Silberband 093 - Abschied von Terra
schützten Nacken und Rücken der Echse.
Falks Munition war in erster Linie für die Abwehr der Flugschlangen gedacht und von entsprechend kleinem Kaliber. Sein erster Schuss blieb wirkungslos. Die Kugel prallte von dem gepanzerten Schädel des Sauriers ab und sirrte als Querschläger davon. Falk feuerte weitere fünf Schüsse ab, als das Tier sich in Bewegung setzte. Es war höchstens noch zehn Meter entfernt, als ein Geschoss sein rechtes Auge traf. Der Angriff stockte jäh, das Biest schüttelte sich, als wolle es eine lästige Fliege loswerden.
Falk hastete auf dem eben erst geschlagenen Pfad zurück. Er wollte den Durchbruch und den dahinter verlaufenden Bach erreichen.
Der künstlich geschaffene Durchbruch hatte sich vergrößert, die Schlammbrühe ergoss sich gurgelnd durch die Öffnung. Hinter sich hörte Falk den Saurier toben. Das Biest kam näher.
Er rutschte aus und schlug der Länge nach hin, raffte sich aber sofort wieder auf und lief weiter. Wenn er wenigstens den Bach erreichte. Ein umgestürzter Urwaldriese bildete eine natürliche Brücke zum anderen Ufer, und dort war der Boden besser. Der Saurier würde ihm kaum folgen können, zumal der Bach mittlerweile zum tosenden Fluss angeschwollen sein musste.
Das Ungeheuer erschien kaum hundert Meter hinter ihm. Es versank halb in dem Morast, aber es gab nicht auf.
Vor ihm war jetzt der Bach. Falk erschrak, als er die reißenden Fluten sah. Der umgestürzte Baum lag weiter flussaufwärts.
Keuchend rannte Falk weiter. Er hörte, dass der Saurier wieder schneller wurde. Endlich erreichte er die frei in der Luft hängenden Wurzeln des gestürzten Baumriesen und bahnte sich mühsam einen Weg durch das Gewirr.
Falk befand sich bereits mitten über dem Wasserlauf, als sein Verfolger gegen den Wurzelballen prallte. Um ein Haar wäre Falk in die schäumende Flut geschleudert worden.
Der Stamm rutschte ab. Wieder musste Falk sich festhalten, aber dann, unter der nächsten wütenden Attacke des Sauriers, brach der halb verfaulte Stamm in der Mitte. Falk spürte, dass er fiel – zusammen mit dem oberen Teil des Stammes. Unter sich sah er festen Boden, aber gerade deshalb klammerte er sich an den Ästen fest und milderte so den Sturz aus mehreren Metern Höhe. Die Strömung zog den Baum ins Wasser.
Mit letzter Kraft stieß Falk sich ab. Er schlug zwischen den Felsen auf und blieb erschöpft liegen. Auf der anderen Seite tobte immer noch sein Verfolger.
Das Gewehr hing noch über seiner Schulter. Falk zielte sorgfältig – dann drückte er dreimal ab. Der Saurier stand noch einige Sekunden lang da, als wäre nicht geschehen, dann brach er jedoch wie vom Blitz getroffen zusammen.
Das Gewitter war heftiger geworden, und der Himmel öffnete nun alle Schleusen. Der Wolkenbruch verwandelte sogar das felsige Ufer in einen flachen See mit unzähligen kleinen Inselchen.
Falk kletterte an den Felsen hoch. Er ignorierte einen Höhleneingang, denn mit einem Mal schien ihn etwas Unverständliches zu treiben. Zwischen dem dröhnenden Donner und einschlagenden Blitzen glaubte er eine kaum wahrnehmbare Stimme zu hören, die ihm die Richtung wies. Eine Stimme, die er nicht mit den Ohren wahrnahm, sondern in seinem Gehirn.
Falk wusste einiges über Mutanten, dass es Teleporter und Telekineten gab. Und Hypno-Telepathen, die jedem ihre Gedanken mitteilen konnten. Auf No gab es aber keine psi-begabten Menschen.
Als Falk Berntor endlich begriff, dass dennoch mentale Impulse nach ihm riefen, blieb er ruckartig stehen. Die Gedanken waren äußerst schwach. Ich brauche deine Hilfe!, hörte er.
Falk überwand seine anfängliche Furcht sehr schnell. »Wo bist du – und wer bist du?«, fragte er laut und lauschte in sich hinein.
Eine Antwort blieb aus. Nur Emotionen breiteten sich in ihm aus. Hilfe – das in erster Linie. Und: wichtig!
Falk erreichte ein kleines Plateau gut zehn Meter über dem reißenden Fluss. Vor ihm öffnete sich eine düstere Höhle.
Die Gedankenimpulse wurden zwar verständlicher, blieben aber weiterhin sehr schwach.
Komm in die Höhle, da bin ich! Keine Furcht!
Falk zögerte. Er ging erst weiter, als die Nässe ihn frieren ließ. Augenblicke später sah er den um Hilfe Bettelnden …
Der Ingenieur Vari Tembo war vom Oberrat als Verwalter der verbotenen Maschinen eingesetzt worden. Ihm oblag die Überwachung der unterirdischen Bunker, in denen das Erbe der Vergangenheit aufbewahrt wurde. Allen Anträgen der Siedler zum Trotz waren bislang
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