Silberband 091 - Die Terra-Parouille
von dem Kadaver eines Tieres aus, das schon vor Monaten ein Opfer dieser Falle geworden sein musste. Für ihn bedeutete dies jedoch keine ernsthafte Bedrohung. Als er das Kläffen der Hunde nicht mehr hören konnte, nahm Skan Anlauf, rannte die abgeschrägte Wand hinauf, bekam den Grubenrand zu fassen und zog sich ins Freie.
Kopfschüttelnd stand er, nachdem er das Zweiggelege entfernt hatte am Grubenrand und starrte auf den Kadaver hinab. Die Hunde und Katzen hatten seine Anwesenheit als Bedrohung empfunden. Wahrscheinlich zogen sie in dem Hagebuttengestrüpp ihre Jungen groß. Sie hatten ihn beseitigen wollen und deshalb buchstäblich in die Falle gelockt. Mein Gott, dachte er entsetzt, sind die Tiere auf einmal schlau geworden …?
Als es dunkel wurde, war Skan Mavrees noch immer nicht zurück. Walik Kauk spielte eine Zeit lang mit dem Gedanken, zum Fischereimuseum zu fahren und den Mann dort abzuholen. Aber es ärgerte ihn, dass Skan wahrscheinlich darauf wartete. Also verzichtete er darauf. Eine Gefahr bestand ohnehin nicht, denn die Nacht war völlig ruhig.
Augustus übernahm wie immer die Nachtwache. Der Ka-zwo kannte keine Müdigkeit. Andererseits war seine Intelligenz beschränkt. Walik Kauk hatte es sich daher zur Gewohnheit gemacht, sich mehrmals in der Nacht davon zu überzeugen, dass wirklich noch alles in Ordnung war.
Kauk gab den Tagesbericht nach Terrania City. Wie üblich meldete sich Kanthall.
»Nichts Neues«, sagte Walik lakonisch. »Ich frage mich, ob es Sinn hat, weiter zu warten.«
»Ihr werdet hier im Augenblick nicht gebraucht«, antwortete Kanthall. »Also hat es Sinn!«
»Douc Langur ist auch nicht weiter?«
»Er sitzt den halben Tag in der HÜPFER und beschäftigt sich mit seinen Instrumenten. Aber er kriegt nichts herein. Vor allem behauptet er, dass das schwarze Schiff wohl einen vorzüglichen Ortungsschutz besitzt.«
»Daran haben wir auch schon gedacht.«
Das war alles. Walik Kauk schaltete ab und gönnte sich einige Stunden Schlaf. Als er aufwachte, war es taghell.
Augustus kam hereingepoltert. »Ein außerplanmäßiges Ereignis ist eingetreten!«, meldete er. »Draußen ist es hell geworden, ohne dass zuvor der Sonnenaufgang beobachtet werden konnte.«
Fassungslos starrte Kauk den Roboter an. Er konnte die Schaltkreise im Innern des künstlichen Leibes sehen. Es war, als gäbe es die Hülle aus künstlicher Haut und Stahl nicht mehr. Augustus war durchsichtig geworden.
Dann blickte er an sich selbst hinab. Bilor Wouznells Schilderung war ihm in den Sinn gekommen. Es überraschte ihn kaum mehr, festzustellen, dass auch er selbst transparent war.
So glücklicher Stimmung war Skan Mavrees seit Jahren nicht mehr gewesen. Vier Stunden hatte er in dem alten Fischereimuseum zugebracht. Dass die Ausstellungsgegenstände wie Kraut und Rüben durcheinander lagen, weil die aphilische Regierung Sinn und Zweck nicht mehr hatte erkennen können und sämtliche Haushaltsmittel für den Unterhalt solcher Institutionen rigoros gestrichen worden waren, störte ihn kaum. Er bewunderte die uralten Netze, die Bootsmodelle, die bis zu den Zeiten der Wikinger zurückreichten, die Fischspeere, die aus dem Pazifik stammten und vor allen Dingen die Darstellungen der Köder, die Fischer in früheren Zeiten verwendet hatten, als es die mit Ultraschall und elektromagnetischen Impulsen arbeitenden Fangmaschinen noch nicht gab. Was für Zeiten mussten das gewesen sein!
Er machte sich daran, das Museum aufzuräumen. Weit kam er allerdings nicht. Mit einem Mal wurde es draußen dunkel. Irgendwie hatte er damit gerechnet, dass die anderen ihn mit dem Gleiter abholen würden, aber diese Rechnung war nicht aufgegangen. Am besten machte er sich sofort auf den Rückweg. Die Stadt war schon stockfinster.
Er hatte den Eingang des Museums mit Gewalt geöffnet. Bevor er hinausschlüpfte, schob er einen alten Schrank vor die weitgehend zersplitterte Tür. Lediglich ein Spalt blieb, durch den nur einer eindringen konnte, der so schlank wie Mavrees war.
Er marschierte los. Um die ersten drei oder vier Ecken fand er sich noch gut zurecht, aber dann wurde er unsicher und folgte dem Geruch des Flusses, der wegen der warmen Witterung besonders deutlich war. Schließlich erreichte er das Ufer, allerdings mehr als einen Kilometer oberhalb der einzigen Brücke, die den Namsen überquerte. Auf der einsamen Uferstraße schritt er abwärts.
Von der Entfernung, die ihn von der Brücke trennte, hatte er knapp die Hälfte
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