Silberband 092 - Das MODUL
manövrierbar, sobald der Zentralrechner ausfiel.
SENECA befand sich nun fest in seiner Gewalt, die Schweberoboter waren vernichtet und den Menschen der Zugriff entzogen.
Damit war ein wesentlicher Teil des Planes, den der Stellvertreter sich zurechtgelegt hatte, bereits verwirklicht. Andererseits wusste er inzwischen, dass die Menschen nicht so rasch aufgeben würden. Ihr Wille zum Widerstand war selbst dann lebendig, wenn ihnen jede Möglichkeit fehlte, diesen Willen auch in die Tat umzusetzen. Der Stellvertreter erkannte klar, dass er den Auftrag der Kaiserin erst dann würde ungestört ausführen können, wenn er den Willen der Menschen gebrochen hatte.
Dazu diente das bevorstehende Manöver. Aus SENECAs Informationsspeichern kannte der Stellvertreter einen Vorgang, der sich vor rund neun Monaten menschlicher Zeitrechnung ereignet hatte. Damals war – aus einem Grund, den er nicht so recht verstand – die Unzufriedenheit an Bord derart groß gewesen, dass die Verantwortlichen, um einer offenen Meuterei vorzubeugen, fluchtartig das Schiff verlassen hatten. Sie hatten die Unzufriedenen unter Druck setzen wollen, indem sie ihnen zeigten, dass sie allein mit dem Raumschiff nicht zurechtkamen. Der Plan war ein voller Erfolg gewesen. Die Unzufriedenen hatten ihren Fehler eingesehen und den geflüchteten Teil der Besatzung nur durch umfangreiche Zugeständnisse bewegen können, an Bord zurückzukehren.
Ein ähnliches Ereignis stand bevor, der Stellvertreter hatte die Menschen richtig eingeschätzt. Sie würden das Schiff verlassen, um ihm zu beweisen, dass er ohne ihre Hilfe machtlos war. Damit würden sie ihn zu erpressen versuchen.
Doch er war gewappnet. Längst waren die beiden Maschinenwesen, mit einem neuen Gespinst versehen, wieder an der Arbeit. Der Kristallträger gab ihnen die Anweisungen. Wenn die Menschen von Bord gingen, würden sie eine Überraschung erleben, die ihren Widerstandswillen ein für alle Mal brach.
Die Vorbereitungen der Menschen liefen auf Hochtouren. SENECA, der die Koordination des Manövers leitete, schöpfte keinen Verdacht. Der Stellvertreter unternahm nichts, um die Hyperinpotronik aufzuklären. Es war besser, wenn der Zentralrechner seine Naivität vorerst behielt.
Wie ein präzises Uhrwerk lief das Manöver ab. Als die Sirenen ertönten und das charakteristische EVAC-Signal gaben, verließen die Menschen ihre Arbeitsplätze und Quartiere und eilten auf dem kürzesten Weg zu der nächsten Hangarschleuse. Jeder wusste, wohin er zu gehen hatte. Jeder wusste, wessen Befehlen er im EVAC-Fall gehorchen musste. Nach zehn Minuten befanden sich bereits achtzig Prozent der Besatzung in den Evakuierungsfahrzeugen.
Die EVAC-Flotte bestand aus Leichten Kreuzern und Korvetten. 110 dieser Beiboote und 120 Korvetten standen bereit, um die Besatzung von Bord zu bringen.
In einem Kreuzerhangar des Mutterschiffs hatte Perry Rhodan selbst das Kommando über den Leichten Kreuzer SIGA übernommen. Er stand in Verbindung mit den Kommandanten der EVAC-Flottenteile in den SOL-Zellen. Einer der Schirme auf seiner Konsole war zum Zählwerk degradiert worden. Als das Mittelteil vollständig evakuiert war, meldeten die beiden Kugelraumer erst 98,7 beziehungsweise 99,2 Prozent.
Inzwischen arbeiteten die Analysegeräte der SIGA. Ihre hyperenergetischen Sensoren untersuchten die drei Sonnen, die der SOL am nächsten standen. Zwei erwiesen sich rasch als untauglich: ein blauer Riesenstern, offensichtlich noch in der frühesten Phase seiner Entwicklung begriffen, und ein weißer Zwerg, der im Laufe der nächsten zwei oder drei Millionen Jahre zum Neutronenstern werden würde.
Die dritte Sonne, gelblich weiß, hatte vermutlich Planeten. Ihre Entfernung betrug nach überschlägigen Berechnungen 4,8 Lichtjahre. Perry Rhodan benannte diese Sonne als Zielpunkt. Die Positroniken der Schiffe speicherten die entsprechenden Kurskoordinaten.
»Alle evakuiert!«, meldete Reginald Bull aus der SOL-Zelle-2, unmittelbar darauf traf die entsprechende Nachricht von Galbraith Deighton ein.
Perry Rhodan wollte soeben das entscheidende Signal auslösen, da machte ihn eine Anzeige darauf aufmerksam, dass die SIGA nicht bedingungslos startbereit war.
Er unterdrückte einen Fluch. Die Kontrolle verwies auf eine Mannschleuse auf dem untersten Deck. Rhodan schaltete, auf einem Monitor erschien die Schleusenkammer, darin eine unförmige Gestalt, die sich soeben durch das Innenschott zwängte.
»Dobrak …!«
Der Kelosker
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