Silberband 093 - Abschied von Terra
sie die Augen. Ihrem erschrockenen Gesichtsausdruck glaubte der Forscher entnehmen zu können, dass sie im ersten Moment nicht wusste , wo sie sich befand. Aber dann entspannte sie sich.
Langur schaltete den Translator ein. »Ich habe eine Überraschung für dich. Meine terranischen Freunde bringen oft Vorräte an Bord der HÜPFER, so dass du hier essen und trinken kannst.«
»Was hast du vor?«, wollte sie wissen.
»Wir kehren zur TERRA-PATROUILLE zurück.« Langur zog LOGIKOR aus der Gürteltasche und aktivierte ihn. »Eine neue Situation ist entstanden«, erklärte er dem Rechner. »Der s-Tarvior hat sich selbst vernichtet. Das bedeutet, dass du wieder mit mir zusammenarbeiten kannst.«
»Ich betrachte diese Information als unrichtig«, antwortete die oszillierende Kugel. »Da du noch am Leben bist, kann der s-Tarvior nicht tot sein.«
»Es ist aber so!«, sagte Langur mit Nachdruck.
»Du kannst keinen s-Tarvior besiegen!«, beharrte der Rechner auf seinem Standpunkt.
»Das ist richtig«, schränkte der Forscher ein. »Ich habe ihn auch nicht besiegt, sondern er hat zu meinem Glück eine Fehleinschätzung begangen. Einer der Terraner beging Selbstmord. Der s-Tarvior glaubte, dass ich es gewesen sei.«
Eine Zeit lang herrschte Stille, dann fragte der Rechner: »Hast du einen Beweis?«
»Könnte ich mit dir reden, wenn der s-Tarvior noch hinter mir her wäre?«
»Nein«, gab LOGIKOR zu.
»Endlich!« Langur seufzte. »Du wirst wieder für mich zur Verfügung stehen?«
»Ja«, bestätigte LOGIKOR. Langur schaltete ihn ab und schob ihn in die Gürteltasche zurück. Er war froh, dass er den Rechner wieder benutzen konnte. In mancher Beziehung war die Kugel unersetzlich.
»Was ist das für ein Ding?«, fragte ihn die Terranerin.
»Ein Rechner«, erklärte Langur. »Ohne unbescheiden zu sein, möchte ich hinzufügen, dass er allen vergleichbaren terranischen Konstruktionen überlegen ist.«
Die Frau sah sich um. »Hast du keine Roboter?«
»Wenn du an bewegliche Automaten denkst – nein! Verstehst du etwas von Robotern?«
»Nein, wieso?«
»Weil ich nicht weiß, ob ich ein Roboter oder ein organisches Wesen bin. Niemand konnte mir diese Frage bisher beantworten.«
Ihre Augen weiteten sich. »Aber du musst doch wissen, woher du kommst?«
»Aus dem MODUL. An mehr erinnere ich mich nicht.« Douc Langur nahm auf dem Sitzbalken Platz. »Ich weiß noch immer nicht deinen Namen.«
»Ich heiße Sailtrit Martling und bin Ärztin.« Sie bekam einen finsteren Gesichtsausdruck. »Nach der Katastrophe lebte ich mit drei Männern in einem Palast hier in England. Wir hielten uns für die einzigen Überlebenden.«
»Das tun alle Gruppen. Sailtrit, ich muss mich jetzt auf den Start konzentrieren. Triebwerke und Steuermechanismen der HÜPFER sind leicht beschädigt, aber für eine Reparatur bleibt keine Zeit. Ich werde das erledigen, sobald wir in Terrania City sind.«
Der Forscher justierte die Destruktionsschleuder und feuerte sie ab. Die Trümmer im Haupteingang der Halle sanken in sich zusammen. Langur flog das Forschungsschiff vorsichtig hinaus.
Ein großer Teil der Stadt stand immer noch in Flammen. Sailtrit blickte durch die transparente Bugkuppel, die sich plötzlich verdunkelte.
Langur pfiff leise. »Ich will nicht, dass du siehst, was wir angerichtet haben. Es ist mir peinlich.«
»Unsinn!«, rief die Frau. »Du hast ein Recht, um dein Leben zu kämpfen, genau wie jeder Mensch auch.«
»Und wenn ich ein Roboter bin? Ist es dann zu verantworten, dass Menschen starben und eine Stadt in Trümmer gelegt wird, um mich zu retten?«
»Du bist bestimmt kein Roboter!«
»Vielleicht nicht! Aber was bin ich dann?«
»Verlangst du nicht etwas viel von mir? Ich habe dich gerade erst kennen gelernt.«
Als sie die Stadt hinter sich gelassen hatten, machte Langur die Bugkuppel wieder durchsichtig. »Dort unten liegt Wordsworth House!«, rief Sailtrit überrascht. »Dort haben wir eine Zeit lang gelebt.«
Langur richtete seine Sinnesorgane auf die Frau. »Möchtest du hierher zurückkehren?«
»Nein!«, sagte sie entschieden. »Niemals!«
An diesem Tag , es war der 30. April des Jahres 3582, wurde es nur langsam hell. Alaska Saedelaere verließ seinen Platz unter dem Felsüberhang und ging zu Augustus, der erst die Umgebung inspiziert hatte. Die anderen schliefen noch, und Bluff war ohne Bewusstsein.
»Alles in Ordnung?«, fragte Alaska.
»Niemand ist uns gefolgt«, bestätigte Augustus.
Alaska rieb sich den
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