Silberband 093 - Abschied von Terra
Minuten.
Gavelin-Aat wartete vorsichtshalber eine Minute länger, bevor er in den Raum eindrang. Die Wissenschaftler lagen erstarrt in ihren Sesseln oder auf dem Boden. Sie konnten den Eindringling wahrnehmen, aber sie würden ihn vergessen, sobald er aus ihrem Blickfeld geriet.
Nach vier Minuten hatte der Lare den Tresor geöffnet. Während er auf den Zellaktivator zuschritt, der auf einem blauen Glaswürfel lag, hatte er das Gefühl, auf einer Wolke zu schweben. Wie in Trance griff er nach dem metallenen Ei, das ihn unsterblich machen sollte, und hängte es sich an der Kette um den Hals.
Als er aus seinem tranceähnlichen Zustand erwachte, glaubte er, schon eine belebende Wirkung zu spüren. Dazu gesellte sich ein Triumphgefühl, wie er es nie erlebt hatte. Aber Gavelin-Aat vergaß keineswegs, dass der Aktivator ihm überhaupt nichts nützte, solange er sich nicht in Sicherheit gebracht hatte.
Er zog sich aus dem Labortrakt zurück, eilte durch eine andere Sektion des Kellerlabyrinths und erreichte den verborgenen Zugang zu einem Tunnel, der den früheren Besitzern des Stützpunkts als Fluchtweg gedient haben mochte. Er drang ein und schloss den Zugang hinter sich.
Nach einem Fußmarsch von beinahe zwei Stunden vernahm Gavelin-Aat ein dumpfes Grollen und spürte eine Erschütterung durch den Boden jagen. Der Diebstahl des Zellaktivators war also schon entdeckt worden, und der Stützpunkt lag nun unter einem Schutzschirm, damit der Dieb nicht entkam.
Gavelin-Aat lachte lautlos. Er befand sich bereits außerhalb der Schutzschirmglocke. Vorsichtshalber würde er bei seinem Raumschiff einige Tage warten. Hotrenor-Taak musste dann annehmen, dass er Rolfth schon verlassen hatte, bevor der Diebstahl entdeckt worden war. Daraufhin würden die verschärften Sicherheitsmaßnahmen der Raumüberwachung zurückgenommen werden – und das war die Gelegenheit, im Blitzstart zu fliehen.
Mit diesem Gedanken beschäftigt, verließ Gavelin-Aat den Tunnel und betrat eine Gletscherhöhle. Sein Handscheinwerfer warf einen breiten Lichtkegel auf die Weiterführung des Tunnels. Noch eine halbe Stunde, dann befand er sich an Bord des Raumschiffs, das ihn in Sicherheit bringen würde …
Als Gavelin-Aat das Zischeln fremdartiger Lautbildungsorgane vernahm, war es zu spät. Er konnte den Speer nicht sehen, der aus der Dunkelheit auf ihn zuflog. Er spürte nur einen heftigen Schlag gegen seine Brust, merkte, dass er zurücktaumelte, und war bereits tot, als er aufschlug.
Der Zellaktivator rollte von seiner Brust und prallte klirrend auf das Eis der Gletscherhöhle …
Hotrenor-Taak war wie erstarrt, als ihm der Diebstahl des Zellaktivators gemeldet wurde. Zuerst vermutete er, dass Agenten des NEI auf Rolfth gelandet waren, um seine Pläne zu durchkreuzen. Dann aber sagte er sich, dass das NEI seine Pläne, wenn überhaupt, noch nicht lange genug kannte, um schon zu diesem frühen Zeitpunkt mit einem Gegenschlag zu kontern. Bis vor wenigen Stunden waren überhaupt nur seine engsten Vertrauten und die unmittelbar beteiligten Wissenschaftler darüber informiert gewesen, welchen Plan er mit dem erbeuteten Aktivator verfolgte. Erst auf das massive Drängen des Maylpancer-Geheimdienstes hatte er einem der Führungsoffiziere eine vertrauliche Information zukommen lassen.
Folglich musste der Dieb zum Personal des Stützpunkts selbst gehören. Der Aktivator als solcher stellte eine unglaubliche Herausforderung für jedes intelligente Lebewesen dar.
Der Alarmplan lief nach einem feststehenden Schema ab, darum musste sich der Verkünder der Hetosonen nicht persönlich kümmern. Ihn interessierte in erster Linie, wie der Dieb unbemerkt an den Aktivator herangekommen war.
Der Betreffende hatte, so ergaben die Nachforschungen, die Alarmanlage ausgeschaltet und danach den Stützpunktrechner manipuliert. Anschließend war er in den Labortrakt eingedrungen und hatte die Wissenschaftler mit Nervengas ausgeschaltet.
Die Frage, wohin der Dieb geflohen war, blieb jedoch vorerst unbeantwortet. Eine gründliche Durchsuchung des Stützpunkts brachte keinen Hinweis.
Unterdessen hatte Hotrenor-Taak persönlich den Hauptrechner befragt. Zwar konnte ihm die Positronik keine Personenbeschreibung geben, da jede Feinwahrnehmung mit der Alarmanlage ausgeschaltet worden war, aber sie lieferte eine Zusammenstellung der Qualifikationen, über die der Dieb verfügen musste, um in der gegebenen Weise vorzugehen.
Im Stützpunkt Rolfth gab es nur einen Laren,
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