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Silberband 093 - Abschied von Terra

Silberband 093 - Abschied von Terra

Titel: Silberband 093 - Abschied von Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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radikalen Sinneswandel nicht erklären – bis ich mich einer Überlieferung aus der Frühgeschichte der Menschheit entsann.
    Unter vielen primitiven Völkern hatten Geistesgestörte als verehrungswürdig oder sogar heilig gegolten. Jeder glaubte, dass übergeordnete Geister von ihrem Verstand Besitz ergriffen hätten und ihr Körper zur Wohnung der Geister geworden sei.
    Bluff war alles andere als geisteskrank, doch er litt seit dem Geschehen in Namsos zumindest unter schweren Traumata. Die Frage war: Hatten die Mucierer seinen Zustand erkennen können? Und gab es unter ihnen dieselbe Einstellung Geisteskranken gegenüber, wie sie terranische Naturvölker gehabt hatten?
    Douc Langur widersprach mir nicht direkt, dazu war er zu höflich. Aber er ließ das Thema bei der ersten Gelegenheit wieder fallen.
    Wir besprachen unsere nächsten Schritte, Bluffs Befreiung und die Suche nach der Station, deren Lage Jentho uns offenbar nicht sehr genau geschildert hatte.
    »Mir scheint, dass der Junge sich in relativer Sicherheit befindet«, ließ Douc Langur verlauten. »Solange er als Gottheit behandelt wird, geht es ihm gut. Deshalb sollten wir zuerst nach der Station suchen.«
    Ich war damit einverstanden, obwohl ich nicht mehr daran glaubte, dass die Besatzung der Station die Große Katastrophe überlebt hatte. Wir kehrten zur HÜPFER zurück und flogen zunächst um die östliche Rundung des Tafelfelsens herum und dann das Tal entlang nach Norden. Schließlich bogen wir nach Westen ab und erreichten die zerklüftete Bergkette, die den Rand des Hochtals bildete, an einem Punkt, der nordnordwestlich der ehemaligen Burg der Ploohn-Königin lag. Von dort aus folgte Douc dem Kamm des Gebirges in südlicher Richtung. Wir bewegten uns einige hundert Meter über den höchsten Gipfeln und hatten einen weiten Rundblick.
    Innerhalb einer Stunde flogen wir den größten Teil des Westgebirges ab. Doucs Orter bekam die Station nicht zu fassen. Das bedeutete, dass die Geräte des kleinen Stützpunkts nicht mehr in Betrieb waren.
    Allerdings war das Gebirge besonders im Südabschnitt von unglaublicher Wildheit. Wollten wir jede Schlucht, jedes Seitental und jeden der mitunter tausend Meter tief eingeschnittenen Kessel absuchen, würden wir Jahre brauchen. Ich schlug vor, dass wir landeten und nach besonderen Spuren suchten. Dabei dachte ich an weggeworfene Proviantbehälter, an Reste von Kleidungsstücken und was Menschen sonst überall hinterlassen.
    Douc Langur fand ein kleines Felsplateau, auf dem er die HÜPFER absetzte. Er selbst wollte an Bord bleiben. Augustus und ich machten uns auf die Suche – getrennt, weil wir so ein größeres Areal in Augenschein nehmen konnten.

8.
    Die Sonne stand hoch und brannte mit mörderischer Wucht herab. Ich trug eine einfache Montur ohne Klimatisierung. Der Schweiß brach mir aus allen Poren, und die dünne, knochentrockene Luft machte das Atmen zur Qual.
    Ich suchte überall dort, wo der ständige Wind Unrat ablagern konnte. Aber ich fand keine leeren Konzentratkapseln, sich allmählich zersetzende Wegwerfbecher oder Folien. Matt und schweißgebadet stieg ich einen schmalen Grat empor, um rasch zur HÜPFER zurückzukehren. Ich wollte nicht mehr.
    Urplötzlich standen sie vor mir! Vier Feuerflieger, stolz gereckt, mit Fledermausköpfen und Schuppenkörpern, die in der Sonne glänzten. Zwei richteten ihre Lanzen mit den rostigen Spitzen auf mich. Vorsichtshalber bewegte ich mich nicht mehr.
    Die Armbewegung, mit der einer nach Süden deutete, war unmissverständlich. Ich sollte zur Felsenburg gebracht werden.
    Unvermittelt wirbelte einer die Waffe herum und rammte mir den Schaft zwischen die Schulterblätter. Ich stürzte vornüber. Im selben Augenblick packten mich die Mucierer an Armen und Beinen und steckten ihre Treibsätze in Brand. Mit einem harten Ruck wurde ich in die Höhe gerissen. Inmitten stinkenden Qualms sah ich das zerklüftete Gebirge unter mir zurückweichen.
    Wie in einem Albtraum glitten die Bergkette und dann das Hochtal unter mir vorbei. Als die Treibsätze ausgebrannt waren, streckten die Mucierer den jeweils freien Arm aus und entfalteten ihre Flughäute. Weit vorab sah ich einen der Burgfelsen. Im Gleitflug schossen die Feuerflieger darauf zu. Dabei gewannen sie noch an Geschwindigkeit. Ich schrie vor Angst, weil ich befürchtete, dass wir im nächsten Augenblick an der rissigen Felswand zerschellen würden.
    Die Mucierer rissen die Arme empor und brachten die Flughäute

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