Silberband 093 - Abschied von Terra
Vor allem verspürte er keine Neigung, eine weitere Niederlage einzustecken.
Er nannte der Agentin die Koordinaten der Kalanche-Gruppe.
25.
Julian Tifflor ahnte sofort, dass ein Problem auf ihn zukam, als Prosper Cashmans Konterfei auf dem Holoschirm erschien. Wenn sich der Chef der Sammelzentrale für externe Nachrichten persönlich mit ihm in Verbindung setzte, lagen stets außergewöhnlich wichtige Informationen vor. Als ob er nicht schon mehr als genug Probleme gehabt hätte.
»Wir haben eine Nachricht von unserer Beauftragten auf Pata-Pata erhalten, die mir so alarmierend erscheint, dass ich sie persönlich überbringen muss«, eröffnete Cashman.
»Kommen Sie herüber!«, erwiderte Tifflor knapp.
Wenige Minuten später hielt er die dekodierte Information in den Händen und vermochte kaum das nervöse Zittern seiner Finger zu unterdrücken.
»Wer kennt die Botschaft noch – außer Ihnen?«, erkundigte er sich.
»Niemand, Tiff«, antwortete Cashman. »Ich habe sie selbst dekodiert und sofort erkannt, dass der Inhalt hochbrisant ist.«
»Mehr als hochbrisant, Prosper. Ich erkläre die Information hiermit zur höchsten Geheimsache.« Der Verwalter des NEI holte tief Luft. »Ich wusste gar nicht, dass die Mitglieder des ehemaligen Ertruser-Triumvirats noch leben, schließlich wurden sie seinerzeit unbarmherzig von den Überschweren gejagt. Aber ihr Schicksal interessiert mich auch kaum. Ich denke an Ronald Tekener und seinen Zellaktivator – und natürlich auch an mich. Nicht, dass ich mich für unentbehrlich halte, aber die Explosion meines Aktivators würde auch meine Umgebung gefährden.«
»Wir müssen feststellen, wo die Laren Shilters Zellaktivator aufbewahren, Tiff. Danach bleibt uns nur der Einsatz eines starken Flottenverbands übrig.«
»Selbstverständlich müssen wir das vorbereiten. Aber ich verspreche mir wenig davon. Vigelands Angriff auf Rolfth hat Hotrenor-Taak gewarnt. Er wird entsprechende Gegenmaßnahmen treffen.« Julian Tifflor lächelte grimmig. »Nun ist mir auch klar, weshalb Hotrenor-Taak mir die Falle stellte. Er wollte einen Zellaktivator, egal von wem, und zu dem Zeitpunkt wusste er wohl noch nicht, ob er einen der Ertruser aufspüren würde. Prosper, ich muss wenigstens dafür sorgen, dass Tekener in Sicherheit ist. Da er die Galaxis niemals verlassen würde, sobald er die Wahrheit kennt, muss ich ihn mit einem fingierten Auftrag fortschicken.«
»Ich schlage vor, dass ich einen fingierten Relais-Hyperkomspruch von der Hundertsonnenwelt empfange und zufällig zuerst an Tekener weiterleite«, sagte Cashman. »Es könnte um die Entsendung einer absolut vertrauenswürdigen Person gebeten werden, die mit den Posbis über koordinierende Maßnahmen berät.«
Tifflors Gesicht hellte sich etwas auf. »Erledigen Sie das, bitte. Ich werde nicht mehr hier sein, wenn der Funkspruch eintrifft, denn ich fliege sofort zu dem Treffen mit Vigeland. Sollten die Vincraner während meiner Abwesenheit erneut über unseren Beistandspakt verhandeln wollen, verweisen Sie sie bitte an Jennifer Thyron. Sie kann sehr gut mit ihnen umgehen, vielleicht noch besser als Tek und ich.«
Anschließend traf er die notwendigen Vorbereitungen für seinen Aufbruch. Vordringlich bat er die Vincraner um einen Vakulotsen für sein Schiff. Außerdem begab er sich zur Para-Bank, setzte sich mit dem Bewusstseinsinhalt des Teleporters Tako Kakuta in Verbindung und bat ihn um seine Unterstützung bei den Verhandlungen mit Nos Vigeland. Julian Tifflor traute dem Ertruser durchaus zu, dass er versuchen würde, ihn zu entführen, um das NEI unter Druck setzen zu können.
Zuletzt informierte er Ronald Tekener über seinen bevorstehenden Aufbruch zu einem Geheimtreffen.
Tek hatte inzwischen eine andere Neuigkeit. »Ich habe den letzten Sammelbericht ausgewertet«, erklärte er ernst. »Demnach werden galaxisweite Flottenbewegungen der Laren und Überschweren registriert. Offenbar wird eine ganz große Sache vorbereitet, denn auch die Starts und Landungen auf den Stützpunktwelten und interstellaren Stationen haben deutlich zugenommen.«
Tifflor wusste sofort, was diese Bewegungen bedeuteten. Wenn die Destruktionsstrahlung alle Aktivatorträger in der Milchstraße erreichen sollte, mussten die entsprechenden Projektoren großflächig eingesetzt werden. Doch das konnte er dem Freund nicht sagen, denn dann hätte er sich der Möglichkeit beraubt, Tekener vor dem Verhängnis zu schützen.
»Ich glaube nicht, dass es
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