Silberband 092 - Das MODUL
stärker frequentierte Bereiche des Hulkoo-Schiffes. Offenbar folgerten die Raumfahrer aus dem Verhalten des Forschers, der sich ihnen ohne Scheu näherte, dass er zur Besatzung gehörte und seinem Besitzer lediglich davongelaufen war. Kibat Gafed tat sein Bestes, um diesen Eindruck zu erhärten.
Aus Vorsicht hatte er sich sogar von der Waffe getrennt. Sie wäre den Hulkoos sicher aufgefallen, und Gafed konnte es sich nicht erlauben, dass sich ein Hulkoo näher mit ihm beschäftigte, um ihm die Waffe abzunehmen. Selbst wenn der betreffende Hulkoo auf den Tier-Trick hereinfiel, bestand die Gefahr, dass er angesichts des Strahlers anfragte, welchem leichtsinnigen Besatzungsmitglied von seinem Maskottchen die Waffe gestohlen worden war. Kibat Gafed hatte keine Lust, den Hulkoos erklären zu müssen, was für eine Art ›Tier‹ er war.
Die Geräusche schwollen an. Offenbar näherte er sich seinem Ziel.
Ranc Poser überlegte sekundenlang. Vielleicht war der Forscher des beschädigten Schiffes noch an Bord und benötigte Hilfe. Er warf einen Blick auf seinen Leidensgefährten und entschied, Froul Kaveer nicht aus der Antigravwabenröhre zu ziehen. Mit dem Problem musste er eben allein fertig werden.
Poser suchte die Schleuse auf. Kurz zögerte er, dann machte er sich daran, sein Schiff zu verlassen.
Die vielfältigen Geräusche des Schiffsbetriebs, an die er sich so sehr gewöhnt hatte, dass er sie überhaupt nicht mehr wahrnahm, verschwanden schlagartig, weil das transportierende Medium fehlte. Eine bedrückende Stille umfing den Forscher.
Poser stieß sich vom Rumpf der SCHWIMMER ab und trieb langsam zu dem Wrack hinüber. Er hatte sich ausgerechnet, dass ihm knapp fünf Minuten Zeit blieben. Innerhalb dieser Spanne würde das Wrack die SCHWIMMER passiert haben und weiter abtreiben. War Poser dann noch nicht auf dem Rückweg, musste er auf dem zerstörten Schiff bleiben. Denn dann würde er die größer werdende Distanz nicht mehr bewältigen können.
Die Bordwand des Wracks kam näher. Mit gemischten Gefühlen betrachtete er die Beschädigungen. Scharfkantige Zacken waren zu sehen, aber auch Stellen, an denen das Metall der Außenhülle bis zur Glutflüssigkeit erhitzt worden war. Es gab keinen Zweifel – das Schiff war beschossen worden. Die Materiewolke, so bedrohlich sie war, hatte das kleine Forschungsschiff nicht auf dem Gewissen. Das Schiff trieb antriebslos durch das All.
Poser krallte sich fest, als er die Bordwand mit den Händen erreichen konnte. Er warf einen Blick zurück. In zwei Minuten würden sich die SCHWIMMER und das Wrack am nächsten stehen und sich danach zügig voneinander entfernen.
Hastig zog Poser sich in das Innere des Wracks. Ihm genügte ein Blick. Der Forscher, der dieses Schiff geflogen hatte, war nicht mehr an Bord. Poser konnte nicht erkennen, ob sein Kollege bei dem schweren Treffer nach draußen geschleudert worden war oder später von sich aus das Wrack verlassen hatte. Kein Zeichen deutete darauf hin, dass der Forscher noch am Leben war. Alle Teile des Schiffes waren erkaltet, das Wrack trieb also schon seit einiger Zeit in diesem Zustand durch die Wolke.
Nur ein Bereich des Schiffes war noch so warm, dass Poser die Hitze sogar sehen konnte. Die Außenverkleidung eines großen Reaktors glühte in intensivem Rot. Poser suchte nach dem Schalter, mit dem sich der Reaktor hätte deaktivieren lassen, aber die Kontrollelemente waren der Zerstörung zum Opfer gefallen.
Ranc Poser wusste, dass er einen Wettlauf gegen die Zeit antrat, als er sich mit aller Kraft in Richtung auf sein eigenes Schiff abstieß. Er musste die SCHWIMMER so schnell wie möglich erreichen und beschleunigen, andernfalls würde der durchgehende Reaktor nicht nur das Wrack, sondern auch die SCHWIMMER zerreißen.
Endlos lang erschien ihm die Zeit, die er für den Rückweg brauchte. Um die offene Schleuse kümmerte er sich dann nicht mehr, es gab Wichtigeres zu tun, als die Innenräume der SCHWIMMER wieder mit Atemluft zu füllen. Poser schwang sich auf den Sitzbalken und ließ die Maschinen anlaufen.
Die SCHWIMMER war ein schnelles und wendiges Schiff, dennoch erschien es dem Forscher, als habe er sich den schwerfälligsten Flugkörper ausgesucht, der jemals den Weltraum erreicht hatte. Nur zeitlupenhaft entfernte sich die SCHWIMMER von dem Wrack. Aus dem Innenraum des zerschossenen Keulenschiffs glühte der nun fast weiße Reaktor wie ein bösartiges Auge herüber.
Im Bruchteil einer Sekunde verschwand
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