscheinlich auch ihrer Verantwortung. So erscheint es logisch, dass sie die Entwicklung der Völker ihres Machtbereichs sorgfältig beobachten und dafür sorgen, dass niemand allzu schnell und stürmisch nach oben dringt. Das bedeutet aber keineswegs, dass sie grundsätzlich gegen den Aufstieg ihrer Völker sind. Sie wollen ihn nur unter Kontrolle halten. Das beste Beispiel dafür geben wieder die Terraner.
Superintelligenzen denken in höheren Kategorien und erkennen Zusammenhänge, die jenseits des Begriffsvermögens sterblicher Materie liegen. Vielleicht erkennen sie schon beim Entstehen des Lebens auf einem Urplaneten dessen weitere Entwicklung und manipulieren es sogar. Trotz unserer Zweifel glauben wir Kelosker, dass die Superintelligenz ES für den Aufstieg der Terraner zu einer kosmischen Macht mittelbar verantwortlich ist. Seit Jahrtausenden ist das Wirken von ES zu verfolgen. Bisher verborgene Zusammenhänge werden klar, wenn man das rückhaltlos anerkennt.
Die Terraner sind dabei, in den engen Kreis der Übergeordneten vorzustoßen. Das liegt in der Absicht von ES. Aber ES handelt nicht uneigennützig, wie keine Superintelligenz völlig uneigennützig handeln würde. Je stärker die Terraner sind, desto mächtiger wird auch ES, denn wer dürfte es wagen, die Hilfeleistung einer Superintelligenz ohne jeden Dank zu ignorieren? Bei diesen Überlegungen spielt es keine Rolle, ob der Planet Terra und damit die Milchstraße in der Mächtigkeitsballung von ES lagen und liegen oder nicht. Es ist möglich, dass sich ES seine treuesten Verbündeten aus einem anderen Machtbereich holte. Das würde alle bestehenden Schwierigkeiten erklären.
Wir Kelosker hoffen, unseren Freunden, den Terranern und ihren Verbündeten, mit diesem Überblick auf die kosmischen Machtverhältnisse und ihre logische Verteilung geholfen zu haben, einige der Zusammenhänge zu begreifen. Um das Ziel zu erreichen, das ES vorschwebt, muss die Erde gefunden werden, auch wenn sie in den Machtbereich einer anderen und möglicherweise sogar feindlich gesinnten Superintelligenz eingedrungen sein sollte. Darauf müssen wir vorbereitet sein.
Der Weg von der Urzelle bis zur Superintelligenz dauert Jahrmilliarden. Wir alle haben erst ein winziges Stück dieses Weges zurückgelegt und nicht einmal diesen Abschnitt in seiner ganzen Tragweite begriffen.
Wir sind in den Strudel kosmischer Geschehnisse geraten, aus dem es kein Entrinnen gibt, das ist einer der Gründe dafür, warum wir diese Überlegungen und Berechnungen anstellten. Wir teilen mit den
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