Silberband 092 - Das MODUL
die Möglichkeit der Sabotage bewusst mit ein. Zwar standen die Rechner in abseits gelegenen, nur Robotern zugänglichen Räumen und waren außerdem durch Energiebarrieren geschützt, aber wer mochte wissen, was einem Gegner der SOL einfiel.
An diesem Tag, gegen fünfzehn Uhr, nahm Vigo Hynes wie jeden Tag die Datenendstelle in Betrieb, die ihn mit den Positroniken verband. Er hatte verschiedene Prüftechniken entwickelt und benutzte sie abwechselnd, wie es ihm gerade einfiel – ohne Schema, das jemand hätte durchschauen können. Heute wollte er die Befehlsfolge prüfen, die jeden Ziel- oder Feuerbefehl an die Steuerpositronik des gewünschten Geschützes weiterleitete.
Wie gewohnt kontrollierte Hynes den Inhalt der Register. Dabei erlebte er eine Überraschung. Die Sprungadresse für die Befehlsweitergabe enthielt eine Folge von Nullen, verwies also auf den absoluten Beginn des Speichers, an dem das Systemprogramm einsetzte. Ein Fehler dieser Art machte alle die Geschütze unbrauchbar, die von diesem Rechner angesprochen wurden. Vigo Hynes beeilte sich, den korrekten Wert einzutragen. Das Problem war damit zwar behoben, nur konnte Hynes sich nach wie vor nicht vorstellen, wie es entstanden sein mochte.
Er verfasste einen Bericht. Die Abteilung Installation hatte sich darum zu kümmern.
Als er nachdenklich zu seinem Quartier zurückkehrte, kam Hynes ein absurder Gedanke. Konnte es sein, dass das miserable Essen am Vorabend und der Fehler im Register des Feuerleitrechners in Zusammenhang standen?
SENECA wurde gefragt. Die Hyperinpotronik gab an, über die Ursache der Unregelmäßigkeiten nichts zu wissen. Daran, dass die synthetische Nahrung unansehnlich und zum Teil ungenießbar geworden war, trug nach SENECAs Aussage nicht er die Schuld, sondern die Synthetoren, deren Programme durcheinander geraten waren.
»Was das bedeutet«, sagte Geoffry Abel Waringer zu Rhodan, »ist dir klar, oder?«
»Wir müssen die Programmierung überprüfen.«
»SENECAs Programmierung! Und da SENECA im Verbund mit dem Shetanmargt arbeitet, wird das keine einfache Sache sein.«
Perry Rhodan wirkte sorgenvoll und ein wenig bitter. »Lass das den Raumschiffskonstrukteuren der Zukunft eine Lehre sein. Zentralrechner sind von Übel. Sie sind so kompliziert, dass eine systematische Fehlersuche fast zur Unmöglichkeit wird. In Zukunft brauchen wir verteilte Intelligenz, tausend Kleinpositroniken an Stelle eines Gigantrechners.«
Waringer nickte. »Vor allem brauchen wir keinen Verbund mit einer Maschine, mit der sich keiner von uns auskennt.«
Dutzende von Spezialisten machten sich an die Arbeit, in SENECAs komplexem Innenleben nach dem Fehler zu suchen, der für die Ausgabe des ungenießbaren Proviants verantwortlich war. Inzwischen traf sich ein Krisenstab aus Waringer, Rhodan und deren engsten Mitarbeitern.
»Wir kommen um eine Erkenntnis nicht herum, sosehr wir uns auch bemühen, die Augen zuzukneifen«, bemerkte Reginald Bull mit Nachdruck. »Der Schlamassel fing an, als wir den COMP an Bord holten. Ich glaube nicht, dass dieses zeitliche Zusammentreffen reiner Zufall ist.«
Es gab keinen in der Runde, der sich nicht schon mit ähnlichen Gedanken beschäftigt hatte. Das allgemeine Unbehagen war unverkennbar.
»Leider haben wir nicht den geringsten Beweis dafür, dass dem wirklich so ist«, wehrte Waringer ab.
»Das besagt nichts«, wischte Reginald Bull den Einwand beiseite. »Wir haben keine Ahnung, wie der COMP funktioniert, also können wir auch nicht feststellen, dass er – oder dass er nicht – funktioniert.«
»Dem COMP selbst«, wandte Perry Rhodan ein, »würde es ziemlich schwer fallen, auf die synthetische Provianterzeugung Einfluss zu nehmen. Er hat keinerlei Verbindung mit den Synthetoren.«
»Ihr versteht nicht, worauf ich hinauswill«, knurrte Bull, ein wenig irritiert und zornig zugleich. »Der COMP kann allein überhaupt nichts unternehmen. Aber er kann SENECA und das Shetanmargt beeinflussen, und das ist nach meiner Ansicht geschehen.«
Die Runde schwieg. Bullys Behauptung verblüffte zunächst. Aber sie lieferte auch Erklärungen. Zum Beispiel dafür, warum der Verbund aus SENECA und dem Shetanmargt nicht von sich aus die Fehlerquelle erkannte. SENECA und das Shetanmargt, unter der Kontrolle des COMPs, würden keinesfalls Alarm schlagen.
Perry Rhodan erhielt einen Anruf über sein Armbandgerät. Er wechselte nur wenige Worte, und als er wieder aufsah, war seine Miene ernst. »Das Trinkwasser ist
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