Silberband 090 - Gegner im Dunkel
unangenehme Wühlen in meinem Schädel wieder fühlen. Der Bote gibt nicht auf.«
»Kannst du ihn nicht anpeilen und teleportieren?«
Gucky setzte sich auf den nächsten Felsbrocken. »Eben nicht. Es gibt hier starke Kraftfelder, die meine Fähigkeiten einschränken. Natürlich können wir jederzeit in die SOL zurück, aber je näher wir den Energiefeldern im Innern des Asteroiden kommen, desto mehr werde ich behindert. Ich kann nicht einmal die Gedanken der Bewohner klar empfangen. Sie nennen sich Morker, so viel habe ich herausgefunden.«
»Und wovon leben diese Morker?«
»Das kann uns vorerst egal sein, wir suchen nur den Boten von ES.« Gucky griff wieder nach Whalens Hand.
Er legte eine glatte Fehlteleportation hin. Und dann noch einige Male. Dabei konnte er feststellen, dass die Morker nicht den gesamten Asteroiden bevölkerten, sondern hauptsächlich einen einzigen Bereich unter der Oberfläche. Darüber hinaus gab es nur vereinzelte Stationen.
Vorsichtig näherten sie sich dem Ballungszentrum. Von dort kamen die Impulse des Boten. Offensichtlich hielten ihn die Energiefelder fest.
Tim Whalen bemerkte in dem unübersichtlichen Gelände eine Bewegung und warnte den Ilt. Sie suchten Deckung.
Zwei Gestalten kamen einen Hügel herab, auf dem ein verfallen wirkendes kleines Gebäude stand. Sie trugen steife Bekleidung, wahrscheinlich zum Schutz gegen die Kälte. Und sie hatten zwei Köpfe.
Gucky versuchte, ihre Gedanken zu lesen, doch es gelang ihm nur teilweise. Einer der Fremden hatte die SOL entdeckt. Der andere, fand der Ilt heraus, wollte das Schiff herbeilocken.
»Sie haben die Absicht, ihre Welt zu verlassen.«
»Schön ist sie zwar nicht, aber friedlich.«
»Das weiß noch keiner von uns. Komm, wir reden mit ihnen. Vielleicht kennen sie den Boten.«
»Du willst …?«
»Natürlich will ich. Aber verrate ihnen nicht, dass ich Telepath bin.«
Sie erhoben sich und verließen ihr Versteck. Tim Whalen, fast doppelt so groß wie der Mausbiber, unterdrückte das Furchtgefühl in seiner Magengegend, als sie auf die Fremden zugingen, die nun verblüfft stehen blieben. Keiner von ihnen machte eine verdächtige Bewegung. Waffen hatten sie offensichtlich nicht bei sich.
Gucky schaltete seinen Translator ein. Ziemlich schnell übersetzte das Gerät.
»Das sind welche aus dem Schiff. Bleib hier, Krong! Du wolltest doch mit ihnen reden.«
Sie blieben stehen, als Gucky und Whalen innehielten. Nur zögernd entwickelte sich der erste Wortwechsel. Krong erkundigte sich ohne große Einleitung, ob das große Schiff landen und die Morker aufnehmen würde. Sein Begleiter motivierte den Wunsch, indem er zum Horizont deutete, über dem der Schlund wie ein gefräßiger Wirbel zu sehen war.
»Darüber habe nicht ich zu entscheiden, sondern der Kommandant des großen Schiffes«, erwiderte Gucky. »Andererseits wird Hilfe nicht verweigert werden, sobald eine ernsthafte Gefahr droht. Vorerst gibt es jedoch ein wichtigeres Problem. Wir müssen jemanden finden, der sich hier auf dem Asteroiden aufhält.«
Die Morker waren enttäuscht. Aber die Aussicht darauf, in das große Schiff gelangen zu können, brachte dennoch eine schnelle Übereinstimmung. Sie wussten von einer Leuchterscheinung, wie Gucky sie ihnen beschrieb.
»Wo ist sie jetzt?«, fragte der Ilt, der den bohrenden Schmerz immer noch gleich stark verspürte. »Ich muss sie finden.«
Krong wurde sofort zurückhaltender. »Ich weiß es nicht«, sagte er, während er dachte: Wir haben sie eingefangen. »Ich glaube, man versucht, Kontakt mit ihr aufzunehmen.« Das Ding ist von dem Schiff. Bestimmt. Wir halten es fest, bis wir mitgenommen werden. »Kommt mit, sprecht mit unserem Obersprenger Sorka. Wir führen euch.«
… um uns ebenfalls einzusperren, dachte der Mausbiber amüsiert. Immerhin können mir die Energiefelder gefährlich werden. Wir müssen vorsichtig sein.
»Wir begleiten euch«, erwiderte er trotzdem.
Die beiden Morker besaßen eine ausgeprägte Selbstbeherrschung, das konnte Gucky ihnen nicht absprechen. Ihr Leben lang hatten sie auf diese Chance gewartet, und nun gaben sie sich fast gleichgültig. Auch ihre erste Begegnung mit Wesen einer anderen Welt schien sie nicht sonderlich aufzuregen.
In ihren Gedanken sah es allerdings ganz anders aus. Sie überschlugen sich förmlich in Vorstellungen und vagen Plänen. Vielleicht würde das Schiff landen, wenn sie die beiden ungleichen Fremden gefangen nahmen. Aber wie sollten sie Verbindung mit
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