Silberband 090 - Gegner im Dunkel
Selbst das Gestein wandelten die Morker in Luft und Wasser um.
Sie mochten etwa hundert Kilometer tief unter der Oberfläche sein und damit fast die Hälfte des Weges zurückgelegt haben, als der Wagen langsamer wurde, ohne dass Reng ihn abbremste. Es ging allerdings weiter schräg abwärts.
»Was ist los?«, fragte Whalen, der sich den Vorgang nicht erklären konnte.
»Um die Wagen wieder nach oben zu bringen, sind sie an Seilen befestigt, die ihr nicht sehen könnt«, erklärte Reng. »Mit ihnen können wir einen Wagen natürlich auch von oben her anhalten. Sorka will nicht, dass wir weiter vordringen. Er hat uns gestoppt.«
»Wo ist das Seil?« Gucky lockerte seinen Impulsstrahler. »Wir werden es lösen und weiterfahren.«
»Das geht nicht!«
»Und warum nicht?«
»Wie sollen wir dann wieder hinaufkommen?« Reng deutete zur felsigen Decke des Tunnels. »Außerdem zögen wir Sorkas Zorn auf uns. Ich habe schon genug gewagt.«
»Erstens gibt es sicher noch andere Wagen«, stellte Gucky fest, der diese Tatsache längst den Gedanken ihres Begleiters entnommen hatte. »Und zweitens kann Sorka überhaupt nicht mehr wütender werden. Du selbst darfst dich später damit herausreden, dass wir dich gezwungen haben, uns zu begleiten. Also, wo ist das Seil befestigt?«
Reng zeigte es ihm. Das Seil lief zwischen den Schienen durch Rollen, die in regelmäßigen Abständen angebracht waren, sodass sie kaum eine bremsende Reibung erzeugten. Trotzdem wäre normaler Stahl schon nach einigen Dutzend Kilometern viel zu schwer geworden.
Das Material war farblos und dünn. Gucky richtete den Strahler darauf. Sein Energieschuss blieb wirkungslos. Erst nach fünf Minuten Dauerfeuer zeigte das Seil erste Auflösungserscheinungen. Kurz darauf riss es.
Zum Glück hatte Reng die Bremse angezogen, sonst wäre der Wagen davongerollt.
Gucky bückte sich und untersuchte die Bruchstelle. »Woraus besteht das Seil?«, fragte er den Morker.
»Es ist das widerstandsfähigste Material, das wir kennen. Wir stellen es synthetisch her. Es ist sehr leicht.«
»Warum baut ihr daraus keine Raumschiffe?«
Reng starrte ihn verblüfft an. Dann vollführte er eine offensichtlich zustimmende Geste. »Wir haben genug davon. Ich werde das Sorka vorschlagen.«
Sie fuhren weiter. Tim Whalen war sehr nachdenklich geworden. Gucky tat so, als bemerke er das nicht. Wenn Tim den Plan, den er soeben erwog, in die Tat umsetzen wollte, musste er ihn daran hindern.
Oder vielleicht nicht …?
»Mir gefällt das nicht«, sagte Atlan. »Gucky ist seit mehr als vier Stunden verschwunden, und wir haben noch kein Lebenszeichen von den beiden. Was hindert uns daran, ein Beiboot zum Asteroiden zu schicken?«
»Daran hindert uns lediglich die Tatsache, dass sich in den letzten Stunden dessen energetische Feldlinien extrem verstärkt haben«, antwortete Rhodan. »Ein Beiboot wird diesen Widerstand beim Start kaum überwinden können.« Er wandte sich an Fellmer Lloyd. »Noch immer nichts?«
»Kein einziger Gedanke.«
»Könnten wir notfalls mit der SOL landen?«, fragte Atlan.
Perry Rhodan zuckte mit den Schultern. »Noch zwingt uns nichts dazu. Oder siehst du das anders?«
Atlan seufzte und schwieg. Er machte sich Sorgen. Rhodan auch. Aber sie waren zur Untätigkeit verdammt.
Die Bedenken des Terraners waren nicht nur technischer Natur. Er dachte an den vermeintlichen Boten von ES, dem es nicht gelungen war, in der SOL zu materialisieren. Vielleicht, wenn dieser energiegeladene Asteroid nicht gewesen wäre … Aber der Zufall hatte es anders gewollt. Nun musste versucht werden, den Zufall zu korrigieren.
Was wollte ES von ihm?
Das war die Frage, die Rhodan sich mittlerweile schon hundertmal gestellt hatte, ohne eine Antwort darauf zu finden.
»Wenn er in einer Stunde nicht zurück ist, werde ich es versuchen, und niemand kann mich davon abhalten«, sagte Tschubai.
»Doch!« Rhodan sah an ihm vorbei. »Ich!«
Wieder schwiegen sie. Selbst Dobrak wusste keinen Rat. Er versicherte nur, dass der Kurs für die erste Etappe des Septadimflugs nun endgültig feststand. Weitere Berechnungen waren nicht erforderlich.
»Ich warte noch drei Stunden«, sagte Atlan, »dann nehme ich ein Beiboot. Messungen hin, Messungen her, vielleicht wird Gucky festgehalten und wartet auf unsere Unterstützung.«
Als Fen Sanders abgelöst wurde und in die gemeinsame Kabine zurückkehrte, blickte Taro ihm mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen entgegen.
»Ist was?«,
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