Silberband 093 - Abschied von Terra
verschwanden sie im Linearraum.
Als die HÜPFER in der Nähe des Rendezvous-Punktes rematerialisierte, war von der BALDWIN TINGMER noch keine Spur zu sehen. Walik Kauk fühlte sich unbehaglich, obwohl Douc Langur mehrfach die Richtigkeit der Koordinaten bestätigte. Aber Kauks Hauptsorge galt der BALDWIN TINGMER selbst. Sie war alles andere als voll raumtüchtig.
Douc Langur untersuchte bereits die Sonnen der näheren Umgebung auf das Vorhandensein von Planeten. Seine Kriterien waren dieselben, die auch die terranische Raumfahrt seit Jahrhunderten kannte.
Marboo hatte sich inzwischen weiter erholt. Aufmerksam verfolgte sie Langurs Bemühungen. »Walik«, sagte sie, »wenn Douc einen Zielstern findet und die BALDWIN TINGMER hier auftaucht, machen wir uns dann sofort auf den Weg?«
»Warum sollen wir Zeit verlieren?«
»Weil einer von uns dann zurückbliebe.«
Kauk kauerte neben ihr auf dem Boden. Er nickte zögernd. »Ich habe auch schon daran gedacht. Aber soweit wir wissen, geht es Bluff gut, er hat, was er sich wünscht. Wir hingegen müssten uns in Gefahr begeben, um ihn zu holen. Und was, wenn er uns auslacht und meint, wir sollten uns zum Teufel scheren?«
Marboo beugte sich nach vorne und schaute ihm ins Gesicht. »Ist das dein Ernst?«
»Ich klinge wohl nicht sehr überzeugend, wie?«
»Ganz und gar nicht. Es ist schon einige Wochen bei den Feuerfliegern. Die Auswirkungen des Gehirnmülls werden vielleicht schon verschwunden sein. Wie wird er sich fühlen?«
Walik legte ihr die Hand auf den Arm. »Du hast Recht, Mara. Wir müssen uns um Bluff kümmern.«
Douc Langur pfiff schrill. Das war das Zeichen, dass er eine Entdeckung gemacht hatte.
»Ich habe einen G2-Stern eurer Klassifizierung gefunden. Nicht allzu groß, Farbe gelbweiß. Steht in unserer Flugrichtung, knapp vierzehn Lichtjahre voraus.«
»Ist das alles, was es in dieser Gegend gibt?«
»Innerhalb eines Suchradius von fünfundzwanzig Lichtjahren, ja.«
Wenige Minuten später sprachen die Orter an. Die BALDWIN TINGMER war soeben aus dem Linearraum zurückgefallen und kam näher. Über Funk wurden die letzten Informationen ausgetauscht.
Dann war Douc Langur an der Reihe. »Es gibt nur ein halbwegs aussichtsreiches Zielobjekt in der näheren Umgebung«, sagte er.
»Worauf warten wir noch?«, rief Kanthall. »Volle Beschleunigung und nichts wie hin! Wer weiß, wie dicht uns die Hulkoos auf den Fersen sind.«
»Du wirst Gelegenheit erhalten, das herauszufinden«, wandte Walik Kauk ein.
»Wie soll ich das verstehen?«
»Die TERRA-PATROUILLE verzieht sich. Aber das wird sie nur vollzählig tun.«
»Du denkst, wir sollen Bluff abholen?«, fragte Kanthall hart.
»Genau das denke ich. Und ich bin sicher, dass Douc dabei mitmacht.«
Kanthall schwieg. Als er sich endlich wieder meldete, hatte seine Stimme einen halb grollenden, halb belustigten Unterton. »Ich nehme an es hat keinen Zweck, mit dir über die Gefahren eines solchen Unternehmens zu diskutieren?«
»Überhaupt keinen«, erwiderte Kauk.
»Gut. Die BALDWIN TINGMER wird vierundzwanzig Stunden auf euch warten. Seid ihr bis dahin nicht zurück, dann rechnen wir nicht mehr mit euch.«
Es geschah immer öfter, dass der Erhabene Bluf-po-la sich stundenlang in seine Gemächer zurückzog und sich mit unfreundlichen Gedanken beschäftigte. Er konnte sich das erlauben, denn im Burgfelsen der Iti-Iti ging das Leben seinen normalen Gang. Die Zeit der endlosen Fehden war vorüber. Die Iti-Iti galten als der mächtigste Stamm, und niemand wagte mehr, sie anzugreifen.
Dass dem so war, hatten die Iti-Iti dem Allerältesten Mitsino zu verdanken. Er hatte zu den benachbarten Stämmen von dem Gott gesprochen, der im Burgfelsen wohnte und die Iti-Iti mit seiner Macht beschützte. Zum Beweis, dass er die Wahrheit sprach, hatte Mitsino jeweils Ende seiner Darstellung die Waffe erhoben, die er von Bluf-po-la erhalten hatte, und mit dem fauchenden Energiestrahl einen seiner Zuhörer niedergestreckt.
Im Gegensatz zu dem Aufschwung, den das Ansehen des Stammes der Iti-Iti nahm, stand die fortschreitende Entmutigung des Erhabenen Bluf-po-la. Er hatte die Aufgabe, den Mucierern Gott zu sein, mit Begeisterung übernommen. Er hatte sich dazu berufen gefühlt, ihnen mit seinem Wissen beizustehen.
Mittlerweile hatte er darüber nachzudenken begonnen, ob es sich wirklich um ein erstrebenswertes Ziel handele.
Bluffs Entschluss, bei den Mucierern zu bleiben, war der Ausfluss eines kranken Geistes gewesen,
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