Silberband 093 - Abschied von Terra
dann sagte er, unsicher geworden: »Wir werden dem regierenden Rat vorschlagen, den Beistandspakt um kurze Zeit zu verlängern, um neue Bedingungen auszuarbeiten. Bis dahin bitten wir euch, seid sparsamer mit den Flügen in die Galaxis.«
Innerlich atmete Tifflor auf. Immerhin war Zeit gewonnen worden. »Einverstanden.« Er nickte knapp. »In der Zwischenzeit werden wir die Erkundungsflüge reduzieren. Aber es kann und wird nicht ausbleiben, dass wir eure Dienste weiterhin in Anspruch nehmen müssen. Wenn wir uns in der Dunkelwolke isolieren, verlieren wir die Übersicht über die Geschehnisse. Das wäre auch zu eurem Nachteil.«
»Wir haben Jahrtausende isoliert gelebt.« Die Abordnung erhob sich und verließ den Raum.
Kopfschüttelnd schaute Tekener den Vincranern nach. »Ich verstehe sie nicht. Ist ihre Angst vor der Entdeckung schon größer als ihr logisches Denkvermögen? Ohne uns sind sie in der Tat verloren, falls die Laren sie hier finden. Das Prinzip des Konzils ist es doch, alle Intelligenzen zu unterjochen. Nur wir sind in der Lage, sie zu verteidigen.«
»Bring ihnen das mal bei!«, riet Tifflor sarkastisch.
»Das werde ich auch – bei der nächsten Verhandlung.« Ronald Tekener stand auf. »Ich habe noch zu tun.«
Humberger sah hinter ihm her, bis er den Raum verlassen hatte. »Er ist ein bisschen seltsam in letzter Zeit, finden Sie nicht, Tiff?«
»Irgendwie … Wenn ich ihn nicht so gut kennen würde, könnte ich auf die Idee kommen, dass eine Frau damit zu tun hat.«
Der Professor lachte dröhnend. »Das glaube ich bestimmt nicht.«
»Ich schon«, murmelte Tifflor und erhob sich, um zu gehen.
Ronald Tekener verfolgte ohne jedes Interesse die Farbenspiele auf der Zimmerwand. Seine Gedanken waren längst nicht mehr bei der Konferenz, sondern bei Jennifer Thyron. Er liebte diese Frau. Aber er trug einen Zellaktivator, von dem er sich nicht mehr trennen konnte, ohne danach sehr schnell sterben zu müssen. Jennifer hatte keinen Aktivator, sie würde altern, während er jung blieb. Es wäre verantwortungslos, sie an mich zu binden, dachte Tekener. Würde aus seiner Liebe nicht eines Tages etwas ganz anderes werden?
Jennifer würde ihn hassen, weil die Zeit spurlos an ihm vorbeiging und er nicht alterte. Neid und Eifersucht mussten zwangsläufig ihre Zuneigung ins Gegenteil kehren.
Und er? Er würde ihre jugendliche Schönheit verblassen sehen. Aus seiner Liebe würde Mitleid werden, womöglich sogar Abscheu … Tekener schaltete die Bildwand ab und warf sich auf sein Bett. Es gab keine Lösung für sein Problem.
Er schrak auf, als der Interkommelder summte. Tifflors Konterfei erschien.
»Entschuldige die Störung, Ronald, aber es ist Unvorhersehbares geschehen. Komm zu mir, möglichst schnell!«
Der knapp fünf Kilometer durchmessende Asteroid hatte vor Äonen sein Sonnensystem verlassen und flog mit mäßiger Geschwindigkeit durch den Raum. Hin und wieder wurde er von den Gravitationsfeldern naher Sterne beschleunigt oder abgebremst und änderte ein wenig seinen Kurs, aber das war auch alles.
Irgendwann hatten die Terraner den Irrläufer zur Hyperfunk-Relaisstation ausgebaut.
Ein Mann und eine Frau, durch Ehevertrag gebunden, versahen Dienst in der mehr als fünfhundert Lichtjahre von Sol entfernten Station. Seit drei Jahren lebten Ken Dareg und Lina Gallon in der Einsamkeit.
»Ein sehr kleines Schiff nähert sich!«, sagte Ken, als er seine Frau weckte. »Unser Tarnfeld ist aktiviert.«
Die ersten genaueren Anzeigen lagen vor.
»Ein schneller Raumjäger! Eines unserer Schiffe.«
»Gib ihm trotzdem einen Schuss vor den Bug, Ken!«
Er lächelte. »Du bist zu impulsiv, Lina. Nein, ich habe nichts dagegen, nur in diesem Fall …«, Ken Dareg deutete auf den Schirm, »… würde ich lieber erst auf das Erkennungssignal warten.«
Augenblicke später kam der Kontakt über Normalfunk zustande. »Hallo, immer noch die alte Crew auf der Felseninsel? Sponth Veerheim hier! Lasst mich schon rein, Leute!«
»Es ist tatsächlich Sponth«, sagte Ken Dareg sichtlich erleichtert, während Lina Gallon den Tarnschirm abschaltete. »Ihn hat man also schon abgelöst. Naja, so lange wie wir beide hält es eben keiner in der Einsamkeit aus …«
Der Raumjäger flog in den geöffneten Hangarschacht ein.
Ken Dareg ging dem Besucher entgegen. Das war eines der seltenen Ereignisse, die Abwechslung in die Monotonie brachten. »Hallo, Sponth!«, begrüßte er den Ankömmling erfreut. »Sie haben wohl
Weitere Kostenlose Bücher