Silberband 093 - Abschied von Terra
einen kleinen Abstecher beim Heimflug eingelegt, nehme ich an …«
»Keineswegs. Ist Ihr Hyperrichtfunk in Ordnung?«
»Wir lassen hier nichts vergammeln«, protestierte Dareg. »Was gibt es Dringendes?«
Sponth erklärte auf dem Weg in die Stationszentrale, was vorgefallen war. »Wir müssen die Informationen sofort weiterleiten«, schloss er. »Ich habe die Raffprogrammierung schon vorbereitet: die Schablone muss nur noch abgetastet werden.«
»Das erledigt Lina.«
Sponth seufzte. »Sie sind zu beneiden, Ken. Nicht jeder hat es so gut wie Sie.«
Minuten später, nachdem Lina Gallon den Gast mit einer Umarmung begrüßt hatte, war alles vorbereitet. »Ich werde auf die Bestätigung warten«, erklärte die Frau. »Macht es euch inzwischen im Wohnraum bequem.«
Ken Dareg mixte die Getränke. Eine Sichtluke erlaubte ihm den Blick hinaus zu den Sternen, die unbeweglich im schwarzen Samt des Weltraums standen.
»Auf die Zukunft!« Ken hob sein Glas. »Was glauben Sie. Sponth, was das alles zu bedeuten hat?«
»Ich weiß nur, dass die Impulse ungewöhnlich sind. Alles weitere überlasse ich Tifflor und seinen Wissenschaftlern.«
Ken Dareg beugte sich vor. »Wie sieht es aus … daheim? Ich meine, hat sich im Solsystem viel seit dem Verschwinden der Erde verändert? Rhodans Besuch in der Milchstraße war kaum mehr als eine Stippvisite.«
»Weder Sie noch ich haben Terra je betreten, Ken. Wir sollten uns weit mehr Sorgen um Gäa machen. Was ist schon die Erde? Ein Planet, der im Nichts verschwand. Ein Mythos, eine Legende, mehr nicht.«
Als sie beim zweiten Glas waren, erschien Lina und warf eine Folie auf den Tisch. »Alles erledigt, Sponth. Die Außenstation von Gäa hat den Empfang bestätigt. Julian Tifflor müsste bereits in diesem Augenblick informiert sein. Warten wir seine Anweisung ab?«
»Ich glaube kaum, dass eine erfolgen wird. Regulär hätte ich erst in drei Tagen Kontakt. Außerdem wird es einige Zeit dauern, bis die Meldung wissenschaftlich ausgewertet ist. – Ich muss zurück, je eher, desto besser. Leider«, fügte der Agent des NEI hinzu.
Fünfhundert Lichtjahre entfernt wartete das Solsystem auf ihn.
Ronald Tekener vergaß Jennifer Thyron, als Tifflor die Meldung verlas. Professor Humberger wurde schweigsam und sehr nachdenklich.
»Nun, was sagen die Herren dazu?«, fragte Julian Tifflor. »Hat die Sache etwas zu bedeuten oder nicht? Bisher bereitete Kobold uns keine Sorgen. Ob die Laren Experimente anstellen?«
Tekener schüttelte entschieden den Kopf. »Das halte ich für unwahrscheinlich. Warum sollten sie auch? Die Hyperstrahlung muss andere Ursachen haben.«
Tifflor wandte sich dem Hyperphysiker zu. »Und Sie, Professor? Wie ist Ihre Meinung dazu?«
»Ist der Agent, der die Meldung durchgab, zuverlässig?«, antwortete der Wissenschaftler mit einer Gegenfrage.
»Sponth Veerheim ist einer unserer zuverlässigsten Männer.«
»Soweit ich Ihren Erklärungen entnehmen kann, Tiff, sitzt er auf dem Neptunmond Nereid. Ziemlich kitzlige Gegend, nicht wahr? Vielleicht sieht er schon weiße Mäuse …«
Abwehrend hob Tifflor beide Hände. »Verzichten Sie bitte auf derartige Spekulationen, Professor. Veerheim war zwanzig Stunden mit einem Raumjäger unterwegs, ehe er die Meldung absetzen konnte. Er hatte also genügend Zeit für Überlegungen. Wenn Veerheim behauptet, Kobold sende undefinierbare hyperenergetische Impulse aus, dann können Sie das als Tatsache ansehen.«
Falls Professor Humberger beleidigt war, ließ er sich das jedenfalls nicht anmerken. Er ignorierte auch das flüchtige Grinsen von Ronald Tekener. »Wenn Sie schon so großzügig mit Wahrheiten um sich werfen, Tiff, dann tue ich das auch«, sagte er mit eigenartiger Betonung. »Kobold unterliegt zweifellos einem beginnenden Transmittereffekt.«
»Einem – was?«, erkundigte sich Tifflor ungläubig.
»Transmittereffekt! Sie haben schon richtig gehört. Können Sie sich vorstellen, was das bedeutet?«
»Ich ahne es …«
»Eine Ahnung ist nicht genug, Tiff! Wenn Kobold zu zittern anfängt, so kann das nichts anderes bedeuten, als dass da etwas im Anmarsch ist, was ihn ersetzen soll.«
»Die Erde?« Tekener wurde blass.
Tifflor versuchte zwar, gefasst zu bleiben, doch fiel ihm das sichtlich schwer. »Die Erde? Sie meinen doch nicht im Ernst, Professor, dass Rhodan es schon geschafft hat, sie zu finden? Und gleich die zweite Frage: Wie soll er sie zurückbringen? Verfügt er über einen neuen
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