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Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm

Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm

Titel: Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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fand eine der Luken, die für Wartungszwecke angebracht worden waren. Er stemmte sich gegen den Lukendeckel und drückte ihn nach außen. Kulliak Jon musste springen. Er kam federnd auf und wollte sofort weitereilen, da sah er den Nebel, der einige Schritte weiter den Gang ausfüllte und so dicht war, dass er wie eine Barriere wirkte.
    Dieser Nebel war eine wogende, bläulich weiße Fläche und schwebte über dem Boden. Ohne darüber nachzudenken, wusste Kulliak, dass es sich nicht wirklich um Nebel handelte. Das seltsame Gebilde strahlte von innen heraus, es schien aus Energie zu bestehen.
    Er feuerte einen Schuss in die wogende Schicht. Prompt geriet der Nebel in Bewegung, breitete sich nach allen Seiten aus und erfüllte schließlich den gesamten Querschnitt des Korridors, ohne dass er dabei dünner geworden wäre.
    Wirbelnde Streifen und Schwaden bildeten sich und strebten danach, eine bestimmte Form anzunehmen. Fassungslos sah Kulliak Jon, wie die Umrisse einer menschlichen Gestalt entstanden. Aus dem Nebel wurde ein Mann – über zwei Meter groß, hager, mit dunklem Haar und großen, traurigen Augen.
    Der Nebel war verschwunden, nur der Mann stand noch da. In dem Siganesen brach die verdrängte Erinnerung durch. »Raphael …!«, rief er.
    »Allein der Umstand, dass du dich erst erinnerst, zeigt, dass du dem verderblichen Einfluss schon fast völlig erlegen bist«, antwortete das Energiewesen sanft.
    Der Siganese wurde zornig. »Verderblicher Einfluss? Du meinst das neue Glück?«
    »Du magst es so nennen«, erwiderte Raphael. »In Wahrheit ist es der hypnotische Zwang eines feindlichen Wesens. Es bietet dir kein Glück, sondern fordert die absolute Unterwerfung!«
    »Das muss ich besser wissen als du! Du kannst überhaupt nicht ermessen, was Glück ist, und von Unterwerfung verstehst du noch weniger. Geh mir aus dem Weg!«
    »Du willst dem Ruf also folgen?«, fragte Raphael.
    »Auf dem schnellsten Weg.«
    »Ich darf das nicht zulassen. Du wirst an einem anderen Ort gebraucht – und zwar als selbstständiges Wesen.«
    »Das geht mich nichts an!«, keuchte der Siganese wütend. »Ich habe meine eigenen Pläne. Verschwinde!«
    »Tut mir Leid, Kulliak. Ich darf dich nicht gehen lassen.« Bei diesen Worten zerfloss Raphaels Gestalt. Der leuchtende Nebel entstand von neuem, er wallte auf den Siganesen zu. Kulliak Jon lief davon, so schnell ihn die Beine trugen. Aber die leuchtenden Schwaden waren schneller. Sie schlossen auf und hüllten ihn ein. Für den Bruchteil einer Sekunde spürte Kulliak einen sanften Schmerz, der ihn bis ins Innerste zu lähmen schien. Dann verlor er das Bewusstsein.
    In einer kleinen Halle stand das siganesische Raumschiff. Es besaß die Form einer Kugel und durchmaß vier Meter.
    Raphael legte den Siganesen vorsichtig auf den Boden, dann öffnete er eine der Schleusen und drang in das Miniaturraumschiff ein. Er bestand aus reiner Energie, die jede Form annehmen und auf die verschiedenste Weise wirksam werden konnte. Er war ein Erzeugnis der lunaren Hyperinpotronik und besaß einen Teil der Intelligenz, die NATHAN im Lauf der Jahrhunderte aufgebaut hatte.
    Er programmierte die Hauptpositronik. Kulliak Jon würde sich um nichts zu kümmern brauchen. Selbst wenn er bis zum Ende des Fluges nicht aus der Bewusstlosigkeit erwachte, würde ihn das Schiff sicher ans Ziel bringen.
    Raphael bildete aus Formenergie Stimmorgane, die Laute wie ein Mensch hervorbringen konnten. Er speicherte einen einzigen Satz: »Hört diese Botschaft von Raphael: Jemand braucht eure Hilfe!«
    Schließlich holte er den Siganesen an Bord und bettete ihn behutsam auf das Lager in einer der vier Kabinen. Zum Schluss veranlasste er, dass alle Schleusen hermetisch verriegelt wurden, und er simulierte das positronische Startsignal.
    Singend traten die Feldtriebwerke in Tätigkeit. In der Hallendecke öffnete sich ein kreisrunder Schacht. Das siganesische Schiff schwebte in den Schacht hinauf.
    Raphael blieb in der Halle zurück, bis die Signale des Raumschiffs schwächer wurden. Dann schloss er den Schacht und kehrte in das tiefste Innere der Station Palatka zurück, wo die Datenströme zusammenliefen. Von hier aus hatte Raphael vor kurzem wahrgenommen, dass es in der Nähe der Erde lebendig geworden war. Die Sensoren hatten die Ankunft eines ungewöhnlich großen Raumschiffs gemeldet, das nur die SOL sein konnte. Für Raphael war damit eines der entscheidenden Ereignisse eingetreten, die NATHAN vorhergesagt

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