Silberband 091 - Die Terra-Parouille
Kontrollmechanismen befreit worden waren.
Am Rand des Hangars standen mittlerweile Tische und Bänke. Technisches Gerät sammelte sich hier, Funkgeräte zum Beispiel, die gebraucht wurden, wenn Kommandos nach oben gingen, um Ausschau zu halten oder Proviant zu besorgen.
Eine altmodische Digitaluhr zeigte den 6. April 3582.
Walik Kauk machte sich an den Kommunikationsgeräten zu schaffen. Noch immer trug er das kleine Stück Schreibfolie mit dem Rufkode bei sich, über den er von Alaska aus per Radakom einen fremden, wahrscheinlich nichtterranischen Teilnehmer erreicht hatte. Walik spielte mit dem Gedanken, das Experiment zu wiederholen. Aber noch war er sich über das Risiko nicht im Klaren.
Gegen zwanzig Uhr betraten Bilor Wouznell und Mara Bootes den Hangar. Ihnen folgte Jentho Kanthall, dessen Augen sich verengten, als er Baldwin Tingmer etwas abseits sitzen sah. Mit schnellen Schritten ging er auf Tingmer zu, der den Kopf aufgestützt hatte. »Ist das alles, was du kannst … saufen?«, platzte Kanthall heraus.
Baldwin Tingmer blickte nur zögernd auf. »Was geht's Sie an?«, brachte er schwerfällig hervor.
»Sehr viel!«, antwortete Kanthall eisig. »Du bist Mitglied der PATROUILLE, und ich bin ihr Leiter!«
»Ha-ha-hallelujah …!«, ächzte Tingmer.
Kanthall packte zu und zog ihn in die Höhe. »Du verschwindest jetzt im Bad, duschst eiskalt und meldest dich in fünfzehn Minuten stocknüchtern wieder bei mir! Ist das klar?!«
Baldwin Tingmer schwankte unter dem harten Griff. Es war vorauszusehen, dass er den Halt verlieren würde, sobald Kanthall ihn losließ. In diesem Augenblick kam Walik Kauk näher, der die Szene bislang schweigend verfolgt hatte.
»Lassen Sie den Mann in Ruhe!«, forderte er Kanthall auf. »Den kriegt in fünfzehn Minuten niemand wieder nüchtern!«
»Das werden wir sehen«, antwortete Kanthall.
Walik Kauk war nicht so groß wie Kanthall, aber ebenso stämmig. »Nichts werden wir sehen!«, schimpfte er. »Sie kümmern sich heute Abend nicht mehr um Baldwin. Ist das klar?«
Jentho Kanthalls Blick wirkte leicht amüsiert. »Wollen Sie mir Befehle geben?«, fragte er.
»Das war ein Ratschlag.« Kauk zuckte mit den Schultern. »Aber wenn Sie es als Befehl auffassen … bitte!«
Kanthall ließ den Betrunkenen langsam wieder auf seinen Sitz zurückgleiten. »Ich nehme von Ihnen keine Befehle an«, erklärte er bedrohlich ruhig.
»Baldwin von Ihnen auch nicht. Es ist acht Uhr abends. Das ist seine private Zeit, und wenn er sich jetzt besaufen will, dann kann er das.«
Jentho Kanthall lächelte. »Walik Kauk, Sie nehmen den Mund ein wenig zu voll!«
»Stört Sie das?«
»Ja, das stört mich.«
»Dann unternehmen Sie doch etwas dagegen!«
»Genau das hatte ich vor.«
Kanthalls Linke schoss vor. Aber das war nur eine Finte, um Kauk abzulenken, während die Rechte in die Höhe stach. Doch Walik war auf den Angriff gefasst. Blitzschnell drehte er sich zur Seite, zugleich zuckten seine Arme vorwärts, und die Fäuste trafen Kanthalls Kinn und Wangenknochen.
Der ehemals zweite Mann der aphilischen Regierung ging zu Boden. Er war angeschlagen, aber sein Blick war klar und suchte den Gegner. In wenigen Augenblicken wäre Jentho Kanthall wieder kampfbereit gewesen und hätte sich auf den Herausforderer gestürzt. Doch es kam anders …
Der Lärm der Auseinandersetzung hatte weitere Zuschauer herbeigelockt. Alaska Saedelaere erschien mit Sante Kanube und Jan Speideck. Aus einer anderen Tür kam Augustus.
Der Roboter sah Kanthall fallen. Er erkannte aber auch, dass der Kampf noch nicht vorüber war, und fürchtete um Walik Kauk. Mit raschen Schritten eilte Augustus an Kauks Seite.
Ebenso schnell reagierte Saedelaere. Als Kanthall ächzend wieder auf die Beine kam, stellte sich der Maskenträger vor ihn und hielt ihn fest.
»Auf diese Weise wurden noch nie Probleme gelöst«, sagte Saedelaere ruhig.
Kanthall wischte sich mit dem Handrücken über die blutende linke Wange.
»Ich werde weitere Angriffe auf Bruder Walik nicht dulden!«, verkündete der Roboter.
Kanthall winkte ab. »Keine Sorge, ich gebe auf!« Seine Stimme klang, als hätte er eine geschwollene Zunge.
Baldwin Tingmer hatte von der ganzen Sache wenig mitbekommen. Er war eingeschlafen.
Jentho Kanthall schaute Kauk an. »Du hast einen verdammt harten Schlag«, gab er unumwunden zu.
»Das war der erste Boxkampf seit der Katastrophe, aber ich verpasse die wichtigste Runde.« Jan Speideck rang sichtlich nach
Weitere Kostenlose Bücher