Silberband 093 - Abschied von Terra
Nacken. »Warum sollte man uns auch folgen? Die Fremden sind ihrer Sache sicher.«
Kanthall stöhnte verhalten. Die Gesichter der Männer waren verzerrt. Sogar im Schlaf litten sie unter den Ausstrahlungen der unerklärbaren Macht.
Als sie eine Stunde später aufbrachen, war Bluff Pollard immer noch bewusstlos und musste von Augustus wieder getragen werden.
Die Temperaturen sanken, heftiger Schneefall peitschte den Männern entgegen. Alaska blickte noch einmal zurück – und da sah er die HÜPFER. Er war so überrascht, dass er keinen Ton hervorbrachte, sondern einfach nur stehen blieb.
Das Forschungsschiff schwebte dicht über dem Boden heran. Sein Flug wirkte unregelmäßig, als hätte Douc Langur Probleme mit dem Antrieb.
Als auch die anderen die HÜPFER entdeckten, warfen sie ihre Ausrüstungsbündel in den Schnee und rissen jubelnd die Arme hoch.
Nach der Begrüßung und Berichterstattung beider Gruppen trug Augustus Bluff Pollard in die HÜPFER, denn Douc Langur hatte sich angeboten, den Jungen mit den ihm zur Verfügung stehenden Geräten zu untersuchen. Sailtrit Martling wollte ihm dabei assistieren, denn als Ärztin war sie in der Lage, festzustellen, wann die Versuche für den Jungen bedrohlich wurden.
Bluff wurde entkleidet. Die Gallertmasse bedeckte seine Brust von der unteren Rippe bis zum Halsansatz. Auch sein Rücken war damit überzogen.
Langur bemerkte, dass die Frau zitterte, aber er stellte keine Fragen. Sie litt genauso unter den Impulsen aus Namsos wie alle anderen, wenngleich ihre Widerstandskraft noch stärker war. Auch Langur selbst spürte die Ausstrahlungen, aber sie machten ihm nicht so zu schaffen wie den Terranern.
»Ich fürchte, ich kann dieses Zeug nicht anrühren«, sagte Sailtrit. »Mein Abscheu davor ist zu groß.«
Langur ergriff ein pinzettenähnliches Instrument, um damit eine Probe von der Substanz auf Bluffs Körper zu entnehmen. Die Masse erwies sich jedoch als zäh und ließ sich nicht ohne weiteres abtrennen. Sie verhielt sich fast wie Gummi.
»Wir werden ein Stück herausschneiden müssen«, stellte Langur fest. »Das wird keine Folgen für Bluff haben.«
»Ich weiß nicht«, sagte Sailtrit unsicher. Sie fühlte den Puls des Jungen. »Sein Kreislauf ist stark belastet, das Herz schlägt unregelmäßig.«
»Es ist deine Entscheidung«, meinte Langur.
Kanthall blickte die Ärztin auffordernd an. Sailtrit gab sich daraufhin einen Ruck. »Wir riskieren es«, sagte sie. »Schließlich ist unser Ziel, den jungen Mann von dem Zeug zu befreien.«
Langur brachte ein Laserinstrument zum Vorschein. Mit einer Klaue zog er ein Stück der organischen Masse von Bluffs Körper weg, so dass eine Art Schlauch entstand. Entschlossen schnitt er das Ende davon ab. Als er losließ und den kleinen Fetzen hochhielt, zog sich die Substanz an der Schnittstelle sofort wieder zusammen. Es blieb keine sichtbare Wunde zurück.
Langur warf das Probestück in einen kleinen Behälter. »Ich werde es gründlich untersuchen. Hoffentlich wissen wir bald, womit wir es zu tun haben.«
Während Douc Langur seine Analysen durchführte, saß Sailtrit neben Bluff Pollard und kontrollierte regelmäßig seinen Puls. Der kleine Eingriff schien keine Veränderungen nach sich zu ziehen, jedenfalls änderte sich die Verfassung des Jungen nicht.
»Komm zu mir, Sailtrit!«, rief Langur schließlich. Er zeigte ihr einige längliche Behälter, in denen deutlich sichtbar chemische Reaktionen abliefen.
»Diese Masse gehörte ursprünglich zu einer höher stehenden Zellgruppierung«, verkündete Langur. »Ich würde sagen, sie war entweder Teil eines gehirnähnlichen Organismus oder stand zumindest mit einem solchen Organismus in Verbindung.«
»Ich weiß nicht, was ich davon halten soll«, sagte Sailtrit nachdenklich.
»Dir fehlen Informationen. Wir können uns leichter ein Bild von den Zusammenhängen machen«, warf Saedelaere ein und wandte sich im selben Atemzug an Kanthall. »Jentho, ich vermute, die Fremden haben in Namsos einen Organismus untergebracht, der mit einem Gehirn zu vergleichen ist. Die Größe des Behälters lässt sogar darauf schließen, dass dieses gehirnähnliche Gebilde noch im Wachsen begriffen ist.« Er schnippte mit den Fingern. »Natürlich! Daher die zunehmende Intensität der mentalen Aura. Je größer dieses Ding wird, desto stärker werden seine geistigen Kräfte. Was immer in diesem Behälter im Becken von Namsos steckt, ist die eigentliche Macht, mit der wir es zu tun
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