Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm
vor allem Deflektoren – und kehrten an unseren Ausgangspunkt zurück.
Galto Quohlfahrt und Lord Zwiebus sollten im Schutz der Unsichtbarkeit das Schneckenhausschiff der Croisloner beobachten und uns sofort über Funk informieren, sobald sie Belami, von dem uns die borkigen Zehnlinge eine sehr gute Zeichnung gemacht hatten, aus dem Schiff kommen sahen.
Ras und ich, wir nahmen uns des Zöckenschiffs an.
»Alle Schiffsfunktionen sind stillgelegt«, sagte er. »Wir können es riskieren, an Bord zu springen.«
Wir schalteten die Deflektorfelder ein – und Ras teleportierte mit mir.
Das Innere des Schiffes verblüffte uns. Statt der erwarteten nüchternen Zweckmäßigkeit fanden wir eine verspielte, kitschige Innenarchitektur vor. Überall gab es Vorhänge, Holoschirme waren prunkvoll eingerahmt, die Konsolen muteten wie Kinderspielzeug an mit bunt bemalten Tasten und Zierleisten.
»Was für ein Laden ist denn das?«, entfuhr es Ras. »Und was für ein Mief? Hier stinkt's wie im Boudoir der Marie Antoinette.«
»Diesen Vergleich könnte höchstens Atlan ziehen«, korrigierte ich ihn. »Du hast nur Augen für die Nebensächlichkeiten, Ras. Die wichtigen Dinge entgehen dir. Fällt dir nicht auf, dass alles auf humanoide Wesen abgestimmt ist, die etwa unsere Größe und Statur haben müssen?«
»Tatsächlich. Aber falls du glaubst, dass Menschen …«
»Erinnere dich daran, dass auch die Croisloner Humanoide sind. Nicht einmal ihre Selbstverstümmelungen können darüber hinwegtäuschen, dass sie große Ähnlichkeit mit uns haben.«
Zwiebus meldete sich über Armbandfunk: »Belami ist da, und er hat einen Kerl mit einer Riesenzunge bei sich. Beide entfernen sich eilig vom Raumschiff. Aber das ist nicht alles. Ich orte in einer Entfernung von zwei Kilometern eine Energiequelle, die vom Anzug des Zöcken stammen könnte. Darauf bewegen sich die Croisloner zu. Galto und ich nehmen die Verfolgung auf.«
»Wir kommen«, sagte ich und gab Ras einen Wink.
Er teleportierte mit mir in die Nähe des Croislonerschiffs. Zwiebus und Galto warteten im Schutz der Unsichtbarkeit, doch mit Hilfe der Antiflexbrillen konnten wir uns gegenseitig sehen.
»Alles abschalten!«, verlangte ich. »Es ist anzunehmen, dass auch der Zöcke Ortungsgeräte in seinem Anzug hat.«
Zwiebus deutete nach vorne, wo zwei zierliche Gestalten durch das Unterholz schlichen. Als der eine sich zur Seite wandte, sah ich, dass aus seinem aufgeschlitzten Mund ein mehr als armlanger Zungenmuskel ragte.
»Belami scheint zu wissen, wo er den Zöcken suchen muss«, stellte der Präbio fest.
»Vielleicht hat er sich mit ihm verabredet«, vermutete ich.
»Mit seinem Todfeind?«
»Manchmal trügt der Schein.«
»Das sind wieder Andeutungen …«, beschwerte sich Zwiebus. »Willst du mich dumm sterben lassen?«
Ras berichtete ihm, was wir auf dem Schiff des Zöcken vorgefunden hatten, und fügte hinzu: »Der Zöcke hat Pfeile benutzt, die für die Croisloner unschädlich waren, auf andere Wesen aber eine tödliche Wirkung hatten. Die Pfeile waren also auf den Metabolismus der Croisloner abgestimmt, vielmehr das Gift der Pfeilspitzen war dies und sollte eine positive Wirkung erzielen. Du kannst selbst deine Schlüsse ziehen.«
Sekundenlang waren die Croisloner meinen Blicken entzogen, dann sah ich sie auf einem kleinen Hügel auftauchen. Belami redete gestikulierend auf den anderen ein, der heftig zitterte und dessen Zunge schrumpfte, dann verschwand Belami hinter einem Gebüsch.
»Der Zöcke kommt von links«, raunte mir Galto aufgeregt zu. »Die Energietaster schlagen deutlich aus.«
»Verteilt euch!«, ordnete ich an. Ich zweifelte nicht mehr daran, dass es sich bei dem Vermummten wirklich um einen Zöcken handelte und nicht um einen Spion der Duuhrt. Das hatte sie gar nicht nötig, denn der Bürger von Yawn hatte, ohne es zu wissen, für sie gearbeitet.
Endlich tauchte der Zöcke auf.
Ein markerschütternder Schrei hallte vom Hügel herab. Der Zöcke legte einen Bolzen in seine Armbrust und schoss sofort. Er machte einen Schritt auf sein Opfer zu, dann zögerte er, als wittere er Gefahr. Ich hielt den Atem an, bis er sich wieder in Bewegung setzte.
Jäh gab der Boden unter seinem Gewicht nach, und er sank ein. Aus der Grube erklang ein furchtbares Geräusch, und der Zöcke schrie qualvoll auf.
Zwiebus wollte zu der Fallgrube eilen, doch ich hielt ihn zurück, denn Belami tauchte aus seinem Versteck auf.
»Habe ich dich endlich, du Bestie!«,
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