Silberband 093 - Abschied von Terra
durchkommen.«
»Aber besonders hoffnungsvoll sind Sie nicht?«, fragte Vigeland.
Julian Tifflor erhob sich. »Ich wollte, ich wäre es. Unsere Chancen stehen zu schlecht. Dennoch müssen wir alles versuchen, um Hotrenor-Taaks Plan zu durchkreuzen.«
Er blickte dem Ertruser nach, bis er in Begleitung zweier Offiziere die Zentrale verlassen hatte, dann seufzte er schwer.
»Beiboote einschleusen und auf Heimatkurs gehen!«, ordnete er an.
Mit düsteren Gedanken kam Julian Tifflor auf Gäa an. Während des Einflugs in die Dunkelwolke hatte er erkannt, dass die bei der Explosion seines Zellaktivators frei werdenden fünf- und sechsdimensionalen Strukturerschütterungen vielleicht so stark sein würden, dass sie auf große Entfernung angemessen werden konnten. Wenn sein Aktivator also innerhalb der Provcon-Faust explodierte, konnten die Laren unter Umständen das Versteck des NEI aufspüren.
Im Vorzimmer seines Büros wurde er von Jennifer Thyron erwartet. Sie lächelte, doch ihre Augen verrieten, dass sie sich Sorgen machte.
»Ich hoffe, Ihre Reise war erfolgreicher als meine letzte Verhandlung mit den Vincranern, Julian«, sagte sie. »Nicht, dass ich einen Misserfolg melden müsste, aber die Vakulotsen sind wegen der neuesten larischen Aktivitäten in der Milchstraße sehr beunruhigt. Wir durften ihnen das nicht verschweigen.«
Tifflor nickte. »Ich bin überzeugt, dass ich es nicht besser hätte machen können, Jennifer«, erwiderte er. »Es war richtig, dass Sie den Vincranern die Schiffsbewegungen nicht verschwiegen haben. Glauben Sie, dass wir trotzdem zu einem Vertragsabschluss kommen?«
»In zwei Tagen stehen die nächsten Gespräche an. Ich hoffe, wir können dann abschließen. Allerdings möchten die Vincraner auf jeden Fall unsere Ein- und Ausflüge drosseln, um die Entdeckungsgefahr zu verringern.«
»Das ist nicht gut«, sagte Tifflor müde. »Wir brauchen intensiven Kontakt zur Außenwelt. Aber lassen wir das erst einmal. Wo steckt Ronald?«
»Er besichtigt die neue Transmitter-Versuchsanlage. Es hat wieder einen Rückschlag gegeben. Wir werden in absehbarer Zeit wohl keine Ferntransmitterverbindungen unterhalten und damit den Schiffsverkehr einschränken können. Die Schockabsorber entsprechen noch nicht den Anforderungen.«
»Auch das ist zweitrangig«, erklärte Tifflor. »Bitte, kommen Sie mit in mein Büro. Ich muss Ihnen etwas sagen, was Sie allerdings für sich behalten müssen.«
»Aber mit Ronald darf ich doch darüber reden?«, erkundigte sich die Kosmopsychologin scherzhaft.
Tifflor antwortete erst, als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. »Nein, Jennifer, das dürfen Sie nicht.« Er erklärte ihr den Sachverhalt und stellte abschließend fest: »Niemandem wäre damit gedient, wenn Ronald trotz der Gefahr hier bliebe. Er müsste völlig sinnlos sterben. Aber sagen wir ihm die Wahrheit, würde es sein Stolz nicht zulassen, aus der Milchstraße zu fliehen. Deshalb schicke ich ihn mit einer fingierten Mission zur Hundertsonnenwelt. Ich möchte, dass Sie ihn begleiten. Er wird Ihre moralische Hilfe dringend benötigen, wenn er später erfährt, was geschehen ist. Dann müssen Sie ihm klar machen, dass es seine Pflicht ist, in sicherer Entfernung dafür zu sorgen, dass Perry und Atlan rechtzeitig gewarnt werden.«
Jennifer Thyron blickte Tifflor aus geweiteten Augen an. »Aber Sie! Was wird aus Ihnen? Sie dürfen nicht aufgeben und hier auf den Tod erwarten.«
Julian Tifflor lächelte, aber dieses Lächeln wirkte verbissen. »Ich werde bis zur letzten Sekunde versuchen, Shilters Aktivator zu finden und zu zerstören, damit die Laren ihren Plan nicht verwirklichen können. Darüber gibt es keine Diskussion. Werden Sie Ronald begleiten?«
»Ich verspreche es Ihnen, Julian.«
»Danke, Jennifer. Mir fiele alles sehr viel schwerer, würde Ronald nie erfahren, weshalb ich wegen meiner angeblichen Geheimkonferenz so zugeknöpft war.«
Nachdem Jennifer Thyron ihn verlassen hatte, versuchte Tifflor, sich auf das Gespräch mit Tekener vorzubereiten. Der ehemalige Star-Spezialist der USO hatte ein unglaubliches Gespür für Lüge und Wahrheit, und wenn er annahm, dass etwas faul war, konnte er sehr unbequem werden.
Angespannt verfolgte Hotrenor-Taak den Aufbau des Experiments. Von einem Kraftfeld gehalten, schwebte Runeme Shilters Zellaktivator im Zentrum einer Stahlkammer. Der Abstrahlkopf eines Projektors zeigte genau auf das Gerät.
Besonders stark interessierte der Verkünder
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