Silberband 092 - Das MODUL
wirbelnde Gedanken wieder zur Ruhe kamen, fasste er den Vorsatz, Träume in Zukunft ernster zu nehmen.
Der Albtraum
Die große Halle in der SOL hatte bis vor kurzem als Ersatzteillager für sperrige Güter gedient. Ein Schacht, durch den ein mittleres Bürogebäude hätte transportiert werden können, verband sie mit einem der großen Lastenschotten.
In der Halle stand geheimnisvolle Fracht: der COMP, Datenspeicher des MODULs, rund 32 Meter hoch und etwas über zehn Meter durchmessend. Seine Wände waren von einem dichten Gespinst kristalliner Fäden überzogen.
Die Halle wurde von kräftigen Sonnenlampen erhellt. Ihr Licht fing sich in den kristallinen Strukturen des Gespinsts und wurde tausendfach gebrochen.
Am Fuß des Turmes standen Perry Rhodan und der Hyperphysiker Geoffry Abel Waringer, außerdem der keloskische Rechenmeister Dobrak und die drei Forscher der Kaiserin, Taul Daloor, Ranc Poser und Froul Kaveer.
Dobrak verharrte reglos, zwei seiner Augen richteten den Blick auf Perry Rhodan. »Das Gebilde ist mir fremd«, bekannte der Kelosker. »Ich werde lange Zeit brauchen, um es verstehen zu lernen.«
»Wir haben nicht so viel Zeit, Dobrak.«
»Dennoch kann ich nichts Besseres anbieten. Dieses Gebilde wurde von einer Intelligenz ersonnen, deren Denkweise sogar uns Keloskern ungeheuer fremd ist. Wir müssen erst die Prinzipien erforschen, nach denen die Gedanken des Erbauers sich richten.«
Rhodan war die Ungeduld anzumerken. »Ihr kennt diesen Datenspeicher«, wandte er sich an die Forscher der Kaiserin von Therm, deren Fühler sichtlich in Bewegung gerieten – ein Zeichen dafür, dass sie ebenfalls erregt reagierten.
»Unsere Arbeit an Bord des MODULs befasste sich nicht mit dem COMP«, antwortete Ranc Poser, zugleich stellvertretend für seine beiden Kollegen.
Rhodan warf Waringer einen bezeichnenden Blick zu. »So kommen wir in einer Woche noch nicht weiter«, brummte er, nachdem er den Translator abgeschaltet hatte. Und im Flüsterton fügte er hinzu: »Ich sage dir, was das Ding für mich ist: ein Albtraum!«
»Sie haben fantastische Arbeit geleistet«, sagte eine Stimme hinter Vylma Seigns. »Hören Sie jetzt auf und begleiten Sie mich zum Abendessen!«
Die Frau wandte sich lächelnd um und musterte den Mann, der sich neben ihrem Arbeitsplatz aufgebaut hatte. Er war mittelgroß, aber stämmig und hatte widerborstiges Haar, von dem ihm eine Strähne in die Stirn hing. Seine grauen Augen leuchteten, und um den Mund mit den schmalen Lippen spielte Heiterkeit.
»Du hast mich erschreckt, Vigo«, sagte Vylma. »Übrigens kann ich nicht mit dir essen gehen.«
Sie war eine blendende Erscheinung. Vigo Hynes rechnete es sich als einen der größten Erfolge an, dass es ihm gelungen war, in Vylma Sympathie für sich selbst zu wecken.
»Was hält dich ab?«, wollte er wissen.
Vylma hob die Schultern. »Arbeit, nehme ich an. Der Chef will die Auswertungen noch vor 22 Uhr haben.«
»Der Chef Intergalaktische Phänomenologie?«, fragte Hynes stirnrunzelnd.
Vylma schüttelte den Kopf. »Ich bin vorübergehend versetzt. Hyperphysik eins.«
Hynes zeigte sich beeindruckt. »Das bedeutet, dass du etwas kannst. Waringer nimmt nur Könner in seine Abteilung auf.«
»Es handelt sich um eine Menge Routine-Auswertungsarbeit. Das kann jeder.«
Vigo Hynes verzog das Gesicht. »Was bietest du mir: Bescheidenheit und einen Korb? Das kann ich nicht leiden.« Sein Blick heischte zugleich um Verzeihung dafür.
»Morgen ist alles wieder anders«, erwiderte die Frau. »Bis dahin wissen wir, was es mit dem Turm auf sich hat.«
»Dem Turm?«
»Dem COMP.«
Vigo Hynes war aktiv an den Geschehnissen in der Materiewolke beteiligt gewesen. Er hatte der Mannschaft angehört, die den Transport des Turmes an Bord der SOL gegen Angriffe der schwarzen Scheibenschiffe geschützt hatte.
»Es soll ein Datenspeicher sein«, bemerkte er. »Lässt sich das verifizieren?«
Vylma seufzte. »Vielleicht ist es ein Datenspeicher – in irgendeiner von seinen Nebenrollen. Insgesamt muss das Gebilde aber viel mehr sein. Es ist ein schwacher Hyperstrahler und ein äußerst hungriger Hyperenergieempfänger zugleich.«
»Interessant«, bemerkte Hynes. »Trotzdem knurrt mir der Magen.«
»Dann sich zu, dass du etwas zu essen bekommst!«
Hynes war schon so gut wie unterwegs. »Ich schaue anschließend wieder vorbei«, versprach er.
Und tatsächlich: Er hielt sein Versprechen. Vierzig Minuten später stand er wieder neben Vylnias
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