Silberband 093 - Abschied von Terra
günstiger Konstellation, der hellste Stern am Nachthimmel über Goshmos Castle. Bluff nahm sich Zeit, den Anblick der Heimatwelt zu genießen. Schließlich wandte er sich nach Norden. Ein orangeroter Lichtpunkt wies ihm die Richtung. Orange 81 hatte Walik Kauk ihn genannt, als er ihn auf dem Weg von Jensens Camp nach Nome als Wegweiser benützte.
Die Felsenburg der abtrünnigen Ploohn-Königin lag fast genau in nördlicher Richtung. Bluff markierte sich den Weg anhand einiger Unebenheiten im Wüstenboden, dann lief er los.
Erst mit der Zeit bemerkte er, wie sehr er die Entfernung unterschätzt hatte. Seine Absicht war es gewesen, die Ruinen des Tafelfelsens zu durchstöbern und noch vor Tagesanbruch zur Burg zurückzukehren. Nun erkannte er, dass er vor dem Morgen den Tafelfelsen nicht einmal erreichen würde. Mitsino würde nicht zögern, Bluf-po-la zum bösen Gott zu erklären – und von da an durfte er sich bei den Iti-Iti nicht mehr sehen lassen.
Das bedrückte Bluff nicht sonderlich. Er hatte von den Mucierern gelernt, wie man sich aus der Natur ernährte. In der Wüste lebten kleine Tiere, mit denen er seinen Hunger stillen konnte. Auch gab es am Fuß des Tafelbergs Wasserlöcher, deren Lage er kannte. Er würde also weder verhungern noch verdursten. Nur vorsichtig musste er sein. Denn Mitsino würde sich nicht damit begnügen, ihn zum bösen Gott zu erklären. Er würde Jagd auf ihn veranstalten.
Medaillons Glutball stand bereits voll über dem Horizont, als Bluff den Fuß des Tafelfelsens erreichte. Er ging in westlicher Richtung an der steil aufragenden Felsmasse entlang und kam zu einem Einschnitt, der in Form einer engen Schlucht in den Fels hineinführte. Im hinteren Bereich der Schlucht fand er eine von niedrigem Pflanzenwuchs bedeckt Stelle. Zwischen den Pflanzen hob er mit den Händen ein kleines Loch im Boden aus, und binnen weniger Minuten füllte es sich mit Wasser. Er trank, bis er keinen Durst mehr spürte. Dann setzte er seinen Weg fort. Das Ende der Schlucht bildete eine schmale Geröllhalde, die mäßig steil anstieg. Die Halde führte bis zu einem Felsband, von dem aus er auf das Gipfelplateau des Tafelfelsens gelangen konnte. Diesen Weg schlug Bluff ein. Nach Stunden mühseligen Kletterns erreichte er die weite Gipfelfläche, auf der einst die Burg der Ploohn-Königin gestanden hatte.
Den ganzen Tag verbrachte er in der prallen Sonne. So groß war sein Eifer, dass er Hunger und Durst nicht empfand. Erst als Medaillon sich dem Horizont zuneigte, wurde ihm bewusst, dass seine Haut verbrannt war. Wenn er überhaupt jemals etwas finden wollte, dann musste er sich in Zukunft besser vorsehen.
Er hatte ein paar korrodierte Metallstücke aufgespürt, von denen er nicht wusste, ob er sie überhaupt würde verwenden können. Trotzdem trug er sie in ein Versteck am Südrand des Plateaus. Dort wollte er alle Fundgegenstände sammeln.
Dann machte er sich auf den Weg hinunter ins Tal. Er war durstig und hungrig. Als die Sonne hinter den Bergen verschwand, fröstelte er trotz der Hitze. Bluff kannte das Anzeichen, er hatte sich ein Fieber geholt. Den nächsten Tag würde er deshalb ausruhen – in der kleinen Schlucht, in der es Wasser und Nahrung gab.
Aber das Schicksal wollte es anders. Er gelangte bis zum oberen Rand der Halde, die in die Schlucht hinabführte. Mittlerweile war es dunkel geworden. Ein Stein löste sich unter seinem Fuß und sprang in weiten Sätzen den Hang hinunter. Bluff hielt inne. Da hörte er von unten einen zornigen Schrei, ausgestoßen von der hohen Stimme eines Mucierers.
Sofort wandte er sich um. Er wusste, dass Mitsino seine Spur gefunden hatte.
Noch lange vor Mitternacht hatte Mitsino die Ältesten zu sich gerufen. »Der Fremde, der ein Gott war, hat sich aus der Burg geschlichen«, verkündete er.
»Wir dürfen ihn nicht entkommen lassen«, erklärte Itsinach.
»Weckt einige Krieger!«, befahl der Allerälteste. »Sie sollen mit Fackeln kommen, denn wir müssen die Spuren finden, die der böse Gott hinterlassen hat. Sie sollen auch Spiegel mitnehmen, damit wir Signale geben können. Itsinach übernimmt in der Burg den Befehl, während ich bei der Spurensuche helfe. Wir werden den Ort finden, an dem der Fremde sich aufhält. Stellt rechtzeitig eine ausreichende Streitmacht bereit. Wenn ich das Signal gebe, soll sich eine Schar von Kriegern auf den Fremden stürzen und ihn töten!«
Binnen einer halben Stunde standen zwölf Krieger bereit. Sie trugen glosende
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